Ukraine: Bislang tausende Quartiere in Österreich gemeldet

Allein in solchen Nachbarschaftsquartieren stehen derzeit rund 12.000 Plätze zur Verfügung, zusätzlich zu von Bund und Ländern gestellten Unterkünften, berichtete das Innenministerium nach eineinhalb Wochen Angriffskrieg Russlands auf seinen Nachbarstaat über Hilfe in und von Österreich. Nächste Woche sollen weitere Hilfstransporte starten.
Dank von Innenminister Karner
"Ich danke den Ländern, den Gemeinden und den Zivil- und Blaulichtorganisationen für die exzellente Zusammenarbeit. Sei es bei der Bereitstellung von Quartieren oder der Koordinierung von Hilfslieferungen - hier wird in diesen Tagen Herausragendes geleistet", sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). "Die Gemeinden, der Gemeindebund - aber auch die vielen zivilen Hilfsorganisationen wie Caritas, Volkshilfe, das Rote Kreuz, der Arbeitersamariterbund und viele weitere Initiativen haben in der letzten Woche eindrucksvoll gezeigt, was sie zu leisten im Stande sind."
"Enorme Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine"
Gemeinsam mit den Ländern wurden Übergangsquartiere in Betrieb genommen. Das Innenministerium hat die Koordinierung der Angebote für Unterkünfte über. "Die Österreicherinnen und Österreicher zeigen nicht nur enorme Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine, sondern bieten vor allem dringend benötigte und schnelle Hilfe an", so Karner.
Unter der Mail-Adresse nachbarschaftsquartier@bbu.gv.at können Private sogenannte Nachbarschaftsquartiere bekanntgeben. Bisher wurden rund 3.000 Einmeldungen entgegengenommen, von Zimmern in Wohnhäusern bis zu leer stehenden Häusern oder Hotelzimmern, von zwei bis zu 30 oder noch mehr Plätzen pro Einheit reichen die Angebote. Vermieter erhalten im Rahmen der Grundversorgung Entgelt dafür. Man könne derzeit von etwa 12.000 Plätzen in Unterkünften aus dem Pool Nachbarschaftsquartier ausgehen, hieß es am Sonntag.
Hilfstransport traf in Ukraine ein
Im Rahmen der staatlichen internationalen Katastrophenhilfe war am Donnerstagabend ein erster Hilfstransport mit vier Lkw mit medizinischen Gütern für Operationen am Bestimmungsort in Lwiw (Lemberg) im Westen der Ukraine angekommen. Geliefert wurden 50.000 Liter Handdesinfektionsmittel sowie je 50.000 Stück Schutzbrillen und MNS-Masken, 20.000 Stück Handschuhe und 9.000 Liter Flächendesinfektionsmittel. Ein weiterer Laster mit 7.000 Stück Verbandsmaterial und 50.000 Stück Wundauflagen hat Österreich am Freitag Richtung Lwiw verlassen.
Ein Transporter mit 1.500 Hygienepaketen soll am Montag dorthin aufbrechen, gefolgt von voraussichtlich zwei Lkw mit 10.000 Schutzhelmen des Bundesheers, der am Mittwoch beladen und abmarschbereit gemacht wird. In Vorbereitung ist auch die Überbringung von über das Innenministerium angebotenen 200.000 Liter Dieseltreibstoff mit Tanklastern.
Laster fahren nach Moldau
Nach Moldau, wo zahlreiche Kriegsvertriebene versorgt werden, fahren am Dienstag und Mittwoch zwei Laster, Ziel ist die Hauptstadt Chişinău. Die Fracht besteht aus 500 Hygiene-Paketen, 20 Zelten, 1.000 Decken sowie je 500 Stück Liegematten, Polster und Feldbetten. In Richtung der slowakischen Hauptstadt Bratislava fährt am Mittwoch ein Lkw mit 50.000 Litern Handdesinfektionsmittel, 45.000 FFP2-Masken und 90.000 MNS-Masken ab.
Daneben bestehen Initiativen der Bundesländer, Gemeinden und von Privatpersonen. Weitere Hilfspakete seien in Vorbereitung, so das Ressort.
