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Vorarlberg: Thailändische Firma kauft Schoeller Spinning Group

©Paulitsch
Knalleffekt in der Vorarlberger Textilbranche: Die Indorama Ventures PCL aus Thailand hat bei der Bundeswettbewerbsbehörde die vollständige Übernahme und alleinige Kontrolle der Schoeller Spinning Group mit Hauptsitz in Hard und Produktionsstandorten in Tschechien und Deutschland angemeldet.

Die 100-prozentige Übernahme erfolge durch die Tochtergesellschaft Indorama Netherlands B.V. und betreffe die Schoeller GmbH & Co KG sowie die Tochterfirma TTI Technology Innovation GmbH in Hard.

Eigentümer bestätigen Verkauf

Bisher befand sich die international tätige Kammgarnspinnerei im Eigentum der geschäftsführenden Gesellschafter Kurt Haselwander und Gerhard Hübinger. Sie haben das Unternehmen 2010 im Rahmen eines Management Buyouts übernommen und seither im Zuge einer strategischen Neuausrichtung wirtschaftlich stabilisiert.

Haselwander bestätigte auf wpa-Anfrage, dass er und sein Geschäftspartner die gesamte operative Textilfirmengruppe inklusive der dazugehörenden Betriebsliegenschaften an Indorama verkauft haben. Die Verträge seien vergangene Woche unterzeichnet worden. Der Verkauf betreffe alle textilen Produktionsstandorte der Schoeller Spinning Group und TTI. Vom Verkauf nicht betroffen sei der Immobilienbesitz, der etwa 70 Wohnungen in Bregenz und Hard umfasst. Über den Kaufpreis hätten die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart. Nun gelte es, die Zustimmung der Kartellbehörden abzuwarten. Haselwander rechnet mit dem Closing in etwa zwei Monaten.

“Notwendige Power für Wachstum”

Kurt Haselwander begründet den Verkauf damit, dass Schoeller mit Indorama “die notwendige Power” habe, um an der weltweiten Wachstumsstrategie festhalten zu können. “Wir hätten das allein niemals geschafft.” Jetzt sei man Teil einer internationalen Firmengruppe mit mehr als 15.000 Mitarbeitern und einem Gruppenumsatz von zuletzt 8,5 Milliarden US-Dollar. Indorama sei in über 50 Ländern weltweit tätig und konzentriere sich schwerpunktmäßig auf die Petrochemie- und Textilbranche. Zudem sei der Konzern im Dow Jones Sustainability Index gelistet und besitze weitere Unternehmen in Österreich und Deutschland.

Auf die Frage, ob hinsichtlich des Verkaufes die Schoeller Group auf Indorama zugekommen sei oder umgekehrt, sagte Haselwander, dass es eigentlich eher zufällig auf einer internationalen Fachmesse zum Erstkontakt gekommen sei. Bei den dortigen und anschließenden Gesprächen habe man erkannt, dass beide Seiten in Bezug auf die Weiterentwicklung von Schoeller übereinstimmten. “Indorama ist ein finanzkräftiger Investor, der strategisch gleich handelt wie wir.” Neben dem Kapital gewinne Schoeller dadurch auch die notwendigen Kapazitätsressourcen. Indorama Ventures betreibe eine leistungsfähige Kammgarnspinnerei in Thailand.

Mittelfristiger Rückzug des Managements

Haselwander geht davon aus, dass Indorama die bestehenden Standorte in Hard, Süssen (D) und Kresice (Tschechien) erhalten werde, da auch Indorama eine klare Wachstumsstrategie mit Schoeller verfolge. “Das sind keine Heuschrecken, die einfach nur Know-how und Liegenschaften zusammenkaufen. Deshalb haben sie sich auch nicht für unseren Immobilienbereich außerhalb des Textilgeschäftes interessiert.” Zukünftig sollen Indorama und Schoeller auch weiterhin eigenständig am Markt auftreten, allerdings dabei alle möglichen Synergien nutzen. Der gemeinsame Fokus liege klar auf der Entwicklung und Herstellung von hochwertigen Garnen.

Ebenfalls als Indiz dafür, dass es Indorama nicht um ein Ausschlachten des Unternehmens gehe, sei der Umstand, dass es eine Vereinbarung mit Haselwander und Gerhard Hübinger gebe, erst mittelfristig aus dem Management des Unternehmens auszuscheiden. “Die möchten einen geordneten Übergang durchführen. Wir sprechen hier von einer Dauer zwischen zwei und fünf Jahren”, sagte Haselwander. Er ist überzeugt davon, dass der Verkauf an Indorama am besten sei in Bezug auf eine nachhaltige Weiterführung von Schoeller und den Erhalt und Ausbau der Arbeitsplätze an den bestehenden Standorten.

Rund 150 Mitarbeiter in Hard

Schoeller beschäftigt am Stammsitz in Hard insgesamt etwa 150 Mitarbeiter. Hier sind die auch Färberei und die Logistik untergebracht. Gleichzeitig befindet sich in Hard auch der dazugehörende High-Tech-Wollausrüster TTI Textile Technology Innovation GmbH. Weitere rund 320 Beschäftigte zählt der Spinnerei-Standort in Tschechien. Dazu kommt das Handstrickgarnunternehmen Schoeller Süssen. Im Geschäftsjahr 2017 wurde von der Schoeller GmbH & Co KG ein Umsatz von rund 52 Millionen Euro erzielt. Der Exportanteil liegt bei etwa 90 Prozent.

(wpa)

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