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Vorarlberg: 22. Philosophicum Lech über die Hölle offiziell eröffnet

©Bernd Hofmeister
Das Philosophicum Lech ist am Donnerstagabend in seine 22. Auflage gestartet. Das bis Sonntag dauernde Symposium setzt sich in diesem Jahr mit dem Thema "Die Hölle. Kulturen des Unerträglichen" auseinander. Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) sinnierte in seiner Eröffnungsrede über die verschiedenen Arten der Hölle. Das Unerträgliche könne auch eine Motivation sein, etwas ändern zu wollen.

Bregenz/Lech. In der Philosophie könne man über Dinge nachdenken, die keine tagespolitische Relevanz haben müssten, so Blümel, der selbst Philosophie studierte. Die Hölle als Thema sei ein breitenwirksames und vielfältig interpretierbares. “Nicht mehr als fünf Minuten reden, für einen Politiker kann auch das Hölle sein”, so Blümel. Die detailfreudige Darstellung von Höllenqualen in der Kunst sei bemerkenswert, offenbar reize das Thema zu kreativen Höchstleistungen. Kultur sei all das, was vom Menschen geschaffen wird, das gelte also auch für die Hölle. Das Konzept der Hölle sei interessanterweise erst mit der Bildung der ersten Staaten aufgekommen, als Regulativ für das menschliche Verhalten. Der dritte Begriff des Titels, das Unerträgliche, sei eine höchstpersönliche Kategorie: Not, Krieg, körperliche und psychische Qualen, aber auch einfach nur die tägliche Arbeit oder Beziehungen. “Das, was man als unerträglich empfindet, kann auch Motivation dafür sein, es ändern zu wollen”, so der Minister. Zu einem Gutteil sei er daher in die aktive Politik gegangen. “Einfach nur darüber zu schimpfen, ist zu wenig, Warum nicht selbst versuchen, es zu ändern? – Also das Unerträgliche als Motivation für die Berufswahl”, schloss Blümel.

Ehrung für Lecher Bürgermeister

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) ehrte den Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel am Ende seiner Grußworte mit dem Silbernen Ehrenzeichen. Das ist die zweithöchste Auszeichnung, die das Land Vorarlberg zu vergeben hat. Muxel habe in seiner 25-jährigen Amtszeit Lech “umsichtig und vorausschauend mit großem Erfolg gestaltet und weiterentwickelt”, lobte der Landeshauptmann. Der Bürgermeister habe immer wieder Initiativen und Projekte auf den Weg gebracht, die die Lebensqualität der Lecher positiv beeinflusst hätten – wie eben das Philosophicum.

In den inhaltlichen Teil des diesjährigen Philosophicums führte Konrad Paul Liessmann als wissenschaftlicher Leiter der Tagung ein. Schon im Editorial zum Symposium ging Liessmann darauf ein, was denn unter “Hölle” zu verstehen sei. Im Alltag beschreibe man damit Situationen, “die als unzumutbar, quälend, letztlich unerträglich” empfunden werden. Dabei handle es sich um Kulturen des Unerträglichen, die von der Hölle in Beziehungen und Familien bis zu den Höllen der Sucht, von den Höllen der Gewalt und der Kriege bis zur Hölle des Cybermobbings und des Hasses in den sozialen Netzwerken, von der Hölle der Naturkatastrophen bis zu den Höllen des Terrors und der politischer Repression reichen. Liessmann hielt aber auch fest, dass “in jeder Hölle noch ihr religiöser Kern” stecke.

Vortragende

Vortragende sind heuer am Freitag der Theologe Josef Imbach, die Islamwissenschafterin Christine Schirrmacher, der Literaturprofessor und Publizist Manfred Koch sowie der Philosoph Christian Grüny. Am Samstag sprechen der Medienwissenschafter Bernhard Pörksen, der Psychiater Reinhard Haller sowie der Ökonom und Politologe Philipp Lepenies und der Historiker Jörg Baberowski. Den Abschluss am 23. September bilden Vorträge von Adelheid Kastner, anerkannte Expertin im Bereich der Forensischen Psychiatrie, sowie der Philosophin und Autorin Barbara Bleisch. Nach den Vorträgen erörtern die Referenten jeweils mit Liessmann oder “Presse”-Chefredakteur Rainer Nowak das Gehörte mit dem Publikum.

Neben den Vorträgen und Diskussionen bildet am Freitagabend die Preisverleihung der mit 25.000 Euro dotierten Essay-Auszeichnung “Tractatus” an den deutschen Arabisten und Islamwissenschafter Thomas Bauer einen Höhepunkt der Veranstaltung. Bauer erhält den Preis für sein Werk “Die Vereindeutigung der Welt”.

(APA)

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