Ukrainisch sprechende Operatoren
Bereits am vergangenen Wochenende war eine Hotline für Kriegsvertriebene eingerichtet worden (rund um die Uhr unter 0043/1-2676-870-9460). Bisher seien mehr als 4.000 Anrufe eingegangen. Die 18 ukrainisch sprechenden Operatorinnen und Operatoren führten im Schichtdienst schon rund 300 Stunden Gespräche.
Hilfskonvoi für ukrainische Flüchtlinge
Ein Hilfskonvoi mit Gütern für ukrainische Kriegsflüchtlinge hat sich Samstagmittag auf den Weg vom Feuerwehr- und Sicherheitszentrum Tulln nach Moldawien gemacht. Die fünf Sattelschlepper und zwei Begleitfahrzeuge des Zivilschutzverbandes sollen nach mehr als 20 Stunden in Chisinau ankommen und 25.000 Pakete sowie 75.000 Windeln überbringen, betonte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).
"Wir stehen weiter an der Seite der Ukraine und der Republik Moldau. Denn wir alle haben die Bilder der letzten Tage im Kopf, mit den vielen Toten und Geflüchteten. Bilder, wo sich Frauen und Kinder von ihren Männern und Vätern verabschieden", sagte die Landeschefin in einer Aussendung. Sie verwies außerdem einmal mehr auf die Plattform www.noehilft.at, die im Bundesland alle Hilfsmaßnahmen von Geld- über Sachleistungen bis zur Zurverfügungstellung von Unterkünften koordiniert.
Eichtinger: Große Anstrengung
Eine große Anstrengung, "dass wir den Konvoi auf die Reise schicken können", ortete Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP). Christoph Kainz, der Präsident des NÖ Zivilschutzverbandes, sah in dem Transport ein "starkes Zeichen der niederösterreichischen Zivilgesellschaft". "Diese Hilfe ist neben der materiellen Hilfe eine unglaubliche mentale Unterstützung", befand der ebenfalls in Tulln anwesende Honorarkonsul der Ukraine, Lube Marc-Milo. Geschäftsträgerin Dorina Roman von der Botschaft Moldawiens zeigte sich "sehr beeindruckt von der Hilfe durch die Bevölkerung und vor allem den jungen Menschen in Niederösterreich, die tatkräftig mitgearbeitet haben".
Aufforderung von Moser
Der Präsident des Österreichischen Eigentümer und Vermieter Bundesverbandes hat am Samstag alle Vermieter in Österreich, die leer stehenden Wohnraum zu vermieten haben, aufgefordert, diesen an Familien bzw. Müttern mit Kindern aus der Ukraine zu vermieten. Die Mietzinszahlungen seien gesichert, betonte Günter Moser gegenüber der APA. Gesucht würden Wohnungen in ganz Österreich, Maklerzahlungen und Provisionen würden allerdings nicht akzeptiert, so Moser.
"Mit unserem Appell soll für diese Familien, bzw. Müttern mit Kindern eine Möglichkeit geschaffen werden, ein menschenwürdiges Wohnen in Frieden zu ermöglichen", erklärte der Verbandspräsident. Die Unterbringung der geflüchteten Familien in Flüchtlingsunterkünften lehne man ab. Stattdessen müssten diese Menschen, die einen Albtraum erlebt hätten, "für die Zeit ihres Aufenthaltes in Österreich die gleichen Bedingungen vorfinden", "wie wir es in Österreich als Österreicher selbst erwarten."
Information durch Newsletter
Die 26.000 Mitglieder des Verbandes seien bereits per Newsletter über diesen Appell informiert worden, so Moser. Nun hoffe man alle 400.000 Vermieter in Österreich zu erreichen, um auf diese Art Wohnungen für diese Familien zu finden. Die Abwicklung erfolge kostenfrei "über unsere Landesverbände um sicherzustellen, dass keine überhöhten Mietpreise oder andere Kosten verlangt werden". Zudem erfolge die Vergabe "in Zusammenarbeit mit den Flüchtlingskoordinatoren und der Bundesregierung, sowie den Ländern und Gemeinden, worum sich der Bundesverband kümmert", so Moser.
(APA/Red)
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