Vom Mauswiesel bis Kiebitz: Natur des Jahres 2026 gekürt
Tier des Jahres ist das Mauswiesel (Mustela nivalis). Das bis 25 Zentimeter lange und 200 Gramm schwere Mardertier setzte sich gegen den Rothirsch und das Alpenmurmeltier bei einer österreichweiten Wahl durch, die vom Naturschutzbund organisiert wurde. Es ist der kleinste Beutegreifer auf der Welt, der andere Säugetiere frisst. Meist sind das Wühlmäuse, die Mauswieseln unterirdisch in deren Gängen jagen. Ihr Fell ist am Rücken braun und am Bauch weiß, außer im Hochgebirge, wo sie aktuell rundum die Farbe des Schnees tragen. Dadurch sind sie für ihre Fressfeinde, nämlich Füchse, Bussarde und Eulen, nicht so leicht zu entdecken. Jedes Tier hat sein eigenes Revier und akzeptiert dort nur zur Paarungszeit Besuche. Meist streunen dann die Männchen herum, um den Weibchen beizuwohnen.
Neben Mauswiesel auch Wiesen-Glockenblume und Kiebitz
Zur Pflanze des Jahres wurde die Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) erwählt, und zwar von "Flora Austria", der Universität Wien und dem Naturschutzbund. Sie wächst auf Blumenwiesen, Wald-Lichtungen und entlang von Forststraßen. Ihre Blüten sind lila und trichterförmig. Wie ein Glockenschlägel ragt in ihrer Mitte der Griffel hervor. Er bietet den Bienen und Hummeln, die sie bestäuben, Nektar an.
Der Kiebitz (Vanellus vanellus) wurde von Birdlife Austria zum künftigen Vogel des Jahres ausgerufen, um auf seine starke Gefährdung aufmerksam zu machen. Er ist in etwa so groß, aber nicht so grau wie eine Taube. Sein Gefieder glänzt mit einem grün-metallisch gefärbten Rücken, ansonsten ist er schwarz und weiß. Auffällig ist auch seine lange, dünne "Federholle", also ein Schopf am Hinterhaupt. Der Verzehrer von Insekten und Würmern wohnt und brütet vorzugsweise auf feuchten Wiesen. Diese wurden zunehmend für die intensive Landwirtschaft trockengelegt. Wenn Kiebitzpärchen notgedrungen auf Feldern nisten, fallen die Gelege oft Eggen, Pflügen und Mähmaschinen zum Opfer. Als Schutzmaßnahme raten die Vogelfreunde, feuchte Mulden oder kleine Wiesenflächen in der Ackerlandschaft als "Kiebitz-Inseln" zu erhalten oder neu anzulegen.
Alpensalamander und Schlammpeitzger
Der Alpensalamander (Salamandra atra) als Lurch des kommenden Jahres lebt in Bergwäldern, feuchten Strauchheiden und Grasmatten über 800 Metern Seehöhe. Er ist lackschwarz. Die Weibchen legen nicht Eier wie andere Lurche, sondern bringen als "Lebendgebärer" voll entwickelte Jungtiere zur (Gebirgs-)Welt. Erkoren wurde die laut den Experten von der Klimakrise bedrohte Art durch die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. (DGHT), den Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie das Nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Fauna.
Zum Wassertier des Jahres wurde der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) gewählt, so der Österreichische Fischereiverband, die Landesfischereiverbände, das Bundesamt für Wasserwirtschaft und das Österreichische Kuratorium für Fischerei: Der bis dreißig Zentimeter lange Fisch kann zwanzig Jahre alt werden, braucht dafür aber naturbelassene stehende oder langsam fließende Gewässer mit Schlammgrund, wo er sich vergraben kann, erklären die Expertinnen und Experten. So etwas gibt es vor allem in Ostösterreich, zum Beispiel im Nationalpark Donau-Auen. Er frisst Insektenlarven und Würmer, und zwar vor allem in der Nacht.
