Ver-rücktsein – wie es bedrückt oder beglückt

Feldkirch „Ich liebe das Wort verrückt ganz verrückt!“ Diesen Satz stellte Reinhard Haller an den Beginn seiner Ausführungen am Dienstagabend. Beim 100. Vortrag der Reihe „Wissen fürs Leben“ sprach der Psychiater und Bestsellerautor zum Thema „Ver-rückt. Chancen und Gefahren des Abnormalen und Außergewöhnlichen.“ Aufgrund des großen Interesses war der Saal der Arbeiterkammer Feldkirch bereits einen Monat im Voraus ausgebucht gewesen.
Auszeichnung für hohes Engagement
Erst vorigen Freitag erhielt der Primar des Frastanzer Krankenhauses Maria Ebene das Silberne Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg. Damit würdigte das Land nicht lange vor Hallers Pensionsantritt seine Arbeit in der Therapie und Prophylaxe von Suchterkrankungen, sein Engagement im Auf- und Ausbau von Behandlungsplätzen und Beratungsstellen für Suchtbetroffene sowie seine Tätigkeit als Gerichtspsychiater.
Vortragsreihe mit Tradition
Für die Reihe „Wissen fürs Leben“ zeichnet seit sieben Jahren Franz Josef Köb verantwortlich. Er lädt regelmäßig renommierte Experten ein, ihre Kenntnisse zu Themen wie Gesundheit, Lebensführung und Umwelt weiterzugeben. Anlässlich der 100. Präsentation hatte Haller eigens seinen Vortrag ausgearbeitet. In ihm widmete er sich einer tiefen Erkundung des Begriffs und Phänomens „verrückt“ – entgegen der Ermahnung, welche er während seiner Ausbildung erhalten hatte, dieses Wort zu meiden. Dabei stellte er vor allem ein kreatives, entwicklungsförderndes, bisweilen heilsames Potenzial fest, welches Ver-rückungen des Standpunktes oder Verhaltens in sich tragen. Entscheidend sei jedoch immer, weder sich noch anderen Leid zu bereiten. Daher betonte Haller: „Beim Verrücktsein ist es wichtig, letztlich die Kontrolle zu bewahren.“
Sich nicht verrückt machen lassen
Während seiner Berufszeit sorgte Haller in mehrfacher Weise für Ausgleich zu Belastungen. Diese ergaben sich aus der täglichen Arbeit, doch vor einigen Jahren auch dadurch, dass Hallers Gutachten selbst angezweifelt wurden. Das Gericht wies schließlich sämtliche Klagen gegen ihn zurück. Bewusst setze er all den Anforderungen schöne Dinge entgegen, so besuche er klassische Konzerte, lese schöne Literatur und gehe Wandern. Von großer Bedeutung seien sein fröhliches, optimistisches Wesen und der gute familiäre Rückhalt. In reicher Erfahrung gründete daher der Rat, den er seinen Zuhörern am Ende des Referats mitgab: „Trauen Sie sich, ver-rückt zu sein, aber schützen Sie sich davor, verrückt gemacht zu werden!“ VKO
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