Es schien perfekt angerichtet für den nächsten historischen Coup der Bregenzer Handballer. Doch die Vorfreude auf Duelle gegen Titelverteidiger Ciudad Real oder den HSV Hamburg ließ Kapitän Matthias Günther und Co. im finalen Duell gegen Fyllingen HB um Rang eins in der Qualifikationsgruppe drei phasenweise in Ehrfurcht erstarren. Besonders in der ersten Halbzeit konnte kein einziger Bregenzer an die Leistung beim 33:20-Kantersieg im Auftaktspiel gegen Partizan Belgrad anschließen. Bereits zur Pause lag Bregenz mit 14:21 im Hintertreffen. Bis zur Schlusssirene konnte zwar der Rückstand auf 31:35 verringern werden an der Tatsache, dass damit ab September die Norweger und nicht der ÖHB-Rekordmeister im Konzert der besten 24 Teams Europas dabei sein wird, änderte sich nichts mehr.
Klare Worte
Auch einen Tag später fand Bregenz-Coach Martin Liptak keine für ihn akzeptable Erklärung für dieses Wechselbad der Gefühle seiner Mannschaft. “Mit der Niederlage kann ich leben, nicht aber mit der Art und Weise, wie sie zustande gekommen ist. Gegen Fyllingen haben wir vor der Pause Angsthasen-Handball gespielt. Schlüsselspieler wie Roland Schlinger, Lucas Mayer oder Björn Tyrner haben sich versteckt. Dies darf einfach nicht sein”, erklärte Liptak. Der Slowake nimmt sich selbst nicht aus der Kritik: “Vielleicht war ich etwas zu gut zu den Jungs. Doch dies wird sich ändern. Die Spieler müssen zeigen, dass sie gewillt sind, Verantwortung zu übernehmen. Letzte Saison hat es oft Kritik an der eigenwilligen Art von Mare Hojc gegeben. Doch gerade er war es, der letzte Saison nicht nur in der Finalserie gegen Hard in solchen Situationen Verantwortung übernommen hat.”
Neue Zielsetzung
Für Liptak ist der Wechsel in den EHF-Cup auch eine zweite Möglichkeit, die Zielsetzung für diese Saison neu zu justieren. “Natürlich hätten wir gerne gegen Ciudad Real oder Hamburg gespielt. Doch weitergebracht hätte uns dies wahrscheinlich nicht. Wenn wir schon vor Fyllingen in die Hose sch . . ., wie wollen wir dann gegen solche Spitzenteams bestehen”, betonte der Bregenz-Trainer. Bereits heute wird sich Liptak seine Spieler zur Brust nehmen. Die Ausrede, dass die Mannschaft durch die Veränderungen im Kader noch nicht so weit sein kann und deshalb die notwendige Stabilität und Sicherheit fehlen, will der Slowake nicht mehr hören. “Es hat sich beim 29:29 in Tulln bereits angekündigt. Einige Akteure nehmen die Sache zu locker. Wenn man dann wie in der Partie gegen Fyllingen in Stresssituationen kommt, gerät man in Panik und weiß sich keinen Rat mehr. Es kann nicht sein, dass man sich Jahr für Jahr damit zufrieden gibt, HLA-Meister zu werden. Wir haben einen gewissen Anspruch und dürfen uns den guten Ruf nicht mit solchen Auf und Abs wie in Norwegen ruinieren.” Bis zum Spiel Anfang Oktober gegen Casarano (Ita) will Liptak eine Veränderung im Kader spüren. Jeder Einzelne soll sich überlegen, ob er gewillt ist, diesen Weg mitzugehen. “Wir haben 14 Spieler im Kader, und ich scheue mich nicht davor, auch Schlüsselspieler einmal auf die Bank zu setzen.” Einen ersten Vorgeschmack darauf soll es bereits morgen geben. Da empfängt der HLA-Titelverteidiger im ersten Saisonheimspiel ab 19 Uhr in der Handball-Arena Rieden HIT Innsbruck.
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