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Viele Menschen nach Krebsdiagnose im Berufsleben

Tausende bekommen Krebsdiagnose, während sie im Berufsleben stehen.
Tausende bekommen Krebsdiagnose, während sie im Berufsleben stehen. ©APA/Barbara Gindl (Symbolbild)
Die Statistik Austria hat sich mit der Erwerbstätigkeit nach einer Krebsdiagnose befasst.

Die Auswirkungen einer Krebsdiagnose auf die Erwerbstätigkeit hat die Statistik Austria in einem aktuellen Bericht untersucht. Personen mit Gehirntumoren zeigen dabei unabhängig vom Alter starke Einschnitte in der Erwerbsbeteiligung, bei Erkrankten über 30 Jahren führt Lungenkrebs zu den stärksten Einschränkungen, hieß es in einer Aussendung am Donnerstag. In Summe hängt die Erwerbstätigkeit nach einer Krebsdiagnose demnach maßgeblich von der Art des Tumors ab.

77 Prozent vs. 89 Prozent

Jährlich erhalten rund 15.000 Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren eine Krebsdiagnose - 8.500 während sie im Berufsleben stehen. "Über alle Tumorlokalisationen hinweg sind zwei Jahre nach einer Krebsdiagnose 77 Prozent der Betroffenen weiterhin oder wieder berufstätig - im Vergleich zu 89 Prozent in der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung", sagte Manuela Lenk, fachstatistische Generaldirektorin von Statistik Austria.

Schon bei der Diagnose zeigt sich, dass die Erwerbsbeteiligung von der Lokalisation des Tumors abhängt: Während sie etwa bei malignen Melanomen oder Schilddrüsenkrebs hoch (rund 70 Prozent) ausfällt, ist bei Leber- und Lungenkrebs (30 bzw. 40 Prozent) das Gegenteil der Fall. 40 Prozent bei Lungenkrebs bedeutet etwa, dass von allen Personen, die im Alter zwischen 15 und 64 Jahren eine derartige Diagnose erhalten, 40 Prozent zum Zeitpunkt der Diagnosestellung erwerbstätig sind. Laut Statistik Austria spiegelt die niedrige Erwerbsbeteiligung hier die bereits in der Literatur beschriebene strukturelle soziale und gesundheitliche Benachteiligung wider, die oft schon Jahre vor der Diagnose besteht.

Relative Erwerbswahrscheinlichkeit

Für die Analyse wurde zudem das Konzept der relativen Erwerbswahrscheinlichkeit (REW) entwickelt. So liegt die relative Erwerbswahrscheinlichkeit von Personen mit einer Krebserkrankung zwei Jahre nach der Diagnose bei knapp über 86 Prozent. Das bedeutet, dass diese Personengruppe da mit einer um rund 14 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit erwerbstätig ist als die gleichaltrige Gesamtbevölkerung. Auch hier zeigt sich wieder die Abhängigkeit von der Art des Tumors: So liegt der REW bei malignen Melanomen und Schilddrüsenkrebs bei jeweils rund 100 Prozent (nahezu keine Einschränkung der Erwerbstätigkeit zwei Jahre nach Diagnose). Krebserkrankungen im Kopf- und Halsbereich sowie Lungenkrebs führen wiederum zu den stärksten Einschränkungen (REW 70 bzw. 61 Prozent).

Wiedereingliederungsteilzeit kam 2017

Arbeits- und Gesundheitsressort reagierten in einer Aussendung auf den aktuellen Bericht und betonten den hohen Stellenwert gezielter arbeitsmarkt- und gesundheitspolitischer Maßnahmen. Die Ergebnisse würden zeigen: Ein großer Teil der Betroffenen schaffe es, mit oder nach einer Krebserkrankung beruflich wieder Fuß zu fassen - unter anderem dank der Angebote Fit2Work und Wiedereingliederungsteilzeit. Die Wiedereingliederungsteilzeit (WIETZ) wurde 2017 eingeführt. Sie ermögliche eine stufenweise Rückkehr in den Job nach längeren Krankenständen - mit sozialer Absicherung, medizinischer Begleitung und betrieblicher Vereinbarung, hieß es.

(APA/Red)

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