Vulkanasche: Salzburger Flughafen ist geschlossen
16.04.2010 14:09
(Akt. 16.04.2010 14:09)
Wien, Salzburg - Der Zeitplan für die Sperre des heimischen Luftraums wurde deutlich nach vorne verlegt: Der Luftraum über Salzburg wurde um 19 Uhr gesperrt. Die Sperre dauert mindestens bis Samstag 8.30 Uhr.
Eine gigantische Wolke aus Vulkan-Asche ist am Freitag aus Richtung Island quer über Europa gezogen und hat den Kontinent in ein Flugchaos gestürzt. Auf der Insel im Nordatlantik war der Vulkan Eyjafjallajökull ausgebrochen und hat Asche bis in rund 11.000 Meter Höhe ausgespuckt. Für die Luftfahrt stellten die feinen Partikel eine große Gefahr dar, weshalb der Luftraum über zahlreichen Ländern gesperrt wurde – in den Abendstunden auch jener über Österreich. Insgesamt dürften europaweit rund 60 Prozent aller Flüge ausgefallen sein. Auch der Flughafen Wien in Schwechat war davon betroffen.
Um 18.45 Uhr war es schließlich soweit: Der Luftraum über Wien und Linz wurde gesperrt. Es folgten Salzburg und Innsbruck um 19.00 Uhr sowie Graz und Klagenfurt um 22.00 Uhr. Seitens der heimischen Flugsicherungsbehörde Austro Control hieß es, dass bis mindestens Samstag, 8.30 Uhr, keine Starts und Landungen in Österreich erlaubt sind. Dann werde man im Rahmen einer Evaluierungssitzung über die weitere Vorgangsweise entscheiden.
Der Verursacher des Chaos, die Aschewolke, wurde am Freitagabend bereits über Österreich erwartet. Die Ankunft werde sich laut Berechnungen der Meteorologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien auf 20 Uhr bis Mitternacht verzögern. Ursprünglich war mit einem Eintreffen des Naturphänomens um etwa 18 Uhr ausgegangen worden. Die Modellberechnungen wiesen jedenfalls darauf hin, dass ein Teil der Wolke – voraussichtlich stark verdünnt – in Österreich auch in Bodennähe zu erwarten sei. Das würde bedeuten, dass diese auch an Feinstaubmessstellen registriert werden könnte.
Auch wenn die Vulkanaschen-Wolke bis nahe auf den Erdboden reicht, wird sie vom Menschen nicht wahrgenommen werden können. Zudem stellt sie keine Gefahr für die Gesundheit dar, die Partikelkonzentration sei bei der Ankunft in Österreich bereits sehr ausgedünnt. Die Wolke bewege sich ungefähr mit einem Tempo von 50 Stundenkilometern, sagte eine Meteorologin. Die Größe des Gebildes sei schwer zu bemessen, da auf den Satellitenbildern immer nur ein Teil zu sehen sei. “Die Wolke ist extrem ausgedünnt, sie reicht aber über mehrere europäische Länder.”
Die Austrian Airlines erwarten durch die erzwungene Betriebseinstellung negative “Auswirkungen in Millionenhöhe”, sagte AUA-Sprecher Martin Hehemann am Freitag zur APA. Die AUA sei – wie auch die anderen Fluglinien – nicht dagegen versichert, das Ereignis falle wohl unter “höhere Gewalt”.
Die Lage an den Flughäfen in Europa wird sich nach Vorhersagen der Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol auch am Samstag nicht entspannen. Die Aschewolke werde sich über Europa ausbreiten und deutlich größere Teile überdecken als am Freitag, teilten die Luftsicherheitsexperten in Brüssel mit. Darauf deuteten alle Wetterdaten hin. Die Wolke werde weiter nach Süden ziehen und schon Samstag früh eine gedachte Linie von Südfrankreich über Norditalien bis zum nördlichen Balkan erreichen. Das sagte der Chef der Luftraumüberwachung bei Eurocontrol, Brian Flynn.
Die ÖBB versuchten die Ausfälle so gut es geht abzufangen: “Bei uns fährt alles, was Räder hat”, meinte Unternehmenssprecher Thomas Berger zur APA. Mit drei Sonderzügen nach Frankfurt, Passau, München würden je 1.000 Passagiere zusätzlich befördert, verstärkt habe man vor allem die Verbindungen zwischen dem Flughafen Wien und dem Westbahnhof der Bundeshauptstadt. Dieser wurde am Freitag gleich von “ein paar 100 Prozent” Fahrgästen mehr gestürmt, die vor allem nach Deutschland reisen wollten. “Wir stellen uns darauf ein, dass wir auch morgen und übermorgen mit zusätzlichen Garnituren im Einsatz sein werden”, so Berger.
Frühaufstehern könnte die Aschewolke aber ein tolles Bild bieten. Sie sorgt der Voraussicht nach für einen außergewöhnlich schönen Sonnenaufgang am Samstag. “Es wird wahrscheinlich intensivere Rosa-Töne geben”, hieß es seitens der ZAMG. Der Effekt entstehe dadurch, dass die Aschepartikel in der Atmosphäre einen Teil des Sonnenlichts abfiltern. Die Sonne werde daher nicht wie üblicherweise gelb-orange, sondern tiefrot aufgehen.