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Vorarlbergs größtes Poesie-Talent

Als Trophäe gabs neben dem Startplatz der Staatsmeisterschaft diese Kuhglocke.
Als Trophäe gabs neben dem Startplatz der Staatsmeisterschaft diese Kuhglocke. ©Emir T. Uysal
Landesmeisterschaft 2019 der Ländle Poetry Slammer in Feldkirch.
Grand Slam Vorarlberg (2019)

FELDKIRCH In Vorarlberg existiert eine lebhafte Slammer Szene, die von Ländle Slam in ihrem Engagement sehr stark unterstützt wird. Es finden während des Jahres regelmäßig Poetry Wettbewerbe in den verschiedenen Kulturinitiativen statt. Im Rahmen des „feldkircher lyrikpreisfestivals 2019“ traten vergangenen Freitag Vorarlbergs beste Slammer gegeneinander an. Durch den Abend führten Veranstalter Tom Astleitner und Steffen Brinkmann.“Das Jahr 2019 neigt sich dem Ende zu und damit auch die Saison, in der unsere Poeten ihre Gelegenheit hatten, eifrig Punkte zu sammeln“, erklärt Astleitner. Jene acht Spitzenreiter traten im Theater am Saumarkt gegeneinander an. Neuling Chiara Huber sorgte als „Opferlamm“ für die Eichwertung.

 

Stereotypen, Battlerap und Buntstifte

Manuela Mühlegger trat als Nummer ein an. Sie zerschnitt wortgewaltig Stricke von „Jasagern und Bausparern“. „Wir versäumen das Große und Ganze“, meint sie in ihrem Auftritt und forderte die Gäste auf sich nicht nur „leichte Ziele“ zu setzen. Anschließend ging Jay-Man an den Start. Er drückte seinen Hass gegen jeden Rassisten aus, boykottiert Nestle-Produkte und machte sich für Gleichberechtigung und Solidarität stark. In zahlreichen „Punch-Lines“, wie man sie in Rap-Texten kennt, holte er sprachlich zum Rundumschlag aus.

Theresia Gröchenig sieht das Bildungssystem als großes „Schlamassel“. Wir sollen alle mit sehr guten Noten starten bis wir beim „ungenügend“ ankommen und Schüler folglich resignieren. „Ich vermisse Buntstifte an Regentagen“, träumt sie.

 

Extremisten, Sex und Missbrauch

Überrascht hat Tarik-Samy Khalil mit seinem Auftritt. Unkonventionell reflektiert er die Diskriminierung, die er am eigenen Leibe erfährt. „Extremisten gibt es in jeder Kultur“, ruft er auf. Ivica Mijajlovic feiert Wahltag mit seiner eigenen Partei „Sex“. Beim Mitmach-Slamtext zählt er sein Wahlprogramm auf, das „Orgasmus-Zulagen, Penetration gegen Frustration und Oral statt Uran“ beinhaltet. In einen anderen Kontext stellte Nadine Bösch ihren Text. In Anaphern erzählt sie eine Geschichte über Vergewaltigung. „Still, still, still … Weil er es wieder will.“

 

Ausweisdieb und Abschied

Simon Ludescher ist Lehrer und schrieb eine Fortsetzung zum kleinen Ich-bin-Ich. Als ausweis-stehlendes, disko-schleichendes, fratzen-klauendes Geschöpf hatte die Geschichte auch eine Moral zum Schluss. Luna Levay schloss die erste Runde mit einer Performance über ihre Tante ab, die mit ihrer Tapferkeit und Lebensfreude dann doch den Kampf gegen den Krebs verlor. Mit einem Kuss auf die Stirn nahm sie bewegend Abschied.

 

Grand-Slam-Finale

Ins Finale zog dann Jay-Man gemeinsam mit Mijajlovic und Levay. „Als ich das Datum von diesem Event gelesen habe, wusste ich ‚Ich muss diesen Text lesen‘“, erzählt Titelverteidiger Mijajlovic. In einer absolut rührenden Geschichte über einen verstorbenen Freund, der heute Geburtstag gefeiert hätte, hielt das Publikum den Atem an. Selbst der Poet war sichtlich voller Kummer, als er mit letzten Worten „Alles Gute zum Geburtstag ‚T‘!“ die Bühne prompt verließ. Damit sicherte er sich seinen zweiten Sieg in Folge und darf zu Österreich-Meisterschaften fahren und holte sich zudem die Trophäe (eine verzierte Kuhglocke). ETU

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