Vier Jahre Haft für Wiener Supermarkt-Räuber: "Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist"

Maskiert und mit einem Küchenmesser bewaffnet betrat ein 19-Jähriger am 9. April 2025 eine Supermarktfiliale in Wien-Favoriten, ging zu einem Kassier und forderte Geld. Weil er aus seiner Sicht zunächst nicht genug Scheine aus der Kassenlade erhielt, drückte er dem 33-Jährigen mit den Worten "Noch mehr Geld! Willst einen Stich?" die Klinge in den Rücken und verletzte den Mann leicht. Der Räuber wurde am Mittwoch am Landesgericht zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilt.
Zudem wurde eine offene, ursprünglich zur Bewährung ausgesetzte bedingte Strafe aus einer vorangegangenen Verurteilung widerrufen. Sowohl der 19-Jährige als auch der Staatsanwalt akzeptierten die Entscheidungen des Gerichts.
"Alles gut": Wiener Kassier fordert kein Schmerzensgeld
"In der ersten Kassa war nicht so viel, weil ich grad einen Kassawechsel gemacht habe", schilderte der Supermarktmitarbeiter den Überfall. Daraufhin habe ihm der mit einem Schal und einer Sturmhaube maskierte Angeklagte "die ganze Zeit mit dem Abstechen gedroht" und ihn dazu gebracht, die daneben befindliche Kassenlade zu öffnen, indem er ihm die Klinge in den Körper drückte. "Ich hab nur einen Stich im Rücken gespürt", gab der Zeuge zu Protokoll. Viel sei nicht passiert. Für die oberflächliche Verletzung machte der 33-Jährige weder Schmerzengeld noch Schadenersatz geltend. Die darauf abzielende Frage der vorsitzenden Richterin verneinte der abgebrüht wirkende Kassier: "Alles gut."
Der Räuber erbeutete in dem Geschäft 1.335 Euro. Mit der Summe lief er aus der Filiale in die ums Eck gelegene Wohnung seines Vaters, wo er das Geld verstecken wollte, als Spezialkräfte der Polizei die Tür gewaltsam aufbrachen und den 19-Jährigen festnahmen. Die Filialleiterin hatte den Raub mitbekommen, stillen Alarm ausgelöst und den Täter verfolgt, ohne dass dieser das mitbekam. Als die Polizei am Tatort einlangte, wies die Frau die Beamten darauf hin, wohin der Maskierte geflüchtet war.
Angeklagter sei nach Trennung "einfach ausgezuckt"
"Ich hatte eine Freundin. Mit der hab ich Schluss gemacht einen Tag davor. Ich hab' dann sehr viel getrunken und zehn Praxiten (Tabletten, die als Beruhigungs- und Schlafmittel dienen und den Wirkstoff Oxazepam enthalten, Anm.) genommen. Ich hab mich angesoffen", gab der Angeklagte zu Protokoll. Er sei dann "einfach ausgezuckt" und auf die Idee gekommen, einen Raub zu begehen, um seinen Kokain- und Cannabisbedarf weiter zu finanzieren: "Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist."
Schuldig gesprochen wurde der 19-Jährige wegen schweren Raubes und gewerbsmäßigen Einbruchsdiebstahls. Neben dem Überfall hatte er in einer Postfiliale eine Schiebetür zum Paketlager gewaltsam aufgebrochen und mehrere Pakete aufgerissen, um sich darin befindliche Wertsachen anzueignen. Zwölf derartige Fälle waren von der Anklage umfasst. Der 19-Jährige war auch zu diesen Fakten geständig.
(APA/Red)
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