Ähnlich wie beim Impfpass sollen hier alle Vorsorgeuntersuchungen eingetragen werden, schlug Vizepräsident Johannes Steinhart am Donnerstag in einer online-Pressekonferenz vor. Er wünscht sich, dass diesen Pass auch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) unterstützt, damit möglichst viele Menschen vom Nutzen solcher Programme profitieren.
Gesundheitspass für Vorsorgeuntersuchung gefordert
Dieser Vorschlag ist Teil eines Fünf-Punkte-Planes der Ärztekammer für die Gesundheitsversorgung als Konsequenz aus der Corona-Krise. Die während der Pandemie forcierte Digitalisierung mit elektronischem Impfpass, elektronisch übermittelten Rezepten oder Online-Konsultationen von Ärzten solle zügig weiterentwickelt werden. Dabei müsse aber nicht nur auf den Datenschutz geachtet werden. Medizinische Entscheidungen dürften nicht nach Algorithmen getroffen werden. Das wäre für Steinhart "ein striktes No Go."
Einsparungen im Gesundheitssystem werden entschieden abgelehnt
Um auf eine mögliche nächste Pandemie vorbereitet zu sein, sollte als dritter Punkt eine Sicherheitsreserve an Schutzausrüstung und Medikamenten bereitgehalten werden. Während sich in Österreich eine ausreichende Zahl an Intensivbetten bewährt habe, sei die knappe Kalkulation ohne Reserven in anderen Ländern zum Teil katastrophal gewesen. Deshalb lehnt der Ärztekammer-Vizepräsident Einsparungen im Gesundheitssystem als vierten Punkt entschieden ab. Er fordert Investitionen statt "Dämpfungspfade", weil die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung wichtiger sei als die Finanzen.
Leistungskatalog für niedergelassenen Bereich gefordert
Und schließlich fordert der Obmann der niedergelassenen Ärzte auch einen modernen Leistungskatalog für den niedergelassenen Bereich. Ein Entwurf der Ärztekammer für einen solchen Katalog mit einheitlichen Leistungen in ganz Österreich werde in den kommenden Wochen vorgelegt, kündigte Steinhart an. Dieser soll dann Basis für die Verhandlungen mit der ÖGK über einen neuen Honorarkatalog sein.
Auf verschiedene gesundheitliche "Kollateralschäden", weil Patienten seltener in die Ordinationen und Spitäler gekommen sind, machten in der Pressekonferenz Fachärzte aufmerksam. Der Appell an die Patienten lautete dabei, versäumte Untersuchungen nun rasch nachzuholen. Dies sei in den Ordinationen und Krankenhäusern trotz nach wie vor nicht ausgestandener Corona-Krise gefahrlos möglich.
Gesundheitliche Folgen der Coronavirus-Pandemie
Die Kardiologin Bonne Seyda berichtete als Folge der Pandemie von Gewichtszunahmen der Menschen durch Bewegungsmangel und veränderte Ernährungsgewohnheiten. Deshalb und wegen einer geringeren Zahl an Arztbesuchen und damit schlechterer Medikamenteneinstellung seien auch erhöhte Blutfett-, Blutzucker- und Blutdruckwerte festgestellt worden, die zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen könnten. Deshalb sei es dringend nötig, die Patienten in die Ordinationen zurückzuholen. Außerdem sei es durch die Pandemie zu verzögerten Erstdiagnosen von Neuerkrankungen gekommen. Weiters beklagte sie, dass man für bestimmte Kontrollen, wie etwa für Herzschrittmacherkontrollen, in manchen Ambulanzen derzeit keine Termine bekomme. Seyda forderte deshalb, dass solche Leistungen auch von niedergelassenen Ärzten als Kassenleistung angeboten werden können.
Radiologische Untersuchungen: Rückgang um bis zu 90 Prozent
Der Kardiologe Franz Frühwald erläuterte, dass die Zahl der radiologischen Untersuchungen im ersten Lockdwon um bis zu 90 Prozent zurückgegangen sei. Bei Mammografien liege der Rückgang 2020 gegenüber 2019 bei 18 Prozent. Das bedeute hochgerechnet, dass dadurch etwa 150 Karzinome nicht entdeckt worden seien. Frühwald appellierte daher an die Patientinnen, versäumte Mammografien rasch nachzuholen und in der onkologischen Nachsorge die Intervalle einzuhalten. Der Chirurg Friedrich Anton Weiser berichtete dass in seiner Gruppenpraxis im Lockdown etwa 90 Prozent weniger Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt worden seien. Von diesen 800 bis 900 nicht untersuchten Menschen hätten hochgerechnet etwa 200 Patienten Polypen gehabt, wovon sich wiederum rund 40 Prozent früher oder später in einen Tumor umgewandelt hätten.
(APA/Red)
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