„Die Grundhaltungen der Solidarität und Spiritualität sind heute mehr denn je gefordert. Diese beiden Themen wollten wir bei der Pfarrcaritas-Tagung in den Mittelpunkt stellen und die vielen in Pfarren und Caritas engagierten Menschen ermutigen und bestärken, diesen Weg weiterzugehen“, erläutert die Leiterin des Fachbereichs Pfarrcaritas der Caritas Vorarlberg, Ingrid Böhler, den Hintergrund der Veranstaltung. „Zudem war es uns ein Anliegen im Jahr der Barmherzigkeit, dieses Thema in ein paar seiner Facetten aufzugreifen und in unser alltägliches Leben zu übersetzen.“ Denn in Zeiten großer gesellschaftspolitischer Veränderungen, die bei vielen auch Unsicherheiten und Ängste erzeugen, brauche es umso mehr Menschen, die beherzt leben. „Menschen, die hinschauen und hinhören und mit ihrem Herzen handeln.“
Neben einem Vortrag von Pfarrer Elmar Simma, verschiedenen Workshops und einem Abschluss-Gottesdienst mit Caritasseelsorger Norman Buschauer war es auch der Vortrag des Schweizer Theologen Pierre Stutz, der die TeilnehmerInnen im Pfarrsaal Altenstadt in Bann zog. „Ich kenne zur genüge, nicht zu genügen“, erzählte er von einer Zeit, in der er selbst ein Burnout hatte. „In dieser dunkelsten Stunde des Lebens habe ich aber gleichzeitig meine eigene Schreibquelle entdeckt“, ist der vielfache Autor überzeugt, dass uns das Glück immer neue Fenster und Türen öffnet. „Etwas, was man anfangs sehr negativ deutet, kann auf längere Sicht gesehen viel Kraft spenden.“ Es gelte, nicht darin hängen zu bleiben, was nicht mehr ist, sondern das zu sehen, was ist. Sehr kritisch sieht er auch die globale Vernetzung durch die Medien: „Noch nie musste eine Seele so viele Negativmeldungen verkraften, wie sie heute täglich durch Fernsehen und Medien ins Wohnzimmer transportiert werden.“ Immer wieder schreibe er deshalb an große Fernsehsender, wenigstens täglich eine wichtige, positive Botschaft in die Nachrichten mit einzubauen. Bislang leider vergeblich. „Aber es geschieht so viel Positives in der Welt. Dies zu transportieren, wäre immens wichtig.“
Pierre Stutz sucht das Verbindende und nicht das Trennende. Er ruft dazu auf, dass wir alle beherzte Menschen werden, gläubig zu sein allein sei zu wenig. „Manche denken, sie hätten es doch so fein mit Gott allein, wären da die anderen Menschen nicht …“, sparte er nicht mit Humor. „Nicht immer warten und denken, dass man könnte und sollte, sondern einfach Tun“, lautet sein Appell. Und ein zweiter, wichtiger Punkt aus seiner Sicht: „Je mehr Ruhe in den Menschen ist, desto ruhiger wird es in dieser aufgeregten Welt“, ruft Pierre Stutz zum Innehalten auf. „Ankommen bei sich selbst und in Würde seinen Weg gehen.“
Quelle: Caritas Vorarlberg/Kager
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