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Man sieht auf den Fotos unzählige verletzte Schweine auf Vollspaltenboden ©Verein gegen Tierfabriken (VGT)

VGT deckt üble Missstände in Schweinefabrik auf

Der "Verein gegen Tierfabriken (VGT)" hat üble Missstände bei einem Zulieferbetrieb des österreichischen Traditionsunternehmens „Berger-Schinken“ aufgedeckt. "Berger-Schinken" will seine Vertragslandwirte nun besser kontrollieren lassen.
VGT deckt Missstände in Schweinefabrik auf
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Laut einem Foto auf der Webseite von Berger-Schinken, das die Schweine im Stroh zeigt, müsste dort Tierwohl im Vordergrund stehen, mit einer „tierfreundlich gestalteten Umgebung“ unter „Einhaltung tierethischer Grundregeln“, so der VGT. Man habe „das Wohl von Mensch, Tier und Umwelt“ im Visier, versichere das Unternehmen. Wie dieses „Wohl“ tatsächlich aussieht, zeigen jedoch aktuelle Fotos und Videos, die dem VGT genau von dieser Schweinefabrik zugespielt worden sind.

Foto: Verein Gegen Tierfabriken

Verletzte Schweine, verwesende Schweinekörper

"Da sieht man unzählige verletzte Schweine auf Vollspaltenboden mit strukturlosen Wänden und ohne Stroheinstreu, mit abgebissenen Ohren, abgebissenen Schwänzen, schwer verletzten Gelenken und großen Beulen, und dazu verwesende Schweinekörper. Mitten darin tausende Maden und ein Schweinetotenkopf", beschreibt der VGT in einer Aussendung die schlimmen Zustände in der Schweinefabrik.

Foto: Verein Gegen Tierfabriken

"Regional-optimal“ steht auf seiner Webseite, mit dem Foto eines Schweinebetriebs in der Nachbarschaft, der sogar einen Vorzeigestall mit ca. 200 Tieren im Stroh hat. Doch dahinter in den Fabrikshallen befinden sich weitere ca. 2.300 Schweine unter ganz anderen Bedingungen", deckt der Verein gegen Tierfabriken auf.

Berger-Schinken versuche die Schlachtungen in Sieghartskirchen zu "beschönigen", lautet ein Vorwurf des VGT.

VGT erstattete Anzeige

Der VGT hat ob der besonders grauenhaften Bedingungen Anzeige erstattet, obwohl sich die Haltung im Wesentlichen an den EU-Mindestrichtlinien orientiert, also die schlechtest mögliche Schweinehaltung in der EU darstellt.

Am Dienstag fanden Protestkundgebungen vor dem Schweinebetrieb und vor dem Unternehmen „Berger-Schinken“ statt.

Foto: Verein Gegen Tierfabriken

Berger Schinken unterstützt Anliegen des VGT zum Verbot des Vollspaltenbodens

Rudolf Berger, Geschäftsführer von Berger Schinken, zeigt sich in einer ersten Stellungnahme persönlich betroffen von den Bildern. „Die Einhaltung der gesetzlichen Grundlagen in der Tierhaltung ist für uns nicht verhandelbar. Selbstverständlich müssen alle unsere Zulieferbetriebe diese Voraussetzungen erfüllen – wir kontrollieren diese sowohl durch eigene Tierwohlbeauftragte als auch durch öffentliche Kontrollstellen.“

Bis zur finalen Klärung der Vorwürfe wurde der betroffene Betrieb als Lieferant für Berger Schinken gesperrt.

Rudolf Berger weiter: „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und entziehen uns dieser auch nicht. Daher werden wir alle unsere 44 Vertragslandwirte sofort von unabhängigen und anerkannten Fachleuten noch engmaschiger als bisher kontrollieren lassen.“

"Der VGT kritisiert die Haltungsbedingungen der Tiere auf Vollspaltenböden, das Fehlen von Beschäftigungsmaterial sowie verletzte Tiere im Stall. Wir prüfen den Sachverhalt und die Vorwürfe, wurden aber seitens des VGT noch nicht kontaktiert und konnten daher das vollständige Bild- und Videomaterial noch nicht beurteilen,“ so Rudolf Berger.

Berger Schinken: Gesetzgeber ist gefragt, eigene Initiativen werden bereits umgesetzt

Abseits der aktuellen Situation, die es laut Berger unbedingt und unverzüglich aufzuklären gilt, unterstützt Berger Schinken das Anliegen des VGT, Vollspaltenböden durch andere Böden zu ersetzen. „Das ist eine Entscheidung des Gesetzgebers. Wir sind mehr als willens, hier umzustellen und tun das bereits bei den ersten Vertrags-Landwirten.“

Berger kooperiere bereits jetzt mit vier Bauern, die exakt jene Maßnahmen, die Tierschutzorganisationen fordern, umsetzen: Doppelte Fläche, Auslauf für die Tiere ins Freie, Ringelschwänze, Stroheinstreu, Kastration unter Narkose sowie regionales, gentechnikfreies Futter. „Wir befinden uns in einer Umstellungsphase und setzen vielfältige Maßnahmen.“

Zur Petition gegen Vollspaltenboden

Balluch: "Immer dasselbe Spiel"

VGT-Obmann Martin Balluch dazu: „Immer wieder dasselbe Spiel, wie bei den Tiertransporten. Der VGT deckt auf, die Zustände werden beschönigt, die Konsumenten betrogen, die ÖVP verhindert jede Veränderung, ja zeigt nicht einmal ein Problembewusstsein, und die Bevölkerung ist entsetzt, was wirklich hinter den Kulissen gespielt wird. Hier bekommt eine Firma eine Auszeichnung der Republik, erzielt im Vorjahr einen Rekordumsatz, und baut alle diese ‚Erfolge‘ auf totalen Unwahrheiten auf. Ein Vorzeigestall und dahinter die Tierfabriken, in denen von Tierwohl und tierfreundlicher Umgebung oder tierethischen Grundregeln keine Rede sein kann."

Zeigt, wie schlecht die Verordnung ist

Und der VGT-Obmann weiter: „Die Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger erarbeitet gerade zusammen mit dem Tierschutzminister Rudolf Anschober eine Reform der Verordnung zur Schweinehaltung. Skandale wie dieser zeigen, wie schlecht diese Verordnung momentan ist. Jetzt sofort müssen Verbesserungen her."

Die Tiere bräuchten, wie es die EU-Mindestrichtlinie vorsieht, einen physisch angenehmen Liegebereich.

Der VGT wird am Mittwoch vor den Landwirtschaftskammern aller Bundesländer Demonstrationen gegen Vollspaltenböden abhalten.

(Red.)

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