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Vorarlberg: „Ich kann das nur jedem abraten“

Raphael hat auf seinem Oberschenkel versucht, sich selbst ein Motiv zu stechen.
Raphael hat auf seinem Oberschenkel versucht, sich selbst ein Motiv zu stechen. ©WANN&WO: handout/Raphael
Wie gefährlich ist der neue DIY-Tattoo-Trend? W&W sprach mit Tätowierer Mike Geringer und Raphael (23) aus Fußach, der sein eigenes Kunstwerk bereut.

Von Lisa Purin/WANN & WO

Ein neuer, gefährlicher Trend, der unter die Haut geht. In einer Zeit, in der man sich sogar eine Tätowier-Maschine im Internet ersteigern kann, versuchen sich immer mehr „blutige“ Anfänger – und das ist gefährlich: Mike vom Tattoostudio „Herzblut“ in Dornbirn klärt über die „Do It Yourself“-Tattoos auf.

„Früher durften und konnten nur Tätowierer mit Gewerbeschein professionelles Tattoo-Equipment kaufen. Das war eine Ehrensache! Jetzt wird ja bekanntlich jedem alles angeboten. Und so können wir in letzter Zeit feststellen, dass sich immer wieder junge Menschen denken: Das kann ich doch auch und mach mir und meinen Freunden selbst ein Tattoo“, erzählt der Tätowierer.

„Jung und naiv“

So wird auf mancher Couch oder manchem Küchentisch mehr schlecht als recht ein Motiv gestochen. Auch Raphael (23) aus Fußach war laut eigener Aussage „jung und naiv“, als er sich eine Maschine im Internet kaufte und seinen Oberschenkel tätowierte.

„Das war nicht gerade meine klügste Idee. Ein Tätowierer muss nicht ohne Grund lange Zeit üben, damit die Arbeit professionell ist. Leider war mir das damals nicht klar – meine DIY-Tattoos sind nie richtig verheilt, ganz abgesehen von der Scheiß-Qualität“, erzählt Raphael, der seine selbstgestochenen Tattoos mittlerweile bereut.

Tätowierer Mike kann Raphaels Erfahrungen nur bestätigen: „Die Qualität und Linienführung wird nie so sein, wie bei einem Profi. Abgesehen davon wissen diejenigen auch nicht, wie tief oder stark sie stechen dürfen und so sind böse Narben und ausgelaufene Linien an der Tagesordnung. Von den hygienischen Bedingungen mal ganz abgesehen. Weiters ist bei diesem billigen Material, vor allem bei den Nadeln, nicht einmal garantiert, dass sie steril sind“, zeigt sich Mike besorgt.

„Leider bemerken wir, dass es sehr vielen egal ist, wie ihr Tattoo aussieht. Ein gewisser ‚Knast-Look‘ scheint hier durchaus gewollt! Doch wenn dieser Trend dann aufhört, sehen wir eine Welle von Cover-ups auf uns zurollen. Oft ist nichts mehr möglich, außer der Weg zum Laser-Institut.“

Die Freude soll bleiben

Auch all diese kleinen Tattoos, die derzeit voll im Trend liegen, sollte man sich lieber vom ausgebildeten Tätowierer stechen lassen. Dieser liefert eine saubere Arbeit ab und hinterlässt ein Motiv auf der Haut, das auch nach vielen Jahren noch Freude macht.

Raphael bereut, was er getan hat. „Ich kann das nur wirklich jedem abraten – und weiß aus Erfahrung, dass das Tätowieren gelernt sein sollte. Mittlerweile bin ich auch so klug und bezahle lieber ein paar Euro mehr, habe dafür ein schönes Motiv auf meiner Haut und kann mich irgendwann auch noch als alter Mann darüber freuen!“ Deshalb: Wer sich für die Körperkunst entscheidet, sollte zu einem Profi gehen.

MiK
MiK ©MiK

„Immer mehr kommen auf diese dumme Idee“

Mike Geringer, Tattoo-Studio „Herzblut“: „Früher konnten nur Tätowierer mit Gewerbeschein professionelles Tattoo-Equipment kaufen. Mittlerweile müssen wir mit ansehen, wie immer mehr Jugendliche, aber auch Erwachsene auf die Idee kommen, sich selbst zu tätowieren. Das hat dann ganz schnell diesen ‚Knast-Look‘ – der scheinbar auch noch gewollt ist. Mein Tipp: Man sollte sich von einem Profi beraten lassen und nicht selbst herumpfuschen!“

 

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