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Vom einstigen ersten Haus am Platz

Das Hirschengebäude kurz vor dem Abbruch - bis 2014 ersteht hier das neue Verwaltungshaus.
Das Hirschengebäude kurz vor dem Abbruch - bis 2014 ersteht hier das neue Verwaltungshaus. ©Andrea Fritz-Pinggera
Das Unternehmen Pfanner ist nicht nur eine international erfolgreich tätige Obstverwertung, sondern prägte mit seinem Stammhaus, dem beliebten „Hirschen" jahrzehntelang - auch gastronomisch - den Ortskern.
Hirschen Abbruch

Auch wenn im „Hirschen” schon lange keine Gäste mehr empfangen wurden, so dienten die Räumlichkeiten am Lauteracher Hauptsitz des erfolgreichen Unternehmens als Büros. Diesen Mai begannen die Abbrucharbeiten, um im Frühjahr 2014 das in alter Kubatur und dem letzten Erscheinungsbild entsprechend wiedererrichtete Haus zu eröffnen.

Ein Blick in die Anfänge
In Lauterach war 1854 von Max Hermann Pfanner der „Gasthof Hirschen” gekauft und eine Gasthaus-Bierbrauerei gegründet worden. Damals wurde im Erdgeschoss Bier gebraut und im ersten Stock war die Gastwirtschaft untergebracht. Die Brauerei wurde 1898 aufgelassen, stattdessen wurde der Gastrobereich ausgeweitet und sogar eine Kegelbahn eingebaut. Hermann Pfanners Sohn Johann installierte auch eine Kegelbahn. Der in Kirchennähe gelegene „Hirschen” wurde zum ersten Haus am Platz. Erstkommunionen und Hochzeiten, Schlachtpartien und Beerdigungen wurden hier abgehalten.

1919 übernahm der Enkel Hermann Pfanner den Betrieb und baute ihn mit dem Handel von landwirtschaftlichen Produkten weiter aus. Die Familie startete in den Jahren 1920 den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten einschließlich Wein und Schnaps. 1933 wurde erstmals Pfanners berühmter Apfelsaft hergestellt, der in Folge die halbe Welt eroberte. Nachdem 1944 Hermann Pfanner verstarb, führte seine Frau Ferdinanda den Betrieb zusammen mit ihren Kindern weiter.

Expansion über Europa hinaus
Durch gutes Wirtschaften und technologischen Ausbau konnte sie den Betrieb der neuen Generation (Hedwig, Hans, Erwin und Egon Pfanner) übergeben. Diese konnten das Geschäft mit Fruchtsäften auch über die Grenzen Europas ausbreiten und gründeten weitere Standorte, bis 1988 das Geschäft wieder an eine neue Generation übergeben werden musste: Die Hermann Pfanner Getränke Gesellschaft m.b.H. wurde gegründet. Im Jahr 1984 erhielt das Unternehmen die Staatliche Auszeichnung und darf seither das Bundeswappen verwenden. 2001 begann die Fruchsaftproduktion in Hamburg in Deutschland. Pfanner ist heute noch ein Familienunternehmen – die Familien Pfanner, Schneider und Dietrich leiten die Firma. Mit einem Jahresumsatz von einer Viertelmilliarde Euro gehört es zu den führenden Fruchtsaftunternehmen in Europa und produziert in insgesamt vier Ländern und fünf Standorten. Lauterach wird weiter Hauptsitz bleiben – dafür wurden schon vor einigen Jahren mit dem Bau der neuen Verwaltungszentrale die Weichen gestellt, das Stammhaus Zug um Zug zu modernisieren. Pfanner setzte bei diesem Neubau auf moderne ökologische Technologien. So wird die eigene Abwärme der Produktionsanlagen für Heizung und Kühlung genutzt.

Stammhaus wich Bagger
Das alte „Hirschen”-Gebäude wurde diesen Frühsommer abgerissen. Marieluise Dietrich: „Es war nach reiflichen Überlegungen die beste Lösung, denn die zunächst angedachte Generalsanierung erwies sich als nicht umsetzbar. Das Haus ist in den vergangenen Jahrzehnten durch Umbauten immer wieder umfunktioniert worden. Der Gebäudezustand hat längst nicht mehr modernen Standards entsprochen. Wir hätten zu viele Kompromisse eingehen müssen, was einem sinnvollen Ablauf nicht zuträglich ist. Peter Pfanner sieht die Neuerrichtung des Gebäudes im alten Baustil als Weiterschreibung der Geschichte im Sinne der Generationen. 2014 soll die Neueröffnung erfolgen. Ältere Lauteracher erinnern sich noch an die Gaststuben die mit schönen Montafonertischen ausgestattet waren. Beliebt war der „Hirschen” nicht nur bei Kirchgängern zum Frühschoppen, für diverse Familienfeiern, sondern auch zu Schlachtpartie-Zeiten und bei zünftigen Jassrunden.

 

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