Kleine Walddeckelschnecke und Kleiner Abendsegler
Sogar für zwei Jahre (2026 und 2027) ist die Kleine Walddeckelschnecke (Cochlostoma septemspirale) das Weichtier des Jahres, so das Haus der Natur in Salzburg und der Naturschutzbund. Sie hat Kiemen und wohnt in feuchten Spalten und Hohlräumen, damit diese nicht austrocknen. Zusätzlich hält sie die Nässe mit einem Deckel auf ihrem Fuß im Gehäuse. Die kleine bedeckelte Schnecke des Waldes ernährt sich von fauligen Pflanzenteilen, Algen, Pilzfäden und Bakterienfilmen. Sie ist wiederum Nahrung für Laufkäfer, Spitzmäuse und Vögel.
Auch der Kleine Abendsegler (Nyctalus leisleri) wird seinen Titel als "Fledermaus des Jahres" erst nach zwei Silvesternächten verlieren. Das bis sieben Zentimeter große Tier wurde von der Expertinnen- und Expertenvereinigung BatLife Europe erkoren. Es lebt in Wäldern, wo es nächtens Schmetterlinge und andere Insekten jagt, und tagsüber in Baumhöhlen schläft. Die intensive Land- und Forstwirtschaft lassen beides schwinden, heißt es, was die Art gefährdet.
Warzenbeißer und Streifenkreuzspinne
Der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) ist eine große, grüne, braune, graue oder rosaviolette Heuschrecke und Insekt des Jahres, so die Österreichische Entomologische Gesellschaft und der Naturschutzbund. Schrecken sie sich, springen sie nicht wie andere Heuhüpfer weit davon, sondern lassen sich ins Gras fallen. Das darf als geeigneter Lebensraum für die Tiere trocken bis moorig feucht sein. Warzenbeißer können ihrem Namen durchaus gerecht werden und kräftig zubeißen, so die Experten. Dabei würgen sie braunen Magensaft aus, dem man Warzen-verödende Eigenschaften nachsagt. Das mag daran liegen, dass er menschliche Zellen auflöst, wie Biologen in Versuchen festgestellt haben.
Die Spinne des Jahres baut in ganz Europa feinmaschige Radnetze, wo auch immer sie sonnige Lebensräume wie Wiesen, Gärten oder lichte Wälder vorfindet, und ernährt sich von Mücken und Fliegen, die sich darin verfangen. Sie heißt Streifenkreuzspinne (Mangora acalypha) und wurde vom Naturhistorischen Museum Wien, der Arachnologischen Gesellschaft und European Society of Arachnology ernannt. Ihr gelb-brauner Körper misst etwa einen halben Zentimeter, und ihren Hinterleib ziert kein Kreuz, aber ein Muster aus schwarzen Punkten und Längsstrichen.
Schnabeldeckelmoos, Leuchterflecke und Zweisporige Stachelspor-Koralle
Das Wärmeliebende Schnabeldeckelmoos (Rhynchostegium megapolitanum) wächst zwischen Gras oder anderen Moosarten, trägt bis zehn Zentimeter lange Stämmchen mit beblätterten Ästchen sowie Sporenkapseln mit "geschnäbelten Deckeln". Sein Wohnraum sind Böschungen, Wegränder und Weinberge. Hierzulande ist es vor allem im Burgenland und in Niederösterreich zu finden, ansonsten auch in Nordafrika, England, Skandinavien und Asien. Die Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLAM) und der Naturschutzbund erwählten es zum Moos-, und die Pazifische Leuchterflechte (Candelaria pacifica) zur Flechte des Jahres. Jene ist leuchtgelb und gedeiht auf der Rinde frei stehender Laubbäume.
Die Zweisporige Stachelspor-Koralle (Phaeoclavulina macrospora) ist Pilz des Jahres, so die Österreichische Mykologische Gesellschaft. Ihre bis sechs Zentimeter hohen korallenförmigen Fruchtkörper sind graugelb und wurden hierzulande bisher nur an der Südseite eines Salzburger Hausbergs (Gaisberg) auf einer Wiese gefunden. Der Pilz wächst zwar recht verbreitet, und zwar in West-, Nord- und Mitteleuropa, ist aber dort überall sehr selten und deshalb beispielsweise in Österreich laut Roter Liste stark gefährdet.
