Überfall auf Postamt in Wien-Ottakring: Angeklagter erlitt Unfall, Verhandlung vertagt
Der Prozess wegen eines Überfalls auf ein Postamt in Wien-Ottakring ist kurz nach 11.00 Uhr auf Dezember vertagt worden. Anwalt Alexander Philipp wurde von der Ehefrau des verunfallten Zweitangeklagten verständigt, dass am Montag kein Erscheinen des 30-Jährigen möglich ist. Die Verhandlung wird am 21. Dezember fortgesetzt.
Der Zweitangeklagte, ein ehemaliger in den Überfall eingeweihter Postangestellter, hatte in der Früh einen Unfall und wurde mit der Rettung ins Spital gebracht. Falls er nicht zur Verhandlung erscheinen kann, müsse vertagt werden. Der Mann, der sich auf freiem Fuß befindet, informierte seinen Anwalt Alexander Philipp über den Unfall, der umgehend dem Schwurgericht Bescheid gab. Immerhin standen für Montag die Erläuterungen eines psychiatrischen Gutachtens und die Aussage von Zeugen am Plan. Die vorsitzende Richterin Martina Krainz verschob den Beginn der Verhandlung auf 11.00 Uhr, um zu klären, wie schwer der Beschuldigte verletzt wurde. Sollte er am Montag nicht mehr vor Gericht erscheinen können, sollte die Verhandlung auf den 21. Dezember vertagt werden.
Mann erbeutete 264.ooo Euro bei Überfall
Bei dem Überfall am 6. Oktober 2009 hatte ein Mann mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole 264.000 Euro erbeutet. Eine am Tatort hinterlassene DNA-Spur brachte die Ermittler auf einen gebürtigen Georgier, der in Deutschland wegen sieben Raubüberfällen eine Haftstrafe abgesessen hat. Nachseiner Entlassung wurde der 35-Jährige den österreichischen Strafverfolgungsbehörden übergeben.
Dass der Räuber im Postamt von einem Angestellten unterstützt wurde, zeigte sich bei der Auswertung des Mobiltelefons des Georgiers. Die Kriminalisten stellten fest, dass der Täter mit dem jungen Mann vor dem Überfall SMS ausgetauscht hatte. Damit konfrontiert, legte der 30-Jährige, der 2010 seinen Dienst bei der Post quittiert hatte und seither als Buslenker beschäftigt ist, ein Geständnis ab. Er gab zu, am Raub beteiligt gewesen zu sein, behauptete jedoch, er sei dazu praktisch gezwungen worden.
Täter wollten “schnelles Geld” machen
Hinter der Tat habe ein gewisser Hakan gestanden, den er in einer Bar in der Wiener Innenstadt kennengelernt hätte. Dieser habe dort mit Geld um sich geschmissen, ein sündteures Auto gefahren und damit sein Interesse geweckt. Nach mehreren Gesprächen habe Hakan ihn eines Tages gefragt, ob er “schnelles Geld” machen wolle. Das habe er bejaht, erklärte der 30-Jährige beim Prozessauftakt im August. Daraufhin habe Hakan ihm erklärt, dass er bei einem Diebstahl in seiner Filiale mithelfen müsse. Hakans Leibwächter hätten ihn zusammengeschlagen und damit letzten Endes dazu gebracht, sich auf die schiefe Bahn zu begeben.
Eingeweihter Postler mimte Opfer
Der Darstellung des 30-Jährigen zufolge, soll Hakan in weiterer Folge den mitangeklagten Georgier als Räuber nominiert haben, diesen sollte er in der Filiale herumführen. So geschah es auch. Kurz vor Geschäftsschluss gelangte der Täter über den Hintereingang in die Filiale. Die Angestellten wurden bedroht, mit Klebebändern gefesselt, wobei der eingeweihte Postler zum Schein das Opfer mimte und so tat, als würde er Anweisungen des Bewaffneten umsetzen. Eine weibliche Angestellte, die insgesamt drei Mal überfallen wurde, ist seit mehreren Jahren berufsunfähig. Sie leidet an einem posttraumatischen Belastungssyndrom.
Vom Drahtzieher des Überfalls, Hakan, fehlt jede Spur. Er konnte bisher nicht ausgeforscht werden.
APA/Red.
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