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"Unachtsamkeit bedeutet den Tod"

Forstfacharbeiter Sebastian Fritz erholt sich im Mountain Beach in Gaschurn von seinem schweren Unfall.
Forstfacharbeiter Sebastian Fritz erholt sich im Mountain Beach in Gaschurn von seinem schweren Unfall. ©Miro
Am 19. Mai verunglückte Sebastian Fritz (29) aus Gaschurn schwer: Bei Holzarbeiten wurde er unter einen tonnenschweren Baum eingeklemmt und verlor fast sein Bein.

WANN & WO: Kannst du den Unfallhergang schildern?

Sebastian Fritz: Wir waren mit Holzarbeiten in Schruns beschäftigt. Gegen Ende des Nachmittags bereiteten wir noch drei Bäume für das Fällen vor. Der erste ging problemlos, der zweite hatte etwas Schräglage nach hinten. Ich wollte ihn neben den anderen hinlegen. Zuerst ging es recht gut. Als ich aber den zweiten Keil gesetzt hatte, sperrte er nach hinten. Meine Motorsäge blieb stecken, auch das Treiben mit der Axt war aussichtslos. Wir beschlossen, einen Eisenkeil zu holen. Auf dem Rückweg wollte ich dann den gefällten Baum, der unter dem angesägten lag, herrichten. Ein Fehler, den ich noch nie gemacht habe und nie wieder machen werde.

WANN & WO: Wie wurdest du von dem angesägten Baum erwischt?

Sebastian Fritz: Ich hätte nicht gedacht, dass er in meine Richtung kommen könnte. Es wehte kein Wind und ich beschloss, den unten liegenden Baum zu bearbeiten. Dann kam doch ein Windstoß, der etwa 23 Meter hohe und rund eine Tonne schwere Baum wurde vier Meter vom Stock abgerissen und begrub mich unter sich.

WANN & WO: Wie waren die ersten Sekunden nach dem Aufprall?

Sebastian Fritz: An den Aufprall kann ich mich nicht erinnern. Als ich dann unter dem Baum lag, realisierte ich, dass mein Oberschenkel gebrochen war. Ich lag auf dem Bauch und blickte zurück. Da sah ich, dass sich mein Unterschenkel um 180 Grad gedreht hatte. Ich fühlte mich komplett erdrückt, die Schmerzen ließen sich im Schock aber erstaunlicherweise gut aushalten. Ich habe sogar noch die Nummer der Rettung gewählt. Dann gab ich meinem Kollegen das Handy.

WANN & WO: Waren die Einsatzkräfte schnell vor Ort?

Sebastian Fritz: Innerhalb einer Viertelstunde erreichte mich die Rettung mit einem Hubschrauber. Als ich einen Polizisten fragte, wie es aussehe, meinte er nur: „Zwischen Boden und Stamm passt kein Blatt mehr dazwischen.“ Dann fingen die Schmerzmittel an zu wirken und ich verlor das Bewusstsein.

WANN & WO: Wie lautete die Diagnose?

Sebastian Fritz: Ich hatte einen offenen Oberschenkelbruch, einen Wadenbeinbruch und einen Außenbandriss im Knie. Außerdem erlitt ich einen Kapsel- und Meniskuseinriss.

WANN & WO: Was sagten die Ärzte?

Sebastian Fritz: Dass ich unglaubliches Glück gehabt habe! Wie durch ein Wunder blieb meine Oberschenkelarterie unverletzt und mein Unterschenkel mehr oder weniger gut durchblutet. Der Baum ließ meinem Bein gerade so viel Platz, dass das Blut noch fließen konnte. Ansonsten wäre eine Amputation wahrscheinlich unvermeidbar gewesen.

WANN & WO: Wie verläuft die Genesung und was hast du aus der Situation gelernt?

Sebastian Fritz: Ich werde noch längere Zeit mit etwas Metall im Körper leben. Es hätte aber ganz anders kommen können, mein Überleben grenzt an ein Wunder. Ich habe auf jeden Fall aus dieser Erfahrung gelernt. In meinem Job kann ein Fehler der letzte sein! Ein Moment Unachtsamkeit kann den sicheren Tod bedeuten.

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