Der Beginn des urbanen Gärtnerns ist spätestens auf die 1920er-Jahre zu datieren, in denen die Schreber- und Kleingartenbewegung ihren Aufschwung erlebte. Landschaftsplanerin Dr. Irene Bittner von der BOKU geht sogar noch weiter zurück, ihre These lautet: “Urbanes Gärtnern existiert seit es Städte gibt und seither ist urbanes Gärtnern ein Teil von Frauengeschichte und -kultur.”
Was ist Urban Gardening?
Unter dem Überbegriff Urban Gardening können sehr unterschiedliche Projekte und Tätigkeiten zusammengefasst werden. Sowohl Zier- als auch Nutzgärten in der Stadt fallen unter urbanes Gärtnern, diese können entweder auf privaten Grundstücken oder im öffentlichen Raum angelegt sein. Häufig spielt der Gedanke der Selbstversorgung bei Urban Gardening eine Rolle, muss er aber nicht zwangsläufig. Gibt es für die Bepflanzung im öffentlichen Raum keine offizielle Genehmigung, spricht man von Guerilla Gardening.
“Ist Gärtnern nicht etwas typisch Ländliches, das in der Großstadt nichts zu suchen hat?”, mag ein Einwand von Kritikern lauten. Und die Praxis gibt ihnen Recht, denn in vielen Fällen werden urbane Garten-Projekte an den Stadtrand verdrängt. Ein Gegenbeispiel wäre hier der “Garten Löwenzahn”, der auf dem Dach der U-Bahn in Wien-Brigittenau unweit des Handelskais entsteht. Organisiert wird das Projekt von einem Verein, die Parzellen des Gartens waren bereits nach kurzer Zeit vergeben.
Gemeinschaftsgärten in Wien
Dass Gärten nach kürzester Zeit “ausgebucht” sind, ist keine Seltenheit. Auf der Suche nach einem Garten ist auch Kreativität gefragt, denn bei vielen Projekten gibt es lange Wartelisten. Mit einem Aushang an Laternen im 9. Bezirk haben es beispielsweise Pia und Niklas versucht. Sie sind auf der Suche nach einem “kleinen, sonnigen Stückchen Grün für die Ernte” und versichern, dass sie sich gut um den Garten kümmern wollen: “Wir lieben uns und wollen den Garten genauso behandeln.”
In Wien gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, sich an Gartenprojekten zu beteiligen. Besonders einfach ist es für Gemeindebau-Mieter. Theoretisch ist es – in Absprache mit dem Mieterbeirat- in jedem Wiener Gemeindebau möglich, einen Nachbarschaftsgarten anzulegen. Aber auch außerhalb des kommunalen Wohnbaus ist es möglich, im öffentlichen Raum zu gärtnern. Wer eine ungenutzte und geeignete Fläche findet, kann sich an das Stadtgartenamt wenden. Dort wird dann geklärt, ob es möglich ist, die Fläche zu pachten und unter welchen Bedingungen. Grundsätzlich sind hier Förderungen möglich. Eine weitere Möglichkeit bieten so genannte Baumscheiben-Projekte. Hinter dem sperrigen Begriff Baumscheiben verstecken sich Verkehrsinseln oder andere kleine bepflanzbare Flächen. Hier wird allerdings vom Obst- und Gemüseanbau abgeraten.
Projekte finden
Von der Stadt Wien gibt es unterschiedliche Angebote. Einerseits kann man um 113 Euro pro Saison Ökoparzellen im 22. Bezirk pachten, andererseits gibt es Nachbarschaftsgärten. Mittlerweile gibt es auch einige private Anbieter von Selbsternteparzellen in Wien, zum Teil handelt es sich dabei um Bauern, die auch die Ansaat übernehmen. Neun Standorte gibt es beispielsweise vom Anbieter selbsternte.at.
(SVA)
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