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Vorarlberg: Abschiebe-Fall in Sulzberg - "Wir hoffen auf ein Wunder"

Arpine und Azat bei der Bewirtung im Nordic-Sport-Park.
Arpine und Azat bei der Bewirtung im Nordic-Sport-Park. ©Handout Gemeinde Sulzberg/Steurer
Familie P. aus Sulzberg soll abgeschoben werden – W&W hat sich im Umfeld von Arpine, Azat und Anri umgehört.
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Von Lisa Purin/Wann&Wo

W&W traf Erwin Steurer (Pro Asyl) in Sulzberg. „Ich begleite die Familie schon seit fünf Jahren. Sie sind ein wesentlicher Teil unseres Dorfes und haben sich schon überall ehrenamtlich engagiert. Egal, ob als Hausmeister, Dorfgärtner, im Theater, bei Nachbarn, im Kirchenchor oder im Deutschkurs“, so Steurer. Gestern hieß es auf Anfrage, dass die Mutter das Krankenhaus wieder verlassen kann. „Vater Azat und der dreijährige Arni sind gestern Nacht, um 3.30 Uhr, wieder in Sulzberg angekommen. Sie mussten in Wien ein Taxi nehmen und wurden ohne Geld sowie Kleidung entlassen“, berichtet Erwin Steurer. Auf Anfrage bei LH Wallner hieß es: „Im konkreten Fall haben wir von den zuständigen Bundesasylbehörden ein menschliches Vorgehen verlangt – es darf nicht sein, dass eine schwangere Frau von ihrem dreijährigen Kind getrennt wird. Das Eingeständnis des Innenministeriums zeigt, dass hier ein Fehler passiert ist und die Rücknahme der getrennten Abschiebung ist für uns ein Schritt in die richtige Richtung.“

8 Statements aus der Gemeinde

Peter Loretz, Pfarrer: „Ich kann nur Positives berichten. Sie waren immer sehr entgegenkom­mend und hilfs­bereit. Die Familie ist Mitglied der armenisch-apostolischen Kirche, auch eine christliche Kirche, und hat mich gebeten, ihr erstes Kind zu segnen. Diesem Wunsch kam ich sehr gerne nach. Beide waren im Kirchenchor, die Mutter hat im Pfarrzentrum mitgeholfen und eine Taufe am Klavier begleitet. Man kann hier wirklich von einer Vorzei­gefamilie sprechen, die ich als sehr herzlich kennengelernt habe.“

Celine Blank, Kindergartenpädagogin: „Anri ist bei uns im Kindergarten. Er ist ein supertoller, offener, lebens­froher Junge und konnte wirklich sehr gut Deutsch. Auch die Eltern Arpine und Azat waren immer sehr bemüht, hilfsbereit und verlässlich. Sie halfen anderen Flüchtlings­familien, wenn sie einen Zettel aus dem Kindergarten nicht verstanden haben. Sie sind eine richtige Vorzeigefamilie. Es ist wirklich schade und traurig, dass so eine integrierte und bemühte Familie abgeschoben werden soll.“

Uwe Martin, Chorleiter: „Seit fünf Jahren sind Arpine und Azat aktive Mitglieder im Chor in Sulz­berg. Sie sind stets sehr engagiert und innerhalb der Gemeinde wirklich gut integriert. Die Familie war immer bemüht, hier sesshaft zu werden, hat überall ausgeholfen und mitgewirkt, wie etwa beim Kiosk am Fußballplatz. Regelmäßig haben sie die Chorproben besucht und auch selbst ein Stück mitgebracht. Ein­mal haben sie uns sogar bei einer Präsentation ihr Herkunftsland vorgestellt.

Gabriele Blank, Bekannte: „Sie haben sich immer ehrlich für uns, unser Leben und wie wir leben interessiert. Sie haben immer geholfen, für keine Arbeit waren sie sich zu schade. Für Sulzberger und für Nachbarn im Zollhaus waren sie immer da. Ich kenne Arpine als liebevolle Mama, einfühlsame Deutschlehrerin und Hausaufgabenhelferin für Flüchtlingsnachbarkinder. Azat ist der Mann für alle Fälle und Vertrauens­person für andere Flüchtlingsfamilien. Er ist ein super Papa für Anri. Ich hoffe auf ein Wunder.“

Lukas Schrattenthaler, Bekannter: „Ich kenne die Fami­lie aus Sulzberg sehr gut, auch als Teilnehmer der Deutschkurse. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ihnen in dieser Situation gerade geht. Es ist eine Tortur, die sie durchmachen müssen. Sie wollten ihren Mitmenschen hier immer etwas zurückgeben und Azat hat sich für seine Familie immer durchgekämpft. Sie geben nicht auf und haben immer alles gegeben, das finde ich toll. Auch der kleine Anri ist ein lieber Junge, der hier wirklich gerne lebt.“

Melanie Schmieg, Freundin: „Wir haben uns jede Woche getroffen, Arpine und Azat sind Freunde geworden. Sie sind offen, extrem hilfsbe­reit, gastfreundlich, sehr gebildet, intelligent, ehrgeizig, sprechen gut Deutsch und man kann sich mit ihnen über alles unterhalten. Außerdem engagieren sie sich ehrenamtlich wo sie nur können, sind sich für keine Arbeit zu schade, sehr ordentlich und gepflegt und erziehen ihren Sohn Anri zweispra­chig. Sie sind liebevolle, verantwortungsbewusste Eltern.“

Tobias Bilgeri, Theater: „Azat und Arpine sind für mich mit der Zeit zu wirklich guten Freunden geworden. Sie sind aufgeschlossene und offene junge Menschen, die einen großen Gewinn für unsere Gesellschaft darstellen! Sie sprechen ausgezeich­net Deutsch und schätzen unsere Werte sehr. Außerdem haben sie sich immer ehrenamtlich in der Gemeinde engagiert – ganz egal, worum es ging. Ich wünsche der ganzen Familie einfach nur eine glückliche Zukunft hier in Österreich.“

Helmut Blank, Bürgermeister: „Wir wissen noch nicht, wie es jetzt für die Familie weitergehen wird. In Vorarlberg wird über viele Jahre Flüchtlingsintegration betrieben. Gemeinden und ehrenamtliche Helfer arbeiten daran. Auch in Sulzberg gab es ein großes Bürger­engagement mit vielen Aktionen. Nur, wenn es ans Eingemachte geht, werden wir nicht gefragt. Leute werden über Jahre hier bei uns integriert – und dann folgt die Härte des Gesetzes. Es muss menschliche Lösungen geben.

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