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Vorarlberg: Kälbertransporte sorgen weiter für Wirbel

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Landesrat Christian Gantner hat am Mittwoch im Landtag die Rechtmäßigkeit der Tiertransporte noch einmal betont - die Tierschützer sehen darin aber ein "Ablenkungsmanöver".
NEOS orten Kontrollversagen

LR Gantner hat am Mittwoch im Landtag erneut betont, dass die Abfertigung der Tierstransporte durch die Vorarlberger Amtstierärzte rechtskonform erfolgt. Die Abfertigungspraxis sei durch das zuständige Sozialministerium rechtlich geprüft und mittels Erlass bestätigt worden. Eine Anfrage vom 20. Dezember 2018 durch den Südtiroler Landwirtschaftslandesrat brachte aber erstmals offiziell Erkenntnisse über die Praxis in Italien. Dort werden die Kälber nach Vorgaben des italienischen Gesundheitsministeriums für mindestens sechs Stunden an der Sammelstelle in Bozen untergebracht und getränkt, bevor neue Transportgruppen zusammengestellt werden, die dann wieder verladen werden.

Entsprechend einer EU-Verordnung hat die Unterbringungszeit jedoch 48 Stunden zu betragen. Gantner hat als Reaktion darauf einen Erschließungsanstrag eingebracht, in welchen die Bundesregierung ersucht wird, bei der EU-Kommission darauf hinzuwirken, dass die Unterbringungszeit bei Sammelstellen in den EU-Ländern entsprechend der Verordnung einheitlich praktiziert wird. “Ich appelliere daher an die Viehhändler, solange in der EU bei Sammelstellen unterschiedlich lange Unterbringungszeiten praktiziert werden, von weiteren Kälbertransporten, die in Vorarlberg abgefertigt werden, abzusehen”, so Gantner.

“Ablenkungsmanöver”

Der “Verein Gegen Tierfabriken” sieht diesen Appell aber nicht als ausreichend und fordert einen sofortigen Stopp der Transporte, bis ein gesetzeskonformer Zustand sichergestellt werden kann. „Statt seiner Verantwortung nachzugehen und die illegalen Transporte zu stoppen, werden nun Ablenkungsmanöver gestartet. Das kaputte System der Milchwirtschaft wird nicht hinterfragt“, so VGT-Kampagnenleiter Tobias Giesinger. Er kritisiert, dass nun von „einheitlichen Zeiten an Versorgungsstationen“ die Rede sei, wo die illegalen Transporte Bozen doch als Bestimmungsort und nicht als Versorgungsstation angegeben hatten. Die würden Tierschützer seit Monaten beklagen, während seitens der Verantwortlichen bisher nur von „Kurzstrecken-Transporten mit Bestimmungsort Bozen“ die Rede gewesen sei.

In Landesrat Gantners Zuständigkeit liege auch das Veterinärwesen und damit die Arbeit der Amtstierärzte, die bisher offenbar gesetzeswidrige Transporte zuließen. „Da nun offiziell bekannt ist, dass Bozen nicht der Bestimmungsort ist, dürfen diese Transporte nicht mehr genehmigt werden. Auch hier könnte der Landesrat in seiner Zuständigkeit eingreifen,“ erklärt Giesinger.

Massiver Schaden

Anders sieht das die Wirtschaftskammer Vorarlberg. „Wir begrüßen, dass Landesrat Christian Gantner die Rechtmäßigkeit der Abfertigung von Kälbertransporten bestätigt hat“, erklärt Franz Felder, Berufsgruppensprecher der Vorarlberger Viehhändler. Der Vorschlag des Landesrats, die Transporte auszusetzen, sei aber nicht umsetzbar: „Das würde zu existenziellen wirtschaftlichen Einbußen bei den heimischen Händlern und damit auch deren Partnern aus der Landwirtschaft führen“, stellt Felder klar. Gleichzeitig würde dadurch auch die Beziehung zu den Partnern auf der Abnehmerseite massiv Schaden nehmen.

„Bei der gegebenen Agrarstruktur sind Kälberexporte ohne Alternative. Die Vorarlberger Vieh- und Fleischgroßhändler stehen dabei für maximale Standards bei den Transporten. Das wird durch eine gewissenhafte Abfertigungspraxis der Verladetierärzte unterstützt und dokumentiert“, so Felder, Berufsgruppensprecher der Vorarlberger Viehhändler.

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