VMA fordert Inklusions-Offensive von Gemeinden

Tiroler Gemeinden zeigen, wie Inklusion auch in Vorarlberg gelingen könnte: In zwei Pilot-Gemeinden wurden zehn Checklisten getestet, die der Inklusion auf die Sprünge helfen sollen. „Damit können die Gemeinden einen Plan erstellen, wie sie in ihrem Wirkungsbereich zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention beitragen können. Von barrierefreien Gebäuden bis zum Zivilschutzkonzept“, so Isolde Kafka, Vorsitzende des Tiroler Monitoringausschusses. Denn die Checklisten dienen nicht nur zur Selbstkontrolle, sondern liefern den 277 Tiroler Gemeinden auch wichtige Informationen, wie umfassende Barrierefreiheit und Inklusion gelingen können.
Kafka referierte anlässlich der 8. öffentlichen Sitzung des Vorarlberger Monitoring-Ausschusses am 9. Oktober im AK Saal in Feldkirch. Anwesend waren unter anderen Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher, die Behindertenanwältin Christine Steger, Landtagsabgeordnete und mehrere Bürgermeister:innen sowie Mitarbeitende aus der Landes- und Gemeindeverwaltung.
Expert:innen in eigener Sache
Zu Beginn der Veranstaltung berichteten vier Mitglieder des VMA über ihre Erfahrungen mit Barrieren und Inklusion. Dabei wurden ganz praktische Hindernisse genannt, wie verpasste Züge aufgrund defekter Lifte, bauliche Barrieren oder nicht geräumte Wege. Es ging aber auch um Tiefschürfendes wie das Gefühl, permanent ausgeschlossen zu sein oder nicht wahrgenommen zu werden. „Das ist, wie wenn man beim Völkerball in der Schule nicht ausgewählt wird“, brachte es Melanie Wilhelmer auf den Punkt. Dadurch lassen sich die Diskutant:innen aber nicht abschrecken: „Wir müssen uns sichtbar machen und zeigen, dass wir da sind“, meinte Patrick Wintschnig. Und René Kremser fügte hinzu: „Wenn etwas nicht geht, heißt das nur, dass es noch nicht geht.“
Positive Beispiele in Vorarlberg
Der VMA recherchierte im Vorfeld auch gelungene Vorarlberger Beispiele, wie gelebte Inklusion funktioniert:
- 2019 hat die Marktgemeinde Lauterach das Westufer des Jannersees zu einem kleinen Freizeitparadies umgestaltet. Seit 2024 können das auch Menschen mit Gehbehinderungen genießen. Für sie wurde ein Parkplatz eingerichtet, der mit der entsprechenden Berechtigungskarte genutzt werden kann.
- 000 Euro hat sich Lustenau sein speziell adaptiertes „Rollstuhlauto“ kosten lassen. Der Einstieg erfolgt übers Heck per klappbarer Rampe und der Rollstuhl kann sicher verankert werden. Das Fahrzeug ist online buchbar und kann rund um die Uhr abgeholt werden. Für die Nutzung wird Kilometergeld verrechnet.
- Ein besonderes Augenmerk legt die Gemeinde Vandans in den Sommerferien auf Inklusion: Unter dem Motto „Ferien für ALLE“ wurden inklusive Betreuungssettings für Schulkinder geschaffen – an zwei Tagen sind gezielt gemeinsame Aktivitäten für Kinder mit und ohne Beeinträchtigung geplant.
Damit es nicht bei Einzelbeispielen bleibt, fordern die Mitglieder des VMA auch für Vorarlberg einen Gemeinde-Aktionsplan Behinderung nach Tiroler Vorbild. „Barrierefreiheit bildet die Grundlage für das Zusammenleben aller Menschen – unabhängig davon, welche Bedürfnisse oder Einschränkungen sie haben“, betont Landesvolksanwalt Klaus Feurstein.
Fact-Box:
Tiroler Gemeinde-Aktionsplan Behinderung (GAP)
- Kernstück: 10 Checklisten zu allen Bereichen des Gemeindelebens (Barrierefreiheit und Inklusion – Allgemein, Öffentlicher Raum und Gebäude, Öffentlicher Verkehr, Bildung, Wohnen, Zugang zu Informationen, Politische Teilhabe, Teilhabe am öffentlichen Leben, Zivil- und Katastrophenschutz, Arbeit und Beschäftigung)
- Video: https://www.youtube.com/watch?v=iAKhKy3aoWY
- Fortschrittsbericht: https://bericht-gemeindeaktionsplan2024.tirol.gv.at/
- Weitere Informationen: https://www.tirol.gv.at/gesellschaft-soziales/gleichbehandlung-antidiskriminierung/barrierefreiheit/gemeindeaktionsplan-behinderung/
Fact-Box:
Vorarlberger Monitoring-Ausschuss
Der VMA wurde 2015 eingerichtet, um die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) in Vorarlberg zu überwachen. Seine Haupt- und Ersatzmitglieder sind ehrenamtlich tätig und werden auf drei Jahre bestellt. Vorsitzender ist Landesvolksanwalt Mag. Klaus Feurstein. Der VMA hält öffentliche Sitzungen ab, auch, um für die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren.
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