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Ungewöhnliche Töne beim Stadtorchester

Solist Ulrich Müller-Froß und Dirigent  Murat Üstün.
Solist Ulrich Müller-Froß und Dirigent  Murat Üstün. ©Willi Bernardin
Kirchenkonzert als Soiree im der Pfarrkirche Tisis.

FELDKIRCH-TISIS  Das in der heimischen Kulturszene von Musikfreunden sehr geschätzte Stadtorchester gab sein traditionelles Herbstkonzert in der Pfarrkirche Tisis am Sonntag als stimmungsvolle Soiree vor „vollem Haus“. Der künstlerische Leiter bzw. Dirigent Murat Üstün hatte diesmal ein nicht alltägliches Konzertprogramm zusammengestellt, waren die Solisten doch mit ungewöhnlichen Instrumenten präsent – nämlich mit Drehleiern und Mundharmonika.…Auf Drehleiern spielten Stefan Schuler und Christl Hämmerle aus Dornbirn (Musikschule) und als Gast aus Deutschland der evangelische Pfarrer und Musiker Ulrich Müller-Froß auf seiner Mundharmonika. Das Konzert begann gleich mit der mittelalterlichen Klangwelt der Drehleiern:  „Tourdion“ vom frühen Meister Pierre Attaignant (1494-1551) erklang mit dem Duo Schuler/Hämmerle. Gefolgt vom Konzert in A-Dur für Streicher von Antonio Vivaldi (1678-1741), sehr vital die Ecksätze (Allegri), mit romantischer Verträumtheit das Andante molto. Nun trat Ulrich Müller-Froß auf und spielte mit dem Orchester unter der sensiblen Begleitung von Dirigent Murat Üstün Ausschnitte aus dem Konzert für Mundharmonika und Orchester des Zeitgenossen Michael Spivakovsky (1919-1983). Der Mundharmonika-Solist Müller-Froß ist als Spezialist bei Insidern sehr bekannt (mit etlichen Einspielungen), die große Popularität mit der  Mundharmonika genießt aber eigentlich nur der durch das Fernsehen berühmt gewordene Deutsche Michael Hirte. Unglaublich, was für filigrane Töne ein Könner wie Müller-Froß aus seinem kleinen Instrument am Mund zaubern kann.

Schubert einmal anders

„Der Leiermann“ ist der Titel des letzten Liedes im Liederzyklus „Winterreise“ von Franz Schubert nach Texten von Wilhelm Müller, der 1827, ein Jahr vor dem Komponisten, starb. Der Leiermann ist ein einsamer Alter, der auf eisigem Boden seine Leier dreht – der Tod, die personifizierte Hoffnungslosigkeit ? Viele Deutungen gibt es schon. Nun, das Drehleier-Duo des Abends vermochte die Schubert´sche Tristesse dieses Liedes glaubhaft zu demonstrieren. Es folgte von Müller-Froß und Orchester die sehr seelenvoll gespielte Meditation aus „Thais“ von Jules Massenet (1842-1912), für Mundharmonika arrangiert. Den Schluss des Konzerts bildete die Symphonie von Joseph Haydn in D-Dur, Hob. 1/13 . Das frühe Werk besitzt noch nicht die köstlichen musikalischen Scherze des reifen „Papa Haydn“, von eigenartigem Reiz ist das Adagio cantabile, das wie ein Orchestersatz für Solo-Cello wirkt und beeindruckte. Die sehr begabte junge Verena Jungwirth spielte klangschön-sensibel. Als Zugabe erklang der Bach-Choral „Jesus bleibet meine Freude“, und „Lobe den Herren“ mit allen im  Gotteshaus. Vikar Stefan Biondi moderierte das Konzert und waltete wie immer eifrig als „Herr im Haus“.

SCH

 

 

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