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Unermüdlich im Tierretter-Einsatz

673 ehrenamtliche Einsätze hat Karl Heinz Hanny im vergangenen Jahr absolviert – verletzte Hunde sind immer wieder unter seinen „Patienten“.
673 ehrenamtliche Einsätze hat Karl Heinz Hanny im vergangenen Jahr absolviert – verletzte Hunde sind immer wieder unter seinen „Patienten“. ©Privat
Schwarzach - 365 Tage im Jahr stehen für Karl Heinz Hanny im Zeichen der Tiere.

30 bis 80 Anrufe gehen täglich bei Vorarlbergs Tierretter ein. Bei Tag wie bei Nacht, rund um die Uhr. Exakt 673 Einsätze hat Karl Heinz Hanny im vergangenen Jahr absolviert, ist dabei 822 Tieren helfend zur Seite gestanden, hat dafür 23.579 Kilometer zurückgelegt. Um der Tätigkeit mit dieser Intensität und mit einer solchen Leidenschaft nachzugehen, wie es der 63-Jährige tut, muss der Begriff Beruf zwingend jenem der Berufung weichen.

In die Wiege gelegt

Wie es überhaupt dazu kam? Hier Hannys Geschichte: Seine Berufung hat der Tierfan schon früh erspürt. „Ich habe mich immer für Tiere interessiert”, erinnert sich Karl Heinz Hanny. Seine Mutter habe ihm diese Leidenschaft wohl in die Wiege gelegt. Bereits im zarten Alter von elf, zwölf Jahren konnte der Harder seine erste Kleintierzucht sein Eigen nennen. „Mit Meerschweinchen habe ich angefangen. Im Laufe der Jahre kamen Wellensittiche, Tauben und Geflügel dazu”, erzählt der 63-Jährige. Der Tierliebhaber sog alles an Fachliteratur auf, was nur ging – und machte sich quasi autodidaktisch zum Experten. „Zur Vogelzucht gesellten sich zwei Schäferhunde dazu”, lässt Hanny Revue passieren. Stets habe er größten Wert darauf gelegt, dass jedes seiner Tiere artgerecht gehalten wird, will er betont wissen. Mit der Anschaffung der Hunde hat sich Hanny intensiv mit deren Haltung und Ausbildung befasst – und ließ sich schließlich beim Vorarlberger Hundezuchtverein als Hundetrainer und Abrichtewart verpflichten.

Den Stein so richtig ins Rollen gebracht in Richtung „Tierretter” hat dann aber ein kleines Lämmchen. „Ein Bekannter hat das mutterlose Tier zu mir gebracht – mit der Bitte, mich darum zu kümmern”, erzählt Hanny. Aus einem Schaf wurden bald zwei Schafe. Und aus den zweien sollte alsbald eine Heidschnuckenschafzucht auf der Hann’schen Landwirtschaft in Lauterach „gedeihen”. „Da die Schafe aber die Wiese nicht sauber genug abgefressen haben, mussten robuste Islandpferde her”, fügt Hanny mit einem Lächeln auf dem Gesicht hinzu.

Sein Engagement als Tierretter findet seinen Ursprung im Jahr 2000. „Die frühere Leiterin vom Dornbirner Tierheim, Karin Andres, hat den Tierabholdienst offiziell ins Leben gerufen”, erinnert er sich. „Ich übernahm die Tierrettung vorerst ehrenamtlich.” Von 2006 bis Ende 2010 war er im Tierheim angestellt, „seit 2011 bin ich als Frühpensionist wieder ehrenamtlich tätig”.

Waschbär auf dem Dach

Aus den zahlreichen Einsätzen weiß Hanny viele Anekdoten zu erzählen, hat der Tiernarr doch mit den unterschiedlichsten Fällen und Tieren zu tun: So trifft Hanny immer wieder auf angefahrene Vögel, in Angelhaken verhedderte Schwäne oder auf verletzte Hunde – und hin und wieder auf verirrte Chamäleons, sich auf Buchsbäumen schlängelnde Schlangen oder in Not geratene Waschbären. Ein ebensolcher wollte jüngst von einem Dach gerettet werden. „Der Waschbär hielt sich schon mehrere Tage dort auf und schaffte es nicht eigenständig nach unten”, erzählt der Tierretter. „Wir mussten ihm einen Baumstamm reichen, damit er es schafft”, schildert Hanny. Ein weiteres Exemplar sei kürzlich in den Kamin eines Götzner Hauses gerutscht. „Uns gelang es, das Tier wieder zu befreien.”

Die Tierrettung sieht Hanny „in erster Linie für die in Not geratenen Tiere, aber auch als Dienstleistung an die Vorarlberger Bevölkerung”, macht die telefonische Beratung doch ein Gros seiner Tätigkeit aus. Die Zusammenarbeit mit der RFL, der Polizei, den Feuerwehren oder der ­inatura, um nur einige als Beispiel anzuführen, bezeichnet der Tierretter als „exzellent”.

„Für mich wie Urlaub”

Und als wären dem „Tierflüsterer” die zahlreichen Einsätze nicht genug, hält Hanny zusätzlich privat eine Vogelauffangstation mit rund 500 Vögeln, darunter 200 Brieftauben. Wie er sich für seinen Einsatz für die Tiere motiviert? „Es ist wohl ein Vogel, den ich habe”, lacht er. Und räumt ein: „Hobbys wie Skifahren oder Segeln kosten auch eine Menge Geld.” Auch nach Urlaub scheint sich der Workaholic nicht zu sehnen. „Es passiert auch so jeden Tag etwas, das mich freut. Und das ist für mich wie Urlaub.” Ans Aufhören denkt er sowieso nicht: „Ich mache das, solange ich kann.”

Hanny zeigt sich ob der Tierschutzpreis-Ehrung geschmeichelt, keine Frage. „Aber ohne die Leute aus der Bevölkerung, die die verletzten Tiere finden und die Fälle bei mir melden, könnte ich meine Arbeit gar nicht machen. Ich liefere nur das Know-how”, sagt er bescheiden.

Aber jetzt muss er weiter: Sein Telefon klingelt, Hannys Hilfe ist gefragt.

Zitat: Ohne die Leute aus der Bevölkerung, die die Fälle melden, könnte ich meine Arbeit gar nicht machen. Karl Heinz Hanny

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