Unbeteiligte nach Demo von rechtsextremen Identitären in Wiener U-Bahn attackiert

Der 24-Jährige und sein zwei Jahre jüngerer Bandkollege befanden sich laut der Zeitung auf dem Heimweg von einer Bandprobe, als mehrere Rechtsextreme und Neonazis den Zug betraten und dabei Hassparolen riefen. "Ein Blick hat gereicht, und sie sind auf uns losgegangen", berichtete der 24-Jährige. Während der Fahrt seien die beiden rassistisch und homophob beleidigt worden, bevor man sie niederschlug und trat.
Polizei konnte Angreifer nach Demo von rechtsextremen Identitären in Wiener U-Bahn nicht finden
Beim Nestroyplatz seien die beiden ausgestiegen und vor den Angreifern geflohen. In einem Lokal auf der Praterstraße hätten sie schließlich die Polizei gerufen. "Ich habe 133 gewählt, eine halbe Stunde ist niemand gekommen", schildert der 24-Jährige dem "Standard". Von der Polizei hieß es dazu gegenüber der APA: "Die Kollegen waren binnen weniger Minuten vor Ort, konnten die beiden aber nicht finden". Sie dürften auch telefonischen Kontakt gehabt haben, allerdings hätten die beiden Männer ihren Aufenthaltsort nicht genau schildern können. Schließlich hätten die beiden auf einer Polizeiinspektion Anzeige erstattet, so die Darstellung der Polizei. Dem widerspricht der Betroffene: "Mich hat definitiv niemand zurückgerufen, und wir waren auch auf keiner Inspektion." Angezeigt hätte man den Vorfall bei einem Polizisten, der vor einer Synagoge stand.
Nach Attacke nach Demo von rechtsextremen Identitären in Wiener U-Bahn laufen Ermittlungen
Die beiden zogen Jochbein-Fissuren davon, der 24-Jährige auch einen geprellten Kiefer und der 22-Jährige ein blaues Auge. Das Videomaterial aus der U-Bahn-Station wurde der Polizei übergeben, davon erhoffe man sich Aufschlüsse über die Täter, so die Polizei zur APA. Den Vorwurf, dass die Securitys der Wiener Linien die Rechtsextremen in die U-Bahn "eskortierten", weisen diese von sich: "Die Sicherheitsdienstmitarbeiter*innen kamen ihrer Aufgabe nach, auf die Einhaltung der Beförderungsbedingungen zu achten. Sie wurden nicht auf Übergriffe, weder persönlich noch über die Notrufeinrichtungen, aufmerksam gemacht."
Mehr als 200 Anzeigen gegen Gegendemonstranten nach Demo von rechtsextremen Identitären
Rund um die Identitären-Demo, an der wenige hundert Personen auch aus dem Ausland teilnahmen, kam es zu mehr als 200 Anzeigen und 56 Festnahmen, hatte die Polizei tags darauf berichtet. Diese erfolgten bei der Auflösung der insgesamt drei Sitzblockaden, mit denen Gegendemonstranten den rechtsextremen Demonstrationszug durch die Wiener Innenstadt verhindern wollten. Die Grünen brachten zuletzt mehrere Sachverhaltsdarstellungen gegen Teilnehmer der Identitären-Demo ein. Mehrere strafrechtlich relevante Tatbestände - darunter Verstöße gegen das Symbolegesetz sowie mutmaßliche Verhetzung in Form ausländerfeindlicher Parolen - seien auf Bildern und Videos dokumentiert. Die Demo der Identitären findet jährlich im Sommer in Wien statt. Laut Dokumentationsarchiv Österreichischer Widerstand ist diese "Tummelplatz der Rechtsextremisten". Auch einige FPÖ-Mitarbeiter dürften an der Demo teilgenommen haben.
(APA/Red)
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