Wahlkampf-Finale: Wirbel vor der Gemeindewahl in Fußach spaltet die Bürger

Finanzaffäre, Vorwürfe der Befangenheit und juristische Auseinandersetzungen: Die Entwicklungen in der Gemeindepolitik sorgen in Fußach für intensive Diskussionen – oder genau das Gegenteil? "Viele wollen gar nicht darüber reden", erzählt ein Fußacher. Andere sehen den Wahlkampf als "Grabenkampf". VOL.AT war in der Gemeinde unterwegs und sprach mit Bürgern. Abseits der Kamera zeigte sich der ein oder andere recht gesprächig.

"Es gehören immer mehrere dazu"
Ein zugezogener Fußacher beschreibt die Stimmung als gespalten: "Einer mag den Bürgermeisterkandidaten, der andere den anderen." Näher habe er sich mit der Situation bisher nicht beschäftigt. Seine Frau ergänzt: "Meine Güte. Beim Bürgermeister passiert viel. Das ist halt einfach so." Sie spricht hier auch den Finanzskandal an, der vielen in der Gemeinde noch gut in Erinnerung ist: "Wenn es bestraft wird, wird es bestraft. Wir wissen, was wir wählen, und dann passt es." Eines ist für sie klar: "Es gehören immer mehrere dazu."
"Das müssen sie selbst unter sich ausmachen"
Eine Seniorin, die seit 50 Jahren in Fußach lebt, möchte sich nicht detailliert äußern: "Es ist lebens- und liebenswert hier. Man muss es sich selbst auch ein bisschen richten." Sie betont, dass sie sich nicht mehr aktiv für Politik interessiert, da sie das Kapitel nach ihrer Zeit in der Gemeindevertretung für sich abgeschlossen habe: "Jetzt sind andere, jüngere Leute dran. Einfach ist es nicht – nicht nur bei uns, sondern generell in der Welt." Man kriege mit der Zeit eine andere Sichtweise auf Dinge. "Das müssen sie selbst unter sich ausmachen", meint sie zu den Turbulenzen in der Gemeindepolitik. "Was will ich mich als Privatperson hier einmischen."
Ein Harder, der in Fußach einkauft, bekommt ebenfalls Diskussionen mit: "Ich habe es schon von Fußachern gehört. Sie sind ein bisschen verschnupft. Aber mehr weiß ich nicht." Sie hätten ihm erklärt, dass sie mit der Situation nicht ganz einverstanden seien. Der Bach sei ein Dauerbrenner in der Gemeinde, merkt er an.

"Das ist ein Grabenkampf, den sie da ausfechten"
Ein Paar, das seit einem Jahr in der Gemeinde lebt, schildert die Situation als unübersichtlich. "Ich habe davon gelesen, aber mich nicht tiefer damit beschäftigt", sagt die Frau. Ihr Mann hingegen hat versucht, mit anderen Fußachern ins Gespräch zu kommen: "Es ist irgendwie ein Wirrwarr. Es gibt widersprüchliche Aussagen." Der eine Kandidat sage, der andere hätte ihm geschadet, und umgekehrt. "Es ist ein Durcheinander. Es redet fast niemand gerne darüber." Zudem nimmt er eine intensive Wahlkampfphase wahr: "Fast täglich klingelt jemand an der Tür, bringt ein Geschenk oder einen Zettel. Das wirkt wie ein Wettlauf." Ihm reicht es mit der Gemeindepolitik: "Das ist ein Grabenkampf, den sie da ausfechten, statt dass es mal zur Ruhe kommt. Es wird im Wahlkampf jetzt richtig aufgekocht." So wie in Fußach kenne er den Wahlkampf aus seiner vorherigen Gemeinde nicht. "Jeder will seine Meinung mit reinbringen und pocht darauf. Eigentlich ist kein Konsens in Sicht." Für ihn und seine Frau stellt sich die Frage, ob sie überhaupt wählen gehen sollen. "Es kommt mir vor wie ein Privatkrieg", betont er abschließend.
"Es sind leider alte Männer"
Eine ältere Dame erklärt, man müsse aufpassen, kein Öl ins Feuer zu gießen. Sie war selbst früher Teil der Gemeindevertretung und wolle lieber nicht genannt werden: "Dann gibt es Ärger." Der Wahlkampf ist für sie ein üblicher Prozess. "Es wird nicht weiß Gott wie gestritten – natürlich gibt es Lager, aber das ist normal." Sie sieht in den aktuellen Diskussionen eine Fortsetzung vergangener Auseinandersetzungen: "Es sind Nachwehen vom Finanzskandal", meint sie. "Es war schon früher so, dass man solche Themen vor der Wahl aufgebracht hat. Gelogen wird überall." Die in jeder Gemeinde vorhandene Diskussion führe die Parteien zusammen. "Aber Diskussion inkludiert schon, dass man miteinander arbeitet. Bei der Wahl geht es im Vorhinein immer um Opposition. Jeder will Stimmen für sich." Sie fasst die Situation wie folgt zusammen: "Es sind leider alte Männer, die einfach sagen: Das geht nicht." Es gehe jetzt auch ums Aufarbeiten, was aber nicht heiße, dass Alt-Bürgermeister Blum alles abgewirtschaftet habe. "Er hat schon gearbeitet. Er hatte ein anderes Bild von der Gemeinde, kreativ und zukunftsfähig war er nicht."

"Das war ungeschickt"
Zur Diskussion um eine mögliche Befangenheit eines Gemeindevertreters meint sie: "Als ich das gelesen habe, dachte ich, das war ungeschickt. Sicher nicht durchtrieben. Auch, wenn er sich der Stimme enthalten hätte, wäre es dafür ausgegangen." Dadurch habe er anderen eine Angriffsfläche geboten, meint sie. "Das hat er sicher nicht bewusst gemacht, er ist jemand, der nach vorne denkt." Auch das Projekt zur Renaturierung der Alten Fußach sorgt für Gesprächsstoff: "Es ist ein Thema, über das viele diskutieren. Wenn es ein Anliegen ist, dann kann man es klären. Es wird nicht sofort umgesetzt, sondern betrifft künftige Generationen. Es ist gut, dass man alle Seiten überlegt, aber dass man daraus ein Wahlkampf-Hickhack macht, ist nicht in Ordnung."
(VOL.AT)
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