AA

Von der Wut als guter Triebfeder

Gertraud Klemm las aus ihrem Roman "Hippocampus" vor.
Gertraud Klemm las aus ihrem Roman "Hippocampus" vor. ©Henning Heilmann
AK-Lesung mit Gertraud Klemm regte scharfzüngig zum Nachdenken an
AK-Lesung mit Gertraud Klemm

FELDKIRCH Antipatriarchalisch und anarchistisch könnte man Gertraud Klemms 2019 erschienenen, jüngsten Roman „Hippocampus“ nennen. Jedenfalls ist die als Road-Trip konzipierte Geschichte kein Werbefilm für die österreichische Postkarten-Idylle. Vielmehr wird mit bissigem Witz der Finger bewusst dort hingelegt, wo es speziell Frauen wehtut.

Die Autorin Gertraud Klemm las einige Passagen aus ihrem neuesten Roman vor. Dabei sprach sie von der „Wut als guter Triebfeder“, die in ihren Figuren zum Ausdruck kommt. Klemm schreibt in ihrem neuesten Roman gegen so einiges an. Das fängt beim trostlosen „9 to 5“ an und setzt sich bei der Frauen oft zu wenig berücksichtigenden Gedenkkultur fort.

Mangel an Gedenkkultur

Der Begründerin der österreichischen Frauenbewegung und Vorkämpferin für Frieden und Bildung Marianne Hainisch sei eine viel zu kleine Büste am Badener Bahnhof gegönnt und in der Lesung sprach sich Klemm auch gegen den Funkenbrauchtum der Hexen aus. Die Protagonisten in Hainischs Romanen hassen die Berge oft geradezu wie die Pest. „Zu viel Natur ist genauso schadhaft wie zu wenig“, las Klemm aus ihrem Roman.

Trügerische Landidylle

Die Gäste der Lesung stellten allerlei Fragen zu Klemms gesellschaftskritischen, oftmals rebellischen Roman. Darunter auch, warum die Geschichte zumeist in der Provinz spiele. „Auf dem Land sind die Menschen unbeobachteter“, räumte die Autorin freimütig ein. Auch weil der Roman ein Road-Movie sei, kämen viele ländliche Orte in ihrer Geschichte vor.

Fünf Romane hat Gertraud Klemm seit 2014 veröffentlicht, die allesamt in der Bibliothek der Arbeiterkammer bereitstehen. Der neueste Roman „Hippocampus“ erschien 2019.

Pause wegen Covid-19

Gertraud Klemm hatte die Ehre, die vorläufig letzte Lesung in der AK-Bibliothek Feldkirch in diesem Jahr zu bestreiten. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen um das Corona-Virus und der daraus resultierenden Anordnungen der Bundesregierung hat die Arbeiterkammer alle Veranstaltungen ab 21. September bis auf weiteres abgesagt. Ab KW 39 ist auch die AK-Bibliothek geschlossen, es soll aber dafür ein Reservierungs-Abholdienst eingerichtet werden. HE

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Feldkirch
  • Von der Wut als guter Triebfeder