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Veganer Monat im Selbsttest: Schwierig, aber doch einfach

Auch ohne Fleisch lassen sich zahlreicher Gerichte zubereiten.
Auch ohne Fleisch lassen sich zahlreicher Gerichte zubereiten. ©pixabay.com
Neujahresvorsätze sind gut, aber in meinem Fall meistens nur gut gemeint. Umso überraschter war ich, dass ich den veganen Jänner ohne größere Probleme durchgezogen habe. Ganz einfach war es allerdings nicht.
Das passiert, wenn man kein Fleisch mehr ist

Nach den Weihnachtsfeiertagen ist, wie jedes Jahr, die Zeit der guten Vorsätze. Und weil zu Weihnachten meistens Pfunde angefressen werden, haben die Vorsätze nicht allzu selten mit Ernährung, Sport und gesunder Lebensweise zu tun.

In dieselbe Kerbe schlägt auch der vegane Monat, den meine Freundin und ich uns - vollgefressen in den weihnachtlichen Festtagen - für den Jänner vorgenommen haben. Zugegeben, an der ersten Stelle stand wohl der Gedanke mit veganer aber auch gesunder Ernährung abnehmen zu wollen. Die CO2-Einsparungen, die damit verbunden sind (siehe Video), waren außerdem ein willkommener Nebeneffekt.

Den inneren Schweinehund versuchten wir dadurch anzuleinen, dass wir unseren Freunden und Kollegen unser Vorhaben auch erzählten. Das klischeehafte "Du, ich bin jetzt vegan" oder "Ist das aber auch vegan?" war mir zwar zuwider, baut jedoch Druck von außen auf, den Monat auch durchzuziehen.

Der Fleischverzicht kam dabei weder meiner Freundin noch mir schwierig vor. Wir aßen zwar vorher gerne und beinahe täglich Fleisch oder Wurstprodukte, aber auch ohne Fleisch war unsere Nahrung mehr als Abwechslungsreich. Dabei kosteten wir uns quer durch die vegane Palette - neben vielen Hülsenfrüchten, Gemüse oder Hummus kamen auch oft Sojaprodukte auf den Teller. Bei Rezeptideen ist das Internet dein Freund.

Käse und Milch sind mir nicht Wurst!

Auch Fleischersatzprodukte, vegane Wurst oder Fischstäbchen sorgten für Abwechslung. Zugegeben, diese kosten oft deutlich mehr als ihre fleischlichen Vorbilder, hin und wieder kann man sich aber ein Tofü-Würstchen leisten. Dabei kochten wir mehr Zuhause, gingen seltener auswärts Essen und auch der "Gusto-Döner" nach dem Sport fiel komplett aus.

Das Mittagessen in der Arbeit bereiteten wir öfter vor, beinahe alle Fertiggerichte aus dem Billa, die ich normalerweise in der Arbeit esse, sind mit Fleisch- oder Milchprodukten zubereitet. Zudem wird das Naschen eingeschränkt. Normale Gummibärchen (Gelatine) oder Vollmilchschokolade (Milch) ist tabu, dafür gibt es aber vegane Gummibärchen oder dunkle Schokolade. Schwierig wurde es für mich nur bei Käse und Milchprodukten, die ich nur ungern missen wollte. Oder beim Sushi-Abend in der Arbeit, wo ich mich mit den Avocado- oder Gurkenmaki zufrieden geben musste.

Wie gesundheitlich der Wind weht

Gesundheitlich gesehen setzten einem die Ballaststoffe erst einmal zu. Ganz erfreut von den vielen weitgehend unverdaulichen Nahrungsbestandteilen macht sich die Darmflora über die willkommenen Nährstoffe her und läuft auf Hochtouren. Das bedeutet jedoch auch einen entsprechenden Gasausstoß, der sich nach einigen Wochen bei mir wieder gelegt hat. Mangelerscheinungen traten in der kurzen Zeit keine auf.

"Vollzeitveganer" sollten jedoch öfter mal auf ihre Versorgung mit dem Vitamin B12 achten. Das kommt zwar nur in tierischen Produkten vor, jedoch wird es in vielen vegetarischen Gerichten bereits zugesetzt. Die Kilos purzelten ebenfalls, von meinen letzten 85 Kilo (88 kurz nach Weihnachten) sind jetzt nur noch weniger als 83 übrig. Dabei standen wöchentlich aber - wie auch in den Monaten zuvor - drei Sporteinheiten an, bei denen es aber deutliche Fortschritte gab. Ob Veganismus der entscheidende Faktor war, kann ich nicht beurteilen. Geschadet hat es jedenfalls nicht.

Vom Veganer zum "Teilzeit-Veganer"

Vom Veganismus haben ich mich jedoch bereits verabschiedet und will nun "Teilzeit-Veganer" werden. An vier Tagen in der Woche ernähre ich mich vegan, an drei Tagen mit tierischen Produkten. Warum? Einfach aus Bequemlichkeit. Wenn es schnell gehen muss, will ich mir im Billa auch mal ein Fertiggericht kaufen oder mir hin und wieder einen Burger mit Freunden gönnen. Das Experiment hat mir jedoch gezeigt, wie viel Fleisch und tierische Produkte ich jeden Tag zu mir nehme. Und dass Veganismus eigentlich halb so schlimm ist - solange der innere Schweinehund gebändigt ist.

(red)

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