Väterkarenz bleibt Ausnahme: Warum Babypuppen jetzt Denkmäler zieren

Laut Arbeiterkammer waren 2021 nur 17 Prozent der Personen in Kinderauszeit männlich – 2017 waren es immerhin noch 21 Prozent. Der Rückgang gibt Anlass zur Sorge, sagt Männerarbeit-Experte Erich Lehner. Der Hauptwiderstand komme aus der Arbeitswelt: „Dort wird der Mann weiterhin als stabiles Element gesehen, die Frau hingegen als Variable, die kommt und geht.“
Flexible Karenzmodelle fehlen
Ein Kulturwandel sei notwendig, meinen sowohl Lehner als auch Elisabeth Sechser, Gründerin von CaringEconomy.Jetzt. Zwar gebe es fortschrittliche Unternehmen, aber im Mainstream dominierten weiterhin unflexible Arbeitszeitmodelle. Viele Männer würden gerne mehr Verantwortung übernehmen, könnten es jedoch beruflich kaum umsetzen.
Kunstaktion als Symbol für alternative Männlichkeit
Die Aktion „Caring Men“, ursprünglich aus Großbritannien, zeigt Statuen mit Babypuppen im öffentlichen Raum – als Vision eines anderen Männerbildes. In Salzburg etwa dürfen die Puppen bis zum Vatertag hängen bleiben. Sechser: „Am besten wäre, sie könnten ein Jahr bleiben – mit offizieller Genehmigung.“
Ziel der Aktion ist es, auf neue Formen von Männlichkeit hinzuweisen: weg von Hierarchie und Dominanz, hin zu Empathie und Sorgeverantwortung – sogenannte „Caring Masculinities“. Studien zeigen: In gleichberechtigten Familien ist das Gewaltrisiko für Kinder am geringsten.
Väterkarenz: Politik kündigt Arbeitsgruppe an
Die Bundesregierung hat im Koalitionsprogramm angekündigt, die Väterbeteiligung in der Karenzphase zu stärken. Eine interministerielle Arbeitsgruppe soll Anfang 2026 ihre Arbeit aufnehmen. Ziel ist es, bis Ende des Jahres konkrete Vorschläge vorzulegen.
Lehner plädiert für ein „use it or lose it“-Modell: Nur wenn beide Elternteile gleichberechtigt Karenz nehmen, soll die volle Zeit gewährt werden. „Das ist der Hebel für echte Veränderung“, so der Experte.
Ungleiche Aufteilung mit Langzeitfolgen für Eltern
Untersuchungen belegen, dass eine aktive Vaterrolle nicht nur dem Kind, sondern auch dem Vater selbst zugutekommt – in Form von besserer Gesundheit und höherer Lebenszufriedenheit. Für Mütter hingegen bedeutet mangelnde Aufteilung oft ein großes Einkommensminus: Laut dem Momentum-Institut verdienen Frauen im Lauf ihres Erwerbslebens im Schnitt 960.000 Euro weniger als Männer – allein aufgrund der ungleichen Verteilung der Care-Arbeit.
(APA/Red)
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