Zufrieden grunzt das Schwein, glücklich gackern Hühner, zufrieden bellt der Hund. Die Apricot Lane Farm ist "Unsere große kleine Farm". Natürlich ist es ein Märchen, das John Chester in der Dokumentation des mit seiner Frau verwirklichten Lebenstraums erzählt. Aber eines, bei dem man am Ende zornig fragt: Was ist schiefgelaufen, dass das nicht natürlich, sondern utopisch wirkt? Ab Freitag im Kino.
Unsere große kleine Farm - Kurzinhalt zum Film
Molly Chester war Food-Bloggerin und wollte unbedingt einen Hund. Das Paar holte den traurig wirkenden Todd aus dem Tierheim und bekam bald Schwierigkeiten: Waren sie nicht zu Hause, bellte der Hund ununterbrochen. Also zogen sie aufs Land. Doch die 81 Hektar Land eine Autostunde von Los Angeles entfernt, die sie mit Hilfe eines Investors für ein Farmprojekt erwarben, erwiesen sich als ausgelaugt: trockene Erde, toter Boden. Mithilfe des Öko-Gurus Alan York nahmen sie das schwierige Vorhaben in Angriff, inmitten von Legebatterien und Monokulturen mittels eines neu aufgebauten Bewässerungs- und Kompostsystems ein kleines Paradies entstehen zu lassen. Ziel war nicht einfach eine traditionelle Farm unter Verzicht auf Gift und Gentechnologie, sondern ein sich selbst erhaltenes Ökosystem, das genug abwirft, um den Markt zu beliefern und die Farmer zu ernähren.
Natürlich gibt es jede Menge Rückschläge, Fehler, Desaster. Natürlich droht schon bald das Geld auszugehen und folgt nach jedem Etappensieg ein neues Problem. Aber die Chesters und ihre Helfer sind hartnäckig und haben unerschöpfliche Energiereserven. Und ganz langsam entsteht ein kleines, künstliches Paradies, das auch immer mehr Wildtiere anzieht, eine Artenvielfalt, bei der auch Schädlinge und Räuber mit dabei sind. Das natürliche Gleichgewicht ist labil, jeder Eingriff zeitigt auch unerwartete und unerwünschte Wirkungen. Und als John das erste Mal sein Gewehr holen muss, um gegen Kojoten vorzugehen, fühlt sich das wie eine bittere Niederlage an.
Unsere große kleine Farm: Die Kritik
John Chester ist eigentlich Tierfilmer, nicht Landwirt. Deswegen rückt er den Ferkeln und Küken, den Schmetterlingen und Würmern ganz nahe und stellt sie in den Mittelpunkt wunderschöner Aufnahmen. Die Brüchigkeit der Idylle, der ungeheuer anstrengende Alltag, das weniger pittoreske Tüfteln, Ärgern und Malochen werden meist nur angedeutet. Dennoch ist "Unsere große kleine Farm" nicht nur ein Öko-Märchen, sondern auch ein Lehrfilm, der die Augen öffnet für den Wahnsinn der Ressourcenausbeutung und Gewinnmaximierung, an die wir uns gewöhnt haben. Und am Ende, als einer der großen und immer häufigeren Waldbrände in Südkalifornien der Apricot Lane Farm immer näher kommt, zittert man mit den Farmern mit.
Wenngleich im Laufe der fast acht Jahre dauernden Projekt- und Dreharbeiten so manche Protagonisten ihr Leben lassen, so gibt es ein klassisches Happy End. Das Farmerehepaar bekommt Nachwuchs. Und ihr Söhnchen Beauden wächst so auf, wie es heute kaum mehr möglich scheint: In einer reichhaltigen und nicht ausgebeuteten Natur. Diversität und Nachhaltigkeit sind möglich. Und natürlich.
(APA/Red)
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