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Vor 140 Jahren: Bludenz war der Endbahnhof des ersten Zuges

Bahnhof Bludenz - um ca. 1875
Bahnhof Bludenz - um ca. 1875 ©Sammlung Rupp
  Postillon mit Trauerflor Bei der offiziellen Eröffnung der Vorarlberger Bahn am 30.Juni 1872 fuhr der Zug von Bregenz nach Bludenz, gezogen von der Lokomotive ‚Bregenz’.

Als am Nachmittag der Zug wieder aus dem Bludenzer Bahnhof sich für den Retourweg in Bewegung setzte, „sah man oben auf der Landstraße den Eilwagen, in der Richtung nach Feldkirch abfahren. Die Pferde waren mit weißroten Fähnlein geschmückt, der Postillon in voller Uniform hatte sich einen langen Trauerflor um den Hut gewunden, der weit in den Wind hinausflatterte – es war heute die letzte Fahrt des Innsbrucker Postwagens. Schnell war das Zweigespann aus den Augen verschwunden.“

Die Innsbrucker Pferde-Post endete nun in Bludenz und hatte bis zur Eröffnung des Arlbergtunnels (1884) noch eine ‚Gnadenfrist’ von 12 Jahren.

 

Knapp 4 Wochen früher – am 2. Juni – wurde die Strecke Feldkirch-Bludenz mit einer Probefahrt „befahren“, über die einer der Fahrgäste einen Bericht verfasste:

Lokomotive ‚St.Gallen’

„Nachmittags gegen 2 Uhr wurde der Zug mit der Maschine St. Gallen zusammengestellt, was bei dem großen Menschenandrang auf dem Bahnhofe wahrlich keine Kleinigkeit war, da die Leute auf allen Geleisen standen. Als kurz nach 2 Uhr die Wagen geöffnet wurden und Hr. Oberaufseher Bicic sich auf die Lokomotive begeben hatte, drängte viel Volk den Wagen zu, um Platz zu erhalten. Vorsichtig setzte sich nun der Zug in Bewegung. Der Tunnel (Schattenburgtunnel) wurde in genau 30 Sekunden durchfahren, dann ging’s immer schneller entlang dem schönen Illdamm unter der neuen Brücke durch, welche wieder dicht besetzt mit Zuschauern war.

Sanft und angenehm

Von nun ab war die Strecke noch mit keiner Lokomotive befahren worden, der Oberbau erwies sch aber so korrekt und solid erstellt, dass (…) es auffiel, wie sanft und angenehm die Fahrt ging. Man vermeinte auf einer alten Bahn zu fahren. In Frastanz, der 1.Station, wurde ein kurzer Halt gemacht. Von diesem Bahnhof hat man eine herrliche Ansicht der 3 Schwestern, leider war die schöne Pyramide mit Wolken dicht verhängt. Der Bahnhof war auch hier von Neugierigen gedrängt besetzt. Der Zug setzte seine Fahrt in schönster Weise fort gegen die Objekte der Galina unter einem Triumphbogen durch und kam nach kurzem Halt zum Bahnhof Nenzing, wo er unter dem Jubel der Bevölkerung und dem Krachen der Pöller einlief. Da waren wohl viele, welche nie eine Eisenbahn gesehen, alte Weiblein schlugen die Hände zusammen und staunten bald die Länge des Trains bald die dampfende und pfeifende Lokomotive an.

 

Endbahnhof Bludenz

Nach kurzer Rast ging es wieder weiter über die Illbrücke nach Station Straßenhaus, vorbei an dem kühnen ‚hängenden Stein’ gegen Nüziders und Bludenz. (…) Heute achtete niemand der schönen Landschaft sondern mehr der staunenden Bevölkerung längs der Bahn. Endlich kam der Zug zur Station Bludenz, wo ein paar Tausend Menschen dem daherbrausenden Dampfrosse entgegen jubelten. Die treffliche Bludenzer Musikbande in schöner Adjustierung war hier aufgestellt und spielte lustige Weisen. Der Zug hatte von Feldkirch 1 Stunde und 5 Minuten gebraucht. Die dem Eisenbahnbau und dem Betriebe zugehörigen Herren Ingenieure wurden im Bahnhof trefflich bewirtet. Nach 6 Uhr wurde die Rückfahrt nach Feldkirch angetreten.“

 

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