Klaus starb kurz vor seinem 78. Geburtstag. Der aus Augsburg stammende Unternehmer wurde österreichweit als Kurzzeit-Arbeitgeber von Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach bekannt. Das Gastspiel von Gorbach im Tourismus-Unternehmen von Walter Klaus dauerte nur wenige Monate und hatte für viel Aufregung gesorgt. Doch die Unternehmerpersönlichkeit steht für wesentlich mehr: den touristischen Ausbau des Montafons in seiner heutigen Form.
Vom Maurer zum Großunternehmer
Klaus wurde 1934 in Deutschland geboren. Als Sohn eines Bauunternehmers absolvierte er eine Maurerlehre. Dann bildete er sich zum Architekten weiter und übernahm später das elterliche Geschäft. Doch wie wird ein erfolgreicher Bauunternehmer aus Deutschland zum Skiliftinvestor im hinteren Montafon? “Ganz einfach”, so Klaus in einem Interview. “Durch Zufall habe ich das Montafon in den 50er Jahren kennen und lieben gelernt.” 1967 baute er in Gaschurn ein Ferienhaus. “Ich habe hier Ski fahren gelernt und mich ein bisschen bei den Bahnen beteiligt, als mich der Bürgermeister gebeten hat, die Liftanlagen aus den roten Zahlen zu führen.” Dann hat eines zum anderen geführt. 1969 beteiligte er sich in Gaschurn erstmals an einer Vorarlberger Seilbahngesellschaft, weitere in Schruns (Hochjoch), in Bludenz (Muttersberg), im Bregenzerwald (Diedamskopf) und in Südtirol (Sulden) folgten. Neben seinem Engagement im Tourismus-Sektor baute er das elterliche Bauunternehmen – zunächst im Alleingang, dann zusammen mit seinem Sohn, der seit rund 18 Jahren dort die Geschäfte leitet – zu einer Baugruppe mit rund 1100 Mitarbeitern und über 130 Millionen Euro Jahresumsatz aus. Klaus besaß seit 1974 die österreichische Staatsbürgerschaft.
“Was ich mache, mache ich ganz”
Er galt bald als einer der engagiertesten Tourismusunternehmer des Landes. Im März 2006 beteiligte er sich im Rahmen einer Eigentümergruppe an der ÖBB-Schifffahrt auf dem Bodensee, das Unternehmen heißt heute “Vorarlberger Lines”. Das luxuriöse Event-Schiff “MS Sonnenkönigin” gehört ebenfalls mehrheitlich zur Klaus-Gruppe. Das ungewöhnliche Schiff entstand auf Basis einer Skizze aus der Hand von Walter Klaus und verschlang bis zu seiner Fertigstellung einen zweistelligen Millionenbetrag. Klaus hatte im Alter den See für sich entdeckt und hielt auch Anteile an der Schweizer Bodenseeschifffahrt. Walter Klaus wurde nur gesundheitshalber ein Mann leiser Töne. Hellwach im Geist war er nach wie vor das Gehirn der gesamten Firmengruppe. “Was ich mache, mache ich ganz”, sagte Klaus damals.
Rückzug
Als sich sein Zustand verschlechterte – er litt seit 31 Jahren an Parkinson – verkleinerte der passionierte Jäger sukzessive sein Imperium. Mit der Übernahme seines 86,6-Prozent-Anteils der Silvretta Bergbahnen AG durch die Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) zog er sich im Sommer 2007 aus dem Montafon zurück. Zudem verkaufte er zwei Restaurants in Bregenz und Bludenz. Im Oktober 2009 gab Klaus seinen Rückzug bekannt und übertrug seine Firmenanteile an seinen Holding-Geschäftsführer Werner Netzer.
Ein passionierter Jäger
Abseits des Berufes versuchte Klaus das Leben laut eigenen Angaben „in vollen Zügen zu genießen.“ Er sammelte Gemälde und Antiquitäten und baute in seinem Weingut in Kitzeck (Steiermark) Biowein an und brannte Schnaps. “Ich bin eben allem Schönen zugetan.“ Was er auch immer wieder gerne zeigte. So waren einige seiner wertvollen Gemälde in seinen Restaurants öffentlich ausgehängt. “Somit hatten auch meine Gäste was davon.” Neben immer neuen Betätigungsfeldern legte sich der Touristiker gerne auf die Pirsch.
Zuletzt war es ruhig geworden um den schwerkranken Mann. Er heiratete vor wenigen Monaten noch seine Partnerin Eva. Die Hochzeit gab er über eine Grußanzeige in der Zeitung der Öffentlichkeit bekannt. Hoch über Bregenz – am Lochauer Haggen in seiner Altersresidenz – setzte Walter Klaus am Dienstag seinem Leben ein Ende.
(VOL.AT mit Material der APA)
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