Kraken und Salzburger Höhlenflohkrebs
Eine Amöbe namens Kraken (Kraken carinae) wurde von der Gesellschaft Eukaryotische Mikrobiologie zum Einzeller des Jahres gekürt. Wie der namensspendende Riesenkraken aus der nordischen Mythologie, der angeblich Schiffe mit seinen Armen in die Tiefe zog, hat die mikroskopisch kleine Amöbe Tentakel, die Expertinnen und Experten "Pseudopodien" nennen. Sie bilden ein Fangnetz für Bakterien als Nahrung. Wie bei einem Bilderbuchmonster ist der Körper der Amöbe von Schuppen geschützt und mit winzigen Abschussvorrichtungen bewehrt. Sie kann demnach auf ihre Beute oder Fressfeinde schießen. Sogar die Fähigkeit, an einem Ort zu verschwinden und anderswo wieder aufzutauchen, ist dem "Mikromonster" zu eigen, heißt es. Das ist keine Zauberkunst, sondern möglich, indem sie den Zellkörperinhalt zerlegt, durch feine Fäden transportiert und an anderer Stelle wieder zusammensetzt.
Höhlentier des Jahres ist 2026 gemäß dem Verband Österreichischer Höhlenforschung (VÖH) der Salzburger Höhlenflohkrebs (Niphargus salzburgensis). Er wurde bisher ausschließlich in Österreich gefunden und lebt im hiesigen Grundwasser, in feuchten Höhlen und Quellen. Augen hat das bis zwei Zentimeter lange Wesen genauso wenig wie Farbpigmente. Es frisst Grundwassertierchen und Pflanzenreste.
Epidot und Traxleder Apfel
Aus Calzium, Aluminium, Eisen, Silizium, Sauerstoff und Wasserstoff besteht das Mineral des Jahres. Es hat den Namen "Epidot" und die chemische Formel: Ca2Al2(Fe,Al)(SiO4)(Si2O7)O(OH). In der "Knappenwand" im Salzburger Untersulzbachtal befindet sich eine Fundstelle für schön ausgebildete Kristalle, was weltweit selten ist, so die Arbeitsgemeinschaft Mineral des Jahres. Epidots Farbe ist je nach der Blickrichtung unterschiedlich von hellgelblich bis dunkelbraun und grünlich. Manche seiner Kristalle sind durchsichtig, manche nicht. Wissenschafterinnen und Wissenschafter können anhand von Epidot-Kristallen teils ermitteln, welchen Bedingungen ein Gestein im Laufe seiner Geschichte ausgesetzt war. Somit liefert das Mineral oft wertvolle Informationen über die Entstehung von Lagerstätten und Gebirgen, erklären sie.
Streuobstsorte des Jahres ist eine Apfelsorte, die nicht gezüchtet, sondern aus freien Stücken aufgegangen ist. Dieser "Zufallssämling" wuchs auf einem Bauernhof in Oberösterreich namens "Traxleder" aus einem Kern und wurde nach diesem benannt. Der Traxleder Apfel ist dunkelrot, früh reif, und zählt zu den besten heimischen Tafelfrüchten, so die ARGE Streuobst Österreich.
Mangaliza- und Turopolje-Schwein, Tux-Zillertaler Rind, Kirschlorbeer
Nutztiere des Jahres gibt es gleich drei: Die für Freilandhaltung gut geeigneten, weil robusten, wetterfesten und genügsamen Mangaliza-Schweine, an feuchte Weiden angepasste Turopolje-Schweine und Tux-Zillertaler Rinder, die laut "Arche Austria" langlebig, fruchtbar und trittsicher im Gebirge sind.
Der Fremdling (Alien) des Jahres ist hierzulande schon seit dem sechzehnten Jahrhundert verbreitet, nämlich der viele Gärten umringende Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus). Die Pflanze gehört zu den Rosengewächsen und stammt aus Südosteuropa und Kleinasien. Sie ist widerstandsfähig, schnellwüchsig und immergrün. Das macht sie zur beliebten Heckenpflanze, doch das invasive Gewächs richtet in der Natur viele Schäden an, so der Naturschutzbund. Dort breitet es sich invasiv aus und nimmt etwa Frühjahrsblühern wie Maiglöckchen das Licht und Nährstoffe weg. Die meisten Bestäuber können ihre Blüten nicht nutzen, die wenigsten Vögel ihre Beeren fressen, heißt es. Das Laub verrottet schlecht und enthält giftige Blausäure. Der Naturschutzbund appelliert an Gartenbesitzer, andere Heckengehölze zu pflanzen und den Gesetzgeber, den Verkauf des Kirschlorbeers wie in der Schweiz zu verbieten.
(APA)
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