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Um die Leute zum Nachdenken zu bringen

©NEUE
Am 9. Februar geht in Hohenems der 10. Krüppelball über die Bühne. Es könnte der letzte sein. Über ein Ereignis, das immer mehr als nur eine reine Faschings­veranstaltung war.

Als 2006 der erste Krüppelball öffentlich beworben wurde, war das Echo enorm. Mit Reaktionen hatten die Organisatoren gerechnet, dass diese so gewaltig sein würden nicht, sind sich Reinhard Zischg (52) aus Dornbirn und Sabrina Nitz (36) aus Sulz einig. Die ersten Überlegungen zum Ball gab es im Sommer davor, erinnert sich Zischg, der seit einem Autounfall im Jahr 1981 im Rollstuhl sitzt. Und dann erzählt er von der Entstehung dieser Veranstaltung, die sich doch deutlich von anderen unterscheidet.

Bevor im Oktober 2006 der Verein „Reiz – Selbstbestimmt Leben Vorarlberg“, der spätere Veranstalter des Balls, gegründet wurde, gab es bereits einen Stammtisch für Menschen mit und ohne Behinderung. Im Sommer 2005 wurde dann in einer Vierergruppe überlegt, eine Faschingsveranstaltung auf die Beine zu stellen. Als die Frage nach dem Namen auftauchte, meinte Zischg: „Nennen wir es doch Krüppelball.“ Der Aufschrei der anderen war groß, erzählt er. Zischg wies in der Gruppe dann darauf hin, dass  es sich um eine Faschingsveranstaltung handle, dass das Wort Krüppel einfach Menschen mit körperlicher Behinderung bezeichne und es in den 1970er- und 1980er-Jahren in Deutschland eine Selbstbestimmungsbewegung gegeben hatte, die Krüppelbewegung hieß. Anschließend war klar: Das Ding sollte Krüppelball heißen. Für den Dornbirner waren der Ball und sein Namen auch immer politisches Statement, „und er sollte die Leute zum Nachdenken bringen“.

Schließlich  gingen  die Organisatoren mit Werbung und Einladungen an die Öffentlichkeit. „Dann ist es losgegangen“, erzählen Zischg und Nitz, die aufgrund einer angeborenen  Gelenkversteifung im Rollstuhl sitzt. Zahlreiche Medien, aber auch Privatpersonen seien auf sie zugekommen. Am Telefon wurden sie mehrfach beschimpft – von Betroffenen und Nichtbetroffenen.  Damit, dass es so massiv kommen würde, hatten sie nicht gerechnet. „Aber wir sind nicht ganz normale Menschen, auch jetzt nicht. Von gleichen Rechten sind wir auch heute noch weit entfernt“, sagt Zischg dazu mit einiger Resignation in der Stimme.  „Es war eine Superwerbung“, kommentiert er dann den damaligen Aufruhr. Als Motto wurde zudem noch ausgegeben, dass sich die Besucher als Krüppel verkleiden sollten – mit einem Ausschreibungstext, „der schon sehr schräg war“. Der Premieren-Ball, der wie die später folgenden Bälle in der Otten Gravour in Hohenems über die Bühne ging, war sehr erfolgreich.

Den ganzen Text lesen Sie in der NEUE am Sonntag.

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