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Unmut über nächtlichen Glockenlärm

Bürs - Für die einen ist das Läuten von Kirchenglocken ein schöner Brauch, andere wiederum haben damit ihre Not mit dem Lärm. Hintergrund: Über Glocken, Bet-Rufe & ihre Grenzen in der Öffentlichkeit

So dröhnt einer Gruppe von Anrainern der Martinskirche in Bürs das Glockengeläut des Gotteshauses zu hart in den Ohren.

Niemand in der Nachbarschaft hat etwas gegen die Kirche, die Anwohner gehen auch gern zum Gottesdienst – nur die harten Töne aus dem Kirchturm gehen ihnen im wahrsten Sinn des Worten auf die Nerven. Manche Anrainer fürchten schon um ihre Gesundheit und um die ihrer Kinder.

Eine private Schallmessung – durchgeführt bei offenem Fenster – ergab, dass beim Gebetsläuten der Kirche St. Martin in Bürs ein Maximalpegel von 95 Dezibel erreicht wird. So empfindet auch der Anrainer Robert Nöstler, der nur rund 50 Meter von der Kirche entfernt wohnt, den jetzigen Lärmpegel als „unerträglich“. Und so wie ihm und seiner Familie ergeht es vielen Nachbarn. Bei einer spontanen Unterschriftenaktion haben 34 Bewohner in der unmittelbaren Umgebung des Gotteshauses bekundet, dass sie sich massiv gestört fühlen.

Rund um die Uhr

Wer in Bürs neben der Martinskirche wohnt, wird vom Läuten und Schlagen der Kirchturmglocken des Öfteren im Gespräch unterbrochen oder aus dem Schlaf geschreckt. Tag und Nacht, im Viertelstundentakt, schlägt eine Glocke der Kirche lautstark die Uhrzeit über den Dächern der umliegenden Häuser an. Zudem läutet die Kirche viel „ein und aus“, wenn mehrmals täglich alle Turmglocken im Konzert die Gläubigen zum Gebet rufen. Nachdem gleich hinter der Martinskirche eine hohe Felswand aufragt, die den Schall gleichsam ins Wohngebiet zurückwirft, wird das Glockengetöse noch verstärkt.

Keine „Stille Nacht“

Was die lärmgeplagten Anrainer im bisherigen Kirchenglocken-Streit mit dem Bürser Pfarrgemeinderat insbesondere ärgert ist, dass ihnen keine Nachtruhe vergönnt ist. Außer einer technischen Maßnahme, um den Klang der Glocken etwas zu dämpfen, geschah bislang noch nicht viel. „Warum soll es nicht möglich sein, die Kirchenglocken zwischen 22 und 7 Uhr verstummen zu lassen?“, schüttelt Robert Nöstler den Kopf. Dabei geht es um rund 300 Glockenschläge. „Das Abstellen der Glocken während der Nacht würde für alle Anwohner der Kirche eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität bedeuten“, bekräftigt der direkte Anrainer mit Blick auf den Kirchturm.

Der Vorsitzende des Bürser Pfarrgemeinderats war zur Anwohnerforderung nach mehr „Glockenruhe“ leider nicht erreichbar. Dafür sicherte der Pfarrmoderator für Bürs, Dekan Peter Haas aus Bludenz, gestern auf „VN“- Anfrage zu, dass man um eine friedliche Lösung im andauernden Kirchenglocken-Konflikt bemüht sei. „Zu einer Kirche gehört nun einmal auch Glockengeläut. Ich habe aber auch Verständnis für das Ruhebedürfnis der Anrainer“, betont der Dekan.

Nachdem inzwischen auch die Diözese in den „Fall Glocke“ eingeschaltet ist, wird es demnächst mit allen Beteiligten ein Gespräch am runden Tisch geben, um eine Einigung hinsichtlich eines Verzichts von nächtlichem Zeitläuten herbeizuführen.

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