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Ukraine unter Druck - Militärexperte schlägt Alarm: "Alle hoffen auf einen schwarzen Schwan"

Bundesheer-Oberst Markus Reisner.
Bundesheer-Oberst Markus Reisner. ©YouTube/Bundesheer
Bundesheer-Oberst Markus Reisner kritisiert mangelnde westliche Hilfe – militärische Lage für Kiew zunehmend kritisch.

Die militärische Lage der Ukraine verschärft sich weiter. Oberst Markus Reisner warnt vor einem nachhaltigen Rückgang der Unterstützungsleistungen durch den Westen – und sieht dramatische Folgen für Kiews Verteidigungskraft.

"Ein bisschen was liefern reicht nicht"

In einem ntv-Interview kritisierte der österreichische Militärexperte das zögerliche Verhalten westlicher Staaten. "Wenn Sie monatelang diskutieren, ob Sie ein System liefern, und es dann in geringer Stückzahl liefern, hat sich der Gegner darauf einstellen können", sagte Reisner. Die begrenzte Wirkung solcher Maßnahmen auf dem Schlachtfeld sei unübersehbar.

Das wiederkehrende Muster westlicher Unterstützung sei nicht geeignet, die Lage entscheidend zu verändern. Im Gegenteil: Die russische Armee habe sich zunehmend angepasst, setze auf eine koordinierte Kombination aus elektronischer Kriegsführung, Gleitbomben, Artillerie, Drohnen und Bodentruppen – mit ernüchternder Wirkung für die ukrainische Verteidigung.

Strategischer Druck und fehlende Ressourcen

Besonders problematisch sei der Rückgang an militärischen Ressourcen. Laut Reisner mangelt es der Ukraine an Personal, Material und Ersatzteilen. Auch die jüngste Umverlagerung westlicher Waffensysteme in den Nahen Osten – wie im Fall der Vampir-Flugabwehrraketen – verschärfe die Lage. "Das ist sehr schmerzhaft für die Ukraine", so der Oberst.

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Reisner, der nach eigenen Angaben regelmäßig Kontakt mit ukrainischen Militärs hält, schildert die Stimmung als "sehr ernüchternd". Die Einschätzungen von der Front ließen keinen Raum für Schönfärberei: "Ich kann Ihnen kein geschöntes Bild geben."

Europa gefordert – USA ungewiss

Mit Blick auf die politische Dimension warnte Reisner vor einem Ausfall der USA als Hauptlieferant. In einem solchen Szenario müsse Europa "eine klare Antwort" formulieren und seine Verantwortung übernehmen. Die bisherige Strategie des Durchhaltens und Hoffens sei nicht ausreichend: "Alle hoffen auf einen schwarzen Schwan", sagte Reisner – gemeint ist ein unvorhersehbares Ereignis wie ein Zusammenbruch des russischen Regimes. Doch: "Wir sehen es einfach nicht."

Grenzen der Eigenständigkeit

Trotz der Eigenleistung Kiews, etwa beim Ausbau der Drohnenproduktion, sei die Ukraine langfristig auf externe Hilfe angewiesen. "Die Ukraine hat Unglaubliches geleistet", so Reisner. Eine Rückeroberung besetzter Gebiete sei ohne massive Unterstützung jedoch nicht realistisch. "Dazu müsste es massivere Anstrengungen geben."

(VOL.AT)

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