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Verlorener Sohn kehrt zurück

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit. Da schaffte ein mit 25 Jahren noch junger Spieler von Bregenz aus den Sprung ins Nationalteam. Die ganze Fußballwelt lag ihm vor den Füßen . . .

Es klingt wie ein Märchen, doch es ist die wahre Geschichte von Robert Golemac, der auszog, um im Konzert der Großen mitzuhalten, dann jäh abstürzte und nun mit 29 Jahren in Lustenau einen Neuanfang wagt. Vier Jahre sind ins Land gezogen, haben beim Verteidiger ihre Spuren hinterlassen. Geblieben ist ihm der schelmische Ausdruck und der Optimismus. “Ich beiß mich durch.” Ein Satz, den Golemac auch schon bei Sturm “gebrauchte”. Dabei schien es vorerst nur bergauf zu gehen. Nach den Teamberufungen für die WM-Qualifikationsspiele gegen Israel und Türkei (zweimal) folgte der Wechsel nach Graz, internationale Einsätze im UEFA-Cup und auch Baric-Nachfolger Hans Krankl erinnerte sich an die Qualitäten des Rechtsfußes. Teameinberufungen gegen Weißrussland und Niederlande, allein zum Einsatz kam er nicht.

Umso mehr kam er dann beim Bundesheer zum Einsatz, als er im Jänner 2003 dem Ruf des Vaterlandes folgte. “Ich musste in Feldbach einrücken, keiner bei Sturm hat sich um mich gekümmert”, erinnert sich Golemac. Dem Wunsch von Trainer Franco Foda, ihn ins Trainingslager mitzunehmen, wurde nicht entsprochen. “Der Klub wollte mich irgendwie loswerden”, vermutet Golemac heute. Sturm setzte den Vertrag aus, für neun Monate gingen nur die 300 Euro vom Bundesheer auf dem Konto ein. “Die Miete meines Hauses belief sich auf 2000 Euro”, erinnert sich Golemac schaudernd an die Zeit. Gerüchte um seine Person machten die Runde, doch er sieht sich vielmehr als Opfer des Systems – und erzählt: “Es war vor dem Heimspiel gegen Bregenz, wir fuhren von Bad Waltersdorf Richtung Stadion. Der Trainer sagte mir, ich soll mich auf Lawarée einstellen. In Graz dann rief er mich zu sich und sagte, du spielst im Mittelfeld. Dann sah ich ihn im Gespräch mit Manager Schilcher und am Ende stand mein Name bei der Spielbesprechung nicht mehr auf dem Tableau.” Trotz Vertrag bis 2006 hatte er danach mit Sturm abgeschlossen.

Als ihn der Ruf aus Kärnten ereilte, griff er schnell zu und schlug ein Angebot aus Holland (Willem II Tilburg) aus. Doch Pacults Aus als Trainer bedeutete auch seinen Abstieg. Plötzlich fragte niemand mehr nach dem Fußballer Golemac. “Eine brutale Erfahrung”, so der Vorarlberger, dem seine alten Freunde Predrag Zivanovic und Mladen Posavec in dieser Zeit zur Seite standen. Ein wenig Training in Lochau, ein paar Übungen in Rankweil – erst der Anruf von Austria-Trainer Fuchsbichler rief ihn endgültig aus seiner Lethargie. Golemac will es noch einmal wissen, ist mit der Vergangenheit zwar noch nicht vollends im Reinen, kann jedoch ob der vertanen Chance schon wieder schmunzeln. “So ist der Fußball, einmal oben, einmal unten.”

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