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Über die Ursprünge der Kirche Nenzing

Die Archäologen Guido Faccani, Laura Holzer und Andreas Picker mit Gemeindearchivar Thomas Gamon und Walter Gantner (Pfarre Nenzing).
Die Archäologen Guido Faccani, Laura Holzer und Andreas Picker mit Gemeindearchivar Thomas Gamon und Walter Gantner (Pfarre Nenzing). ©Elke Kager Meyer
Neubewertung der archäologischen Funde in der Pfarrkirche St. Mauritius in Nenzing
Pfarrkirche Nenzing

Während Bauarbeiten in der Kirche St. Mauritius zwischen 1982 und 1984 ergab sich erstmals die Gelegenheit, die Fläche des heutigen Chors archäologisch zu untersuchen. Diese Aufgabe übernahm der Archäologe Wilhelm Sydow. Als er 1985 die Ergebnisse zu seinen Untersuchungen erstmals veröffentlichte, bereicherte er Vorarlberg um ein rares Puzzlestück zur frühmittelalterlichen Geschichte: „Zur Zeit, als die Heiligen Kolumban und Gallus ihre Mission begannen … stand in Nenzing schon fast hundert Jahre eine Kirche.“ Im Juni und Juli dieses Jahres erfolgte eine Neubewertung der damaligen Ergebnisse mit dem heutigen Stand der Technik. Die Nenzingerin Laura Holzer, Archäologin und Kunsthistorikerin bei „Context KG“, Guido Faccani, Mittelalterarchäologe und Kunsthistoriker, sowie Archäologe Andreas Picker vom Landeskonservatorat Vorarlberg gaben nun im Rahmen eines Vortrags im gut besuchten Nenzinger Wolfhaus Einblick über diese Arbeiten.

Für die Nachwelt erhalten

„Nach den Grabungsarbeiten in den 80-er-Jahren zog man im Chor eine Bodenplatte ein, schützte so die Überreste der ins Frühmittelalter zurückreichenden Vorgängerkirchen und hielt sie zugänglich. Dieser Grabungskeller kann bis heute betreten werden. Viele Nenzinger hatten dadurch die Gelegenheit, die Ursprünge der Pfarrgemeinde hautnah erleben zu können. Die Begehungen und der Zahn der Zeit setzten dem Befund jedoch zu: Erdprofile begannen zu erodieren, wodurch ein Schädel sichtbar wurde, Mauern zerfielen nahezu vollständig“, berichteten die Referenten.

Aus diesem Grund beschloss die Gemeinde und die Pfarrgemeinde Nenzing mit Unterstützung des Bundesdenkmalamts die archäologischen Quellen ihrer Geschichte zu sichern. „Im gleichen Zuge erfolgte eine Neudokumentation der Grabung mit aktuellen Methoden, das heißt mit digitaler Fotografie, Vermessung und naturwissenschaftlichen Datierungsmethoden“, berichtete Guido Faccani über die Arbeiten, die im Sommer dieses Jahres durchgeführt wurden. „Die Grabung wurde gereinigt und mittels digitaler Fotos ein 3D-Modell des gesamten Grabungskellers erstellt. Außerdem wurden Schichten, Mauern und Böden vermessen und nummeriert, wodurch sie eindeutig verortbar wurden“, so Archäologin Laura Holzer.

Mauern, Böden und Gräber

In den 1980er-Jahre wurde rund eineinhalb Meter tief gegraben, bis schließlich das älteste Gebäude aus dem ersten Jahrtausend erreicht war. Erhalten waren davon und von den nachfolgenden Kirchen Mauern, Böden und Gräber. Aus einem dieser Gräber dürfte der sogenannte Körbchenohrring stammen, der vermutlich zwischen dem Ende des 6. und dem Beginn des 7. Jahrhundert im italienischen oder byzantinischen Raum angefertigt wurde. Nach mehreren Erweiterungen brannte 1633 die Kirche bei einem großen Dorfbrand ab. Anschließend errichtete man einen Neubau und stockte den Turm auf. Zuletzt erfolgte 1852 die Verlängerung des Schiffs nach Westen. In der damals erreichten Größe besteht die Kirche noch heute. Während der jüngsten Untersuchungen konnten Proben von organischem Material aus frühen Schichten entnommen werden.

Die Auswertung wird mit Spannung erwartet. Auf Basis dieser naturwissenschaftlichen Datierungen wird es möglich, sich weiter an die zeitliche Einordnung einzelner, und besonders der frühen Bauphasen heranzutasten.

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