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Turnvorführung ist ein Gesamtkunstwerk

Das Tanzen ist weitgehend Frauensache. Am Trampolin regieren jedoch mehr die Herren.

In der Halle 1 auf dem Dornbirner Messegelände geht es schon um zehn Uhr vormittags gehörig zur Sache. Flotte Musik klingt durch den Raum. Das Publikum johlt und spendet enthusiastisch Beifall. Im Mittelpunkt der Begeisterung steht eine Gruppe aus Belgien, deren Repertoire alles umfasst, was eine tolle Vorführung ausmacht: von einfachen Tanzschritten bis hin zu atemberaubender Akrobatik. Letztere ist so etwas wie das Salz in der Suppe beinahe jeder turnerischen Performance, die während der Gymnaestrada geboten wird.

Zwei Saltos und mehr

Sechzig Kinder und Erwachsene, in schwarz-rote Kostüme gekleidet, wirbeln, rollen und hüpfen leichtfüßig über die Matte. Die tänzerischen und gymnastischen Einlagen sind weitgehend Sache der jungen Damen. Dazwischen schrauben sich durchtrainierte Herren mittels Trampolin in die Höhe, um nach einem mächtigen Salto wieder mehr oder weniger sicher auf dem Boden landen. Frauen fliegen nur vereinzelt durch die Luft. Akrobatik ist männlich, so erscheint es Außenstehenden. Aber nicht nur denen. Sven van Ghendt bestätigt nämlich die Vermutung im Großen und Ganzen. Die Erklärung dafür folgt auf dem Fuß. „Die Männer sind schwerer. Sie bringen mehr Gewicht auf das Trampolin und können dadurch höher springen.“ Bei ihm reicht es bis zur Landung zwar nur für eine Rolle, wie der muskelbepackte Antwerpener unbