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Unruhen in der Ukraine: Maidan in Flammen

Die Gewalt in Kiew dauert weiter an. Maidan steht in Flammen und es dürfte zahlreiche Verletzte geben.
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Blutige Nacht in Kiew

“Ist ein Chirurg frei, der jemanden nähen kann?” Der Ruf einer Krankenschwester gellt durch die Räume des Notlazaretts. “Kann jemand helfen?” Hinter ihr beugt sich eine Gruppe Freiwilliger über einen verletzten jungen Mann. Sie versuchen, dem Mittzwanziger Splitter einer Blendgranate aus dem Bein zu ziehen. Kiew erlebte eine blutigsten Nächte seit dem Beginn der Proteste vor drei Monaten.

Maidan steht in Flammen

Vom nahen Unabhängigkeitsplatz treffen in der Nacht au Mittwoch unaufhörlich Verletzte im Notlazarett im orthodoxen St. Michaelskloster ein. Die Freiwilligen in dem letzten großen Behelfslazarett arbeiten bis zur Erschöpfung. Die Ärztin Lena Liwenzowa schuftet seit 24 Stunden ohne Pause. “Wie geht’s unseren Burschen draußen auf dem Platz?” Wie viele Menschen sie behandelt hat, zählt sie nicht mehr.

Draußen auf dem Platz: das ist der Maidan. Brennende Barrikaden, beißender Rauch von Autoreifen und Holz. Die Demonstranten haben eine Wand aus Flammen und Qualm zwischen sich und die Einsatztrupps der Polizei gezogen, die am Dienstag mit der Räumung des größten Protestcamps der Opposition begannen. Es ist ihre letzte große Barrikade.

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Verzweifelt kämpften die Regierungsgegner in der Nacht gegen die Übermacht aus Wasserwerfern, Blend- und Rauchgranaten und Gummigeschoßen an. Auf die Polizeitruppen gingen unzählige Steine und Brandsätze nieder. Unter den Toten und Verletzten sind auch zahlreiche Beamte. Die Demonstranten wehren sich auch mit Silvesterfeuerwerk. Ein Wasserwerfer geht in Flammen auf. Das Echo von Explosionen hallt in den Straßen wider. Ein Teil des Protestcamps liegt in der Früh in Schutt und Asche. Die Regierungstruppen engen die Kampfzone ein.

Unruhen in Kiew gehen weiter

Wie ein Fanal lodert ein Brand im Haus der Gewerkschaften, das den Maidan überragt und zuletzt die Zentrale der Regierungsgegner war. Der große Infoscreen am Gebäude ist schwarz, schwarz auch der Qualm und die rußigen und blutverkrusteten Gesichter erschöpfter Straßenkämpfer im St. Michael Kloster. “Wenn wir die Ukraine als geeintes Land erhalten wollen, dann muss die Regierung verhandeln”, sagt der 38-jährige Wladimir. Sie wollen weiterkämpfen auf dem Maidan – schlimmstenfalls “bis zum Ende”, sagt der 50-jährige Petro Oliinyk.

Am Mittwoch bereiten sich die Regierungsgegner auf neuen Kämpfe mit den Einsatzkräften der Regierung unter Präsident Janukowitsch vor, der sich weiter unbeugsam zeigt. Ein Krisentreffen mit den Oppositionsführern in der Nacht blieb erfolglos. Einen Abbruch des Polizeieinsatzes habe der Staatschef abgelehnt, berichtete Oppositionsführer Klitschko nach dem Gespräch. Janukowitsch sei entschlossen, den Platz räumen zu lassen.

Noch reichen die Vorräte in der Ukraine

Klitschko fordert die Demonstranten auf, die “kleine Freiheitsinsel” Maidan weiter zu verteidigen. Aber was soll die politische Oppositionsführung auch anderes tun, der die Kontrolle über die radikalen Kräfte unter den Regierungsgegnern längst entglitten ist? Unterstützung erfahren Klitschko und seine Mitstreiter aus dem Westen. Die Europäische Union erwog am Mittwoch, Sanktionen gegen die Führung in Kiew zu verhängen.

Und so warten sie auf dem Maidan mit Bangen auf den nächsten Sturmangriff, während die Freiwilligen im St. Michaelskloster so gut es geht die Verletzten versorgen. “Wir haben so viel zu tun”, sagt Ärztin Liwenzowa und zeigt auf die Liegen, die fast alle belegt sind. Noch reichten die Vorräte. Doch das Verbandszeug neige sich langsam dem Ende zu.

(APA)

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