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vorarlberg museum stellt evangelisches Leben im Ländle ins Zentrum

Intervention "Hier stehe ich....500 Jahre Reformation" bis 31. Oktober im vorarlberg museum.
Intervention "Hier stehe ich....500 Jahre Reformation" bis 31. Oktober im vorarlberg museum. ©vorarlbergmuseum.at
Bregenz - Evangelisches Leben ist in Vorarlberg nicht sehr stark verbreitet. Dennoch haben zahlreiche Persönlichkeiten, die sich zum Lutherischen bekannten, in den vergangenen 400 Jahren das gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben maßgeblich mitgeprägt. Ihnen widmet das vorarlberg museum bis 31. Oktober eine "Intervention" im Haus selbst und an verschiedenen Orten im Land.

Unter dem Titel “Hier stehe ich….500 Jahre Reformation” reiht sich das Landesmuseum in Kooperation mit den vier Vorarlberger evangelischen Pfarrgemeinden und dem Diözesanarchiv damit in die Reihe der Institutionen ein, die im Jubiläumsjahr der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers an den Beginn der Reformation erinnern.

“Intervention” statt Ausstellung

“Intervention” deshalb, weil es sich nicht um eine reguläre Ausstellung mit eigenem Raum und Gegenständen handelt. Vielmehr sind die Ausstellungsstücke, Silhouetten von 19 evangelischen Persönlichkeiten mit biografischen Informationen, überall im Museum und an 22 Orten in Vorarlberg, im bayerischen Lindau und in Vaduz in Liechtenstein aufgestellt. “Sie tauchen urplötzlich auf, dann sind sie wieder nicht vorhanden”, beschrieb der Direktor des vorarlberg museum, Andreas Rudigier, bei der Presseführung am Donnerstag das Konzept.

Im Museum selbst wurden, wo möglich, Bezüge zu ausgestellten Gegenständen oder Themen hergestellt. So findet sich etwa der Industrielle und Archäologe Carl Ferdinand von Schwerzenbach, einer der Gründerväter des vorarlberg museums, neben seiner berühmten Sammlung von Schwertknäufen oder der wegen seines nationalsozialistischen Engagements im Dritten Reich etwas umstrittene Maler Fritz Krcal neben einer Bildersammlung. Verstreut im ganzen Land sind die Silhouetten der 19 Menschen an ihren Wirkungsstätten aufgestellt, etwa die Otto Bartnings neben der evangelischen Heilandskirche in Dornbirn, die der bekannte Kirchenbauarchitekt und Bauhaus-Mitbegründer nach seinen Prinzipien des “neuen Kirchenbaus” achteckig plante.

Die evangelische Geschichte Vorarlbergs

In Vorarlberg leben heute nur 6.500 evangelisch getaufte Menschen (rund 1,7 Prozent der Bevölkerung). Doch das war nicht immer so. “1527 wurde in beinahe allen Kirchen in Vorarlberg lutherisch gepredigt”, erzählte Kuratorin Barbara Grabherr-Schneider beim Rundgang durch die Stockwerke des Museums. Nach Vorarlberg gebracht hatten die Ideen Luthers Feldkircher Studenten, die es an die Universität Wittenberg zog, wo sie in Kontakt mit dem Kirchenreformator kamen. Rund 50 sollen es gewesen sein, berichtete Rudigier, einige von ihnen wurden sogar enge Mitstreiter Luthers, wie die Theologen Johannes Dölsch, bekannt als “Doctor Feldkirch”, und Bartholomäus Bernardi.

Lange dauerte diese Sympathie für Luther in Vorarlberg freilich nicht. Schon wenige Jahrzehnte später war ein Großteil der evangelischen Bevölkerung der Gegenreformation zum Opfer gefallen. Sie wurden entweder ausgewiesen, flüchteten oder wurden eingesperrt und hingerichtet. Eine eigene evangelische Gemeinde entstand in Vorarlberg erst 1861, als Kaiser Franz Joseph I. das Protestantenpatent erließ. Zuvor hatten sich im Ländle bereits eine beachtliche Anzahl evangelischer Industrieller, allen voran die “Tüchlebarone”, aus Schottland, der Schweiz und Deutschland angesiedelt. Auch einigen von ihnen, zum Beispiel John Sholto Douglass, Samuel Jenny oder Friedrich Wilhelm Schindler sind eigene Silhouetten gewidmet.

(APA)

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