Er hat ihn vor 20 Jahren kennengelernt. Dom Erwin, Missionsbischof in Brasilien mit Koblacher Wurzeln, hielt einen Vortrag beim Katholischen Bildungswerk, das Markus Hofer damals leitete. Hofer war angetan. Er blieb es bis heute. Seine Begeisterung wusste sich über die Jahre hilfreich auszudrücken. Damals brachten Eva und Egon Fitz die Idee einer Selbstbesteuerungsgruppe auf. Markus und seine Frau Margit gründeten die Gruppe mit. Seit 20 Jahren liefern sie einen Teil ihres Gehalts auf das gemeinsame Konto ab. 150 Gleichgesinnte tun das regelmäßig auch. Weitere 100 zahlen sporadisch ein. Das Geld kriegt Bischof Kräutler für seine Projekte, wenn ers braucht, in Form von Dollar-Verrechnungsschecks.
Gründe gibt es genug
Und warum tut Hofer das? Gründe gibt es viele. Die ganz simplen: Wenn hierzulande ein Kilo Bananen billiger ist als ein Kilo Äpfel aus der Steiermark, dann stimmt doch was nicht. Und die ganz persönlichen: Bischof Kräutler beeindruckt mich als Mensch, weil er konsequent das Evangelium lebt. Bischof Kräutler. Der in seinem Kampf gegen skrupellose Großgrundbesitzer mehr als einmal fast zu Tode kam und dennoch weitermacht. Der beim Morgenspaziergang den Rosenkranz betet und tagsüber gegen unmenschliche Strukturen anrennt. Der nicht als plakativer Revoluzzer, sondern sehr fromm und dennoch politisch hoch engagiert zu Werke geht. Ist Hofer auch fromm? Da kommt dem Leiter des Männerbüros der Diözese ein Anruf zu Hilfe. Ein Mann. Na klar. Er hat Probleme. Vermutlich Scheidung. Hofer wird sich das anhören. Während er dem Anrufer den Weg ins Diözesanhaus erklärt, zeichnet seine rechte Hand die Skizze in die Luft, als könnte der Anrufer das sehen. Also, bis Montag. Und dann: Wo waren wir? Fromm, ja richtig. Ja, irgendwie schon . . . Der promovierte Theologe und Philosoph schiebts ein wenig auf sein Alter, wenn er der spirituellen Praxis zunehmend den Vorzug gibt gegenüber der Theologie. In der Karwoche flog er mit seiner Frau nach Rhodos und besuchte täglich die orthodoxe Liturgie. Von den Gesängen, die er zwar nicht verstand, aber genoss, von prächtigen Bildern, dem Weihrauch und Kerzen erzählt Markus Hofer wie andere vom All-inclusive-Urlaub. Das ist erfahrbare Mystik.
Auf Odysseus Spuren
Er wird all das am Wochenende wieder sehen. Zu viert reisen sie diesmal nach Griechenland, auf Männerreise. Wollen auf den Spuren des berühmtesten Reisenden der Antike ans Ziel gelangen: Mit Autos und Fähren, statt im Segelschiff, aber dennoch ein Quäntchen Unsicherheit im Gepäck. Die Fähre nach Ithaka verkehrt nur bis Windstärke drei. Das kann also bedeuten, dass sie das Königreich des Odysseus verspätet oder gar nicht erreichen werden. Und dann? Da lächelt Hofer. Muss sich nicht jeder, der Odysseus folgt, auf eine Reise mit ungewissem Ausgang einstellen? Ist nicht jeder Mann, der auszog, um Karriere zu machen, ab der Lebensmitte zunehmend bemüht, wieder heimzukehren? Und sucht dann sein ganz persönliches Ithaka, so wie Odysseus zehn lange Jahre mit dem Schicksal rang, ehe ihm die Götter erlaubten, zu seiner Penelope zurückzukehren? So also lautet die Frage der Männer von heute: Wo ist Dein Ithaka? In sein Engagement für Bischof Kräutler verpackt Hofer auch den Wunsch, dem Missionsbischof in Vorarlberg ein Ithaka zu bewahren, in das der sich jederzeit zurückziehen kann.
zur Person
Dr. Mag. Markus Hofer Mitbegründer der Selbstbesteuerungsgruppe Bischof Kräutler Geboren: 28. April 1957 Ausbildung: Studium der Philosophie, Theologie, Germanistik und Kunstgeschichte Laufbahn: 8 Jahre Leiter des Katholischen Bildungswerks, seit 13 Jahren Männerbüro der Diözese Feldkirch Familie: verheiratet
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