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Vom "Anker" zum "Kaiser-Strand-Hotel"

Das "Kaiser-Strand-Hotel" , 1911
Das "Kaiser-Strand-Hotel" , 1911 ©wru
Vom "Gasthaus Anker" zum "Kaiser-Strand-Hotel"

Wenn in diesen Wochen, das neue, imposante “Seehotel am Kaiserstrand” eröffnet wird, mag ein Blick zurück in die Anfänge des “Kaiserstrand-Hotels”, das vor genau 100 Jahren feierlich eingeweiht wurde, von Interesse sein.

• “Ein herrliches Stückchen Erde ist der Winkel am Bodensee bei Lochau, den man im Volke das Bäumle nennt. Seit alters her stand dort ein unscheinbares Bauernwirtshaus, das als Wahrzeichen am vorderen Eck einen Anker hinausstreckte, den fremden Wanderern seinen Zweck verkündend. Lange, lange führte die alte Ankerwirtschaft ein bescheidenes Dornröschen-Dasein und nur den Einheimischen war es besser bekannt. Über die Bedeutung eines lokalen Ausflugsortes kam das Bäumle nicht hinaus. Nur ab und zu verlor sich ein Fremder dorthin, den man besonders auf die Schönheit dieses idyllischen Platzes aufmerksam gemacht hatte”, so äußerte sich 1910 ein Kenner der Bregenzer- und Lochauer-Bucht.

• Im März 1907 wird bekannt, dass Georg Hauber, Besitzer des Maihofes in Hörbranz, die Anwesen Hutter und Mangold vom Bäumle sowie Grund von der Gemeinde Lochau gekauft hat. Auf diesem Areal am Bodensee entsteht 1910 das Strandhotel.

• Gastwirt Hauber, der während der Jahrhundertfeier eine 1 km lange Anlage am Bäumle-Ufer zu Ehren Seiner Majestät des Kaisers mit Flaggen schmückte, erhält die Erlaubnis, diese Anlage “Kaiser-Franz-Josefs-Strand” zu benennen. (1909)

• Die eindrucksvolle Firstfeier für das neue Hotel findet am 9. April 1910 in Lochau statt. Der Chronist berichtete: “Abends 6 Uhr versammelten sich die Arbeiter und die geladenen Gäste, Herr Vorsteher und Gemeindesekretär, sämtliche Wirte von Lochau, Herr Baumeister Mallaun, Herr Stationsvorstand etc vor dem Hotel. Der reichlich bekränzte Tannenbaum wurde aufrecht aufgezogen und am Giebel befestigt. In schwindelnder Höhe wandte sich Herr Zimmermeister Schneider von Lindau gegen die Gäste und Arbeiter unten und rief herab: ‚Ein donnerndes Hoch Seiner Majestät dem Kaiser Franz Josef, dessen Namen dieser Strand zu tragen die Ehre hat. ‘Sprachs, leerte das Glas und schwang es in kühnem Bogen herab, wo es klirrend zerschellte. Das zweite ‚Hoch‘ galt Herrn Hauber, das dritte Herrn Baumeister Mallaun, nach jedem ‚Hoch‘ flog das Glas zu Boden nieder. Nach einer schneidigen Rede stieg Herr Schneider vom Giebel herab zum 2. Teile des Festes im Gasthaus zum ‚Anker‘, das hart neben dem Hotel steht und diesem bald weichen muß (…).”

• Im Sommer 1910 lässt Hotelier Hauber die Umgebung seines im Rohbau befindlichen Hotels “mit großen Kosten in einen äußerst vornehm ausgestatteten Lust- und Promenadegarten umwandeln verschönern”.

• Hotelier Georg Hauber gibt der Bevölkerung bekannt, dass er am 6. August 1910 sein “Kaiser-Strand-Hotel” mit “Restauration, Garten und Konzerthalle” eröffnen wird und bittet um einen Besuch in seinem “Etablissement”. Die Einladung wird gerne angenommen: “Es pilgerten unzählige Ausflügler nach Lochau, um das neuerbaute Hotel mit seinen herrlichen Räumen zu besichtigen. Und so war nach 4 Uhr kein Plätzchen mehr zu haben; der große Speisesaal sowie die Konzerthalle, die sich allerdings noch in unfertigem Zustand befindet und ca 7 bis 800 Personen fasst, waren gepfropft voll und die zahlreiche Dienerschaft hatte vollauf zu tun, um allen Anforderungen gerecht zu werden.”

• Am 17. August 1911 findet “am Vorabende des Allerhöchsten Geburtsfestes Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I.” beim Kaiser-Strand-Hotel in Lochau ein großes Feuerwerk statt. Gastwirt Hauber organisiert “Illumination und Konzert”.

• Das Kaiser-Strand-Hotel bzw. Georg Hauber gerät in finanzielle Turbulenzen. Über das im Konkurs befindliche Strandhotel geht das Gerücht um, die Jesuiten wollen es um 1 Million Kronen kaufen. Doch das Gerücht wird sofort dementiert. Masseverwalter Dr. Ender teilt anlässlich einer “Liquidationstagfahrt” mit, dass die Verbindlichkeiten – nach Berücksichtigung aller Pfänder sich auf 356.000 Kronen belaufen. Auch über das Vermögen des Georg Hauber in Lindau wurde der Konkurs eröffnet, “um es dem Zugriffe einzelner Gläubiger zu entziehen.” ( November 1912)

• Die Gäubigerversammlung in der Angelegenheit des “Strandhotel Konkurses” ist “sehr zahlreich besucht und nimmt einen äußerst lebhaften Verlauf.” Mit Herrn Hansjakob, ehemaliger Direktor des Kurgarten-Hotels in Friedrichshafen fand der Masseverwalter Dr. Ender im Jahr 1913 einen sehr tüchtigen Hoteldirektor. Vor allem das Ergebnis im August 1913 “war glänzend.” In einer sehr stürmischen Sitzung, in der sogar die Vertrauensfrage für den Gläubigerausschuss gestellt wird, will vor allem einer der Hauptgläubiger Baumeister Otto Mallaun nicht auf sein Geld länger warten. Nach “vierstündigem Kampfe” gelingt es einem Hilfskonsortium (bestehend aus Braun, Pircher, Reiner, Schneider, Zwisler) die Versteigerung zu verhindern und den Weg zum Fortbetrieb des Hotels zu ermöglichen. Durch einen guten Geschäftsgang sollen die Gläubiger eine höhere Quote erhalten als zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Anton Hauber – der frühere Besitzer des Strandhotels – soll möglicherweise eine “repräsentative Funktion” im Hotel übernehmen. (31. Januar 1914)

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