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Vorarlbergs Sticker für Krise gewappnet

Lustenau - "Natürlich spürt die Branche insgesamt den raueren Wind auf den Weltmärkten, die aus Verunsicherung und Jobangst resultierende Kaufzurückhaltung, den verstärkten Druck auf die Preise."

“So gesehen ist jedes Stickereiunternehmen voll gefordert. Aber durch konsequentes Ausspielen unserer Stärken müsste auch dieses Konjunkturtal zu bewältigen sein.“

So beantwortete der Lustenauer Stickerei-Fabrikant Komm.-Rat Heinz Hämmerle unsere Frage, ob der Konkurs des Traditionsunternehmens Böhi (wir berichteten) tragisches Einzelschicksal oder aber Fingerzeig ernsthafter Probleme einer heimischen Schlüsselbranche ist. Hämmerle, der vor Böhi-Chef Walter Streitler viele Jahre als Stickereiverbandspräsident fungiert hatte, ist überzeugt, dass sich ein Stickereiunternehmen „gerade in Zeiten wie diesen durch volles Ausspielen seiner Kreativitäts-, Qualitäts- und Servicekompetenzen am Markt bewähren und legitimieren kann“. Man müsse in Zeiten, da die Luft dünner wird, „eben noch konsequenter all das tun, was Kunden an ihre Lieferanten bindet – also Innovationen tätigen und nicht selten geradezu unverschämten Serviceaufwand betreiben“, sieht Hämmerle diesen sich auf lange Sicht durchaus lohnen.

Andreas Vogel, bei der Stickerei Hoferhecht für den Verkauf verantwortlich, ist froh, dass die Produkte seines Unternehmens im hochwertig-exklusiven Bereich angesiedelt sind, konkret in reiner Seide und Seidengeweben. „Diese penetrant propagierte Geiz-ist-geil-Mentalität ließ nämlich die mittleren Verkaufssegmente völlig wegbrechen: Heute ist fast nur noch Platz für supergünstige oder für Premium-Anbieter, und speziell im sehr günstigen Bereich räumen die Kunden oft wegen einiger weniger Cent Preisdifferenz dem Mitbewerber aus Billiglohnzonen den Vorrang ein“, möchte Hoferhecht diesen Wettlauf nach unten z. B. gegen Chinesen erst gar nicht aufnehmen. Sein Unternehmen punkte vielmehr mit kluger Nischenpolitik, mit seit Jahren praktizierter Qualitätssicherung, auch mit noch stärker forcierten Innovationen.

„Nicht dramatisieren“ sollte man laut Herwig Bösch, Geschäftsführer bei Isidor Scheffknecht, den für Furore sorgenden Böhi-Zusammenbruch. Klar spüre auch seine Firma den härteren Druck auf den Märkten, aber „die Stickerei gleicht seit Jahrzehnten immer wieder einer Berg- und Talfahrt“. Die Isidor Scheffknecht GesmbH & Co KG, die schwerpunktmäßig an die Wäscheindustrie liefert, sei zum Glück marktbezogen sehr breit gestreut und decke vor allem die mittleren Nachfragebereiche breit ab. Herwig Bösch, der Ende April übers Geschäftsjahr 2008/09 Bilanz ziehen wird, zeigte sich gestern zuversichtlich, sowohl den Umsatz als auch den Belegschaftsstand (aktuell 20) trotz Weltmarktkrise halten zu können.

Afrika „guter Markt“

Raimund Bösch, Geschäftsführer der Stickerei Albert Bösch und Innungsmeister des Ländle-Stickereigewerbes, „bewundert“ jeden, der jetzt überhaupt eine Prognose wagt, wo die Branche in einem Jahr stehen könnte. Seine „Hauptrezepte“ gegen die Marktkrise: Noch prompteres Reagieren auf Veränderungen und Abschlankung der Organisation aufs unbedingt nötige Muss. Bösch, der auf exklusive, spezielle Maßanfertigungen in kleineren Stückzahlen spezialisiert ist, hat kein Problem damit, vor allem in Afrika engagiert zu sein. „Gegen jene Probleme, die momentan Amerika, Europa und Asien beuteln, ist der Markt Afrika geradezu gut berechenbar“, meinte der Innungschef, der heuer zwar ein paar Prozent weniger Umsatz erwartet, aber trotzdem zwei bis drei Mitarbeiter zusätzlich einstellen möchte.

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