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"Unglaubliches Gefühl": Junge Vorarlbergerin bringt nachhaltige Mode-App auf den Markt

Mit dieser App kann man den eigenen Kleiderschrank digitalisieren.
Mit dieser App kann man den eigenen Kleiderschrank digitalisieren. ©handout/privat
Nichts anzuziehen – trotz vollem Schrank? Die junge Frau (24) aus Mäder hat vier Jahre lang an einer App gearbeitet, die genau dieses Problem lösen soll.

Wer morgens vor dem Kleiderschrank steht, kennt das Dilemma: Dutzende Hemden, Hosen, Kleider – und trotzdem "nichts anzuziehen". Die 24-jährige Informatikstudentin aus Mäder hat aus dieser Alltagserfahrung ein Geschäftsmodell entwickelt. Vier Jahre lang arbeitete sie an einer App, die Outfits vorschlägt, Fehlkäufe verhindern und zugleich nachhaltige Marken sichtbarer machen soll. "Ich stand selbst oft ratlos vor meinem Schrank und dachte mir: Das Problem kann man doch lösen. Also habe ich 2021 angefangen, die App zu entwickeln", erzählt sie.

App mit Künstlicher Intelligenz

"Les Ensembles" nennt Viktoriia Simakova (24) ihre Idee – ein Begriff aus der Mode, der für Kleidungsstücke steht, die als Einheit zusammenpassen. Nutzerinnen fotografieren ihre Garderobe oder wählen ähnliche Teile aus einem Katalog. Die App kombiniert die Stücke zu Outfits – abgestimmt auf Wetter, Anlass und Stimmung.

  • "Man kann zum Beispiel sagen: Ich gehe heute auf einen Geburtstag, möchte elegant wirken und es hat 15 Grad. Dann generiert die App passende Vorschläge."

Mit jeder Nutzung lernt das System hinzu. Die Basis: Künstliche Intelligenz, die Simakova im Rahmen ihres Masterstudiums entwickelt. Gefördert wird das Projekt von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).

Besonders spannend: Nutzer können sich selbst fotografieren oder ein 3D-Modell wählen, das dem eigenen Körper ähnelt. "So sieht man sofort, wie ein Outfit an einem selbst aussehen würde", erklärt Simakova. Die Kleidung wird digital auf das Foto oder Modell gelegt – fast wie in einer virtuellen Umkleidekabine.

Video: Viktoriia Simakova im VOL.AT-Interview

Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell

Doch es geht nicht nur um Stil. Simakova will Konsumgewohnheiten verändern. "Wir tragen Kleidung im Schnitt sieben- bis zehnmal, bevor sie aussortiert wird", sagt sie. Ihre App zeigt deshalb an, welche Stücke selten genutzt werden, schlägt vergessene Teile vor und ermöglicht über Schnittstellen auch den Weiterverkauf auf Secondhand-Plattformen wie Vinted. Sogar Kleider-Sharing im Freundeskreis oder in der Familie soll integriert werden.

Beim Einkaufen hilft ein "Kompatibilitäts-Check": Ein Foto des neuen Teils genügt, und die App berechnet, wie gut es zum bestehenden Kleiderschrank passt. "Wenn ein Pullover nur zu 40 Prozent in den Kleiderschrank passt, überlegt man sich den Kauf vielleicht zweimal. Das soll Impulskäufe reduzieren", erklärt die Gründerin.

Einige Prototypen mit wichtigsten Features auf einen Blick. ©handout/privat

Von Wien nach Mäder – und zurück

Unterstützt wurde die Gründerin bereits von der Beratungsfirma Deloitte, die mit ihr die nachhaltige Perspektive ihres Start-ups entwickelte. Perspektivisch will Simakova nicht nur Frauen, sondern auch Männer als Nutzer gewinnen. "Männer greifen im Alltag oft zum Erstbesten. Aber sobald ein Event ansteht, stehen sie genauso ratlos vor dem Schrank. Mein Freund fragt mich ständig, was er anziehen soll – für ihn wäre die App perfekt."

Mit "Deloitte" entwickelte sie in Wien die nachhaltige Perspektive ihres Start-Ups. ©handout/privat

Und die 24-Jährige denkt bereits weiter: Auch Make-up soll künftig in die digitale Outfitplanung einbezogen werden.

App vor Marktstart

Noch ist "Les Ensembles" nicht erhältlich. Erste Tests jedoch zeigen: Das Interesse ist groß. Bis Ende 2025 soll die App veröffentlicht werden – kostenlos für Konsumenten.

  • "Das Feedback ist mega. Viele wollen die App sofort haben", berichtet Simakova.

Verdienen will Simakova über Kooperationen mit Marken, vor allem kleineren Labels, die nachhaltig und regional produzieren. Denn auch sie sollen von der neuen Sichtbarkeit profitieren.

Simakova beim "Innovation Call 2024". ©handout/privat

Aktuell sucht die junge Gründerin noch aktiv nach Modeunternehmen, Händlern und Stylisten aus Vorarlberg und Österreich, die mit ihr zusammenarbeiten wollen.

Kontakt: hello.lesensembles@gmail.com

Viktoriia Simakova. ©handout/privat

(VOL.AT)

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