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US Open-Finale

Andre Agassi hat seinen Tennis-Thron an „König“ Juan Carlos Ferrero verloren, will aber trotz der nächsten Enttäuschung bei den US Open noch nicht abdanken.

Auch sein fortgeschrittenes Alter und eine wachsende Familie werden den 33-jährigen Ehemann von Steffi Graf voraussichtlich nicht zum Rücktritt bewegen, den Pete Sampras und Michael Chang während des Turniers in New York vollzogen.

„Irgendetwas müsste sich schon komplett für mich ändern, damit ich nicht hierher zurückkomme“, sagte Agassi nach seiner 4:6, 3:6, 6:4, 4:6-Niederlage im Halbfinale gegen den Spanier Ferrero am Samstag. Anschließend hatte Andy Roddick die Veranstaltung aus US-amerikanischer Sicht vor einer kompletten Katastrophe gerettet.

Nach den Absagen der Williams-Schwestern, dem rein-belgischen Damen-Finale, Regenchaos und Klagen über die Bevorzugung der Amerikaner zog wenigstens St. Pölten-Sieger Roddick ins Finale am Sonntag (22.00 Uhr MESZ) ein. Der in der Jahresweltrangliste „Champions Race“ führende Lokalmatador gewann nach Abwehr eines Matchballs 6:7 (4),3:6,7:6 (7),6:1,6:3 gegen David Nalbandian aus Argentinien.

Der 21-jährige Roddick bestritt gegen French-Open-Sieger Ferrero sein erstes Endspiel bei einem Grand-Slam-Turnier, dem Sieger winkt ein Scheck über 1 Mio. Dollar. Beide stehen als Teilnehmer für den Masters Cup der besten acht Tennisprofis am Saisonende bereits fest.

Agassi zeigte sich bitter enttäuscht darüber, dass ihm nach seinem Sieg bei den Australian Open der Griff nach dem dritten Pokal in Flushing Meadows erneut verwehrt blieb. In den vergangenen beiden Jahren hatte ihm Pete Sampras den Weg verbaut. „Ich denke jetzt nicht an die Zukunft. Ich treffe keine emotionalen Entscheidungen aus dem Bauch heraus“, sagte Agassi nach der verdienten Niederlage, die die schwangere Steffi Graf aus der hinteren Ecke einer Loge verfolgte.

Dem Schmerz über die Pleite gegen den zehn Jahre jüngeren Ferrero, der in Runde zwei den Österreicher Jürgen Melzer besiegt hatte, machte Agassi danach mit Kritik an den US-Medien Luft, die in ihrer oft einseitigen Betrachtung die 21. Nummer eins seit Einführung der fortlaufenden Computer-Weltrangliste nicht recht wahr zu nehmen schienen. „Sie müssen mir erklären, wie es jemand nicht verdienen kann, die Nummer eins zu sein. Wenn sie ihn nicht kennen, hätten sie einfach das Fernsehen einschalten sollen“, antwortete er einer Reporterin. Ferrero blieb bescheiden: „Weil ich bei den US Open bisher nicht gut gespielt habe, kannten mich die hier Leute nicht. Jetzt schon.“

Auch die Organisatoren bekamen einen Seitenhieb ab. Obwohl das Turnier viel Geld bringe, gebe es nicht genügend Personal, um die Plätze nach dem Regen gleichzeitig zu trocknen. Agassi und Roddick hatten davon profitiert, dass ihre Spiele im Arthur-Ashe-Stadium stets als erste begannen und beide damit ihre Matches eher beenden konnten. David Nalbandian schimpfte nach seiner Niederlage: „Immer wenn es knapp ist, wird zu Gunsten der Amerikaner entschieden.“

Mehr zu schaffen machten ihm jedoch Roddicks 38 Asse und eine leichte Verletzung am Handgelenk. Bezeichnend war aber auch, wie der zuweilen ungezogen und überheblich auftretende US-Boy auf mehrere knappe Entscheidungen gegen ihn reagierte. Während eines Seitenwechsels herrschte er den Schweizer Schiedsrichter Andreas Egli an: „Gib Dir mehr Mühe. Und jetzt will ich nichts mehr hören.“

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