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VOL.AT-Forum zur Generation Y: Von Wachteln und schizophrenen Ansprüchen

Dornbirn - Das erste VOL.AT FORUM widmete sich der Generation Y. Die Referenten sprachen über die Generation als Wachteln, die Notwendigkeit von Werten und Flexibilität im Unternehmen sowie warum sie dennoch zur Übernahme von Familienunternehmen geeignet ist.
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Technikaffin, vernetzt und digital, aber auch auf den eigenen Vorteil bedacht, unbeständig und immer mit einem Plan B, C und D in der Hinterhand: Das Bild von der Generation Y ist widersprüchlich und vielfältig. Das erste VOL.AT Forum an der Fachhochschule Vorarlberg widmete sich diesen Dienstag dieser jungen Generation. Der Jugendkulturforscher warf einen kritischen Blick auf diese Generation, die unsere Gesellschaft mit ihren Lebensbedingungen herangebildet hat. Die Generation Y sei wie Wachteln, vergleicht der Forscher.

“Diese Generation glaubt nicht an die Politik. Sie glaubt nur an sich selbst. Hat eine eigene Vorstellung über ihren Lebensweg. Die Gesellschaft wird untergehen. Das steckt in der Generation Y”, zeichnet er das Bild von der Generation Y. Die eigene Identität sei zur lebenslangen Großbaustelle geworden, Selbstdarstellung wichtiger als Sachleistung. Die Generation Y passt ihre Identität den Bedürfnissen des dynamischen Marktes an. Noch dazu ist dieser Generation das unternehmerische Selbst sehr wichtig – das bedeutet, die Generation verhält sich, als wäre sie selber Unternehmer. Erfolg entsteht durch Selbstdarstellung und diese Generation denkt in Optionen. Die Leistung wurde damit schlussendlich zur reinen Kommunikation.

Für die Generation Y sei das Unternehmen in der Bringschuld, betont Martin Dechant von der PR-Agentur ikp. Man müsse nicht nur behaupten, gut zu sein, sondern dies auch unter Beweis stellen. Der Dialog werde wichtiger. Dies habe leicht schizophrene Züge, schließlich wolle die Generation Y direkt angesprochen werden, ohne den Unternehmen dabei zu vertrauen. Sie sei selbstbewusster, wolle mitgestalten und Expertenwissen teilen. Konzepte und Strategien müssen für jede Zielgruppe erstellt werden, denn es gibt keine Möglichkeit, so breit zu kommunizieren.

Boris Marte entwickelte für die Erste Bank und Sparkasse eine neue Form des Onlinebankings, um auf die Ansprüche der Generation Y zu reagieren. Für ihn steht weniger das Produkt, sondern der Service am Kunden. Man müsse die Erwartungshaltungen der neuen Kunden kennen und auf diese reagieren – und zwar nicht in der Filiale, sondern überall.

Was dies auf Mitarbeiterebene bedeuten kann, erklärt Blum-Personalleiter Johannes Berger. Die Generation Y trenne nicht mehr Beruf- und Privatleben, verlangen von der geleisteten Arbeit auch eine Sinnstiftung. Die Generation Y pflege nicht nur einen freien Umgang mit Information, sondern auch mit Bewertungen. Das Unternehmen müsse aber über sich selbst nachdenken, statt über die Generation Y. So brauche es authentische Werte, die man im Unternehmen auch vertreten müsse. Die Herausforderung sei, das Unternehmen mit den richtigen Personen zusammenzuführen. Wie man dies erreichen könne, haben sich aus seiner Sicht bisher nur wenige Vorarlberger Unternehmen gefragt.

Eine eigene Rolle spielen dabei Familienunternehmen. Jana Hauck vom Friedrichshafener Institut für Familienforschung sieht bei der Generation Y nicht nur ein Hang zur Individualität, sondern auch ein hohes Verantwortungsbewusstsein für das Familienunternehmen. Sie sieht eine Tendenz zur Teamgeschäftsführung, aber auch zu individuellen Wegen der Betriebsführung. Nach der Übernahme müsse die Generation Y darauf achten, das Unternehmen nicht Hals über Kopf umzugestalten, um die früheren Generationen im Unternehmen nicht zu überfordern.

Doch auch auf dem Wohnungsmarkt bedeutet die Generation Y ein Umdenken. Wohnen müsse flexibler und nachhaltiger werden, ist Marketingleiter Matthias Moosbrugger von der Rhomberg Gruppe überzeugt. Die Bauweise werde kompakter, dichter – aber auch grüner, da Balkone und Dächer zu Schrebergärten mutieren werden. Die Generation Y verlange viel Wohnraum auf wenig Fläche, sie wolle es unkompliziert und stylisch haben. Er erwartet auch eine weitere Zunahme der Singlehaushalte und den damit verbundenen Herausforderungen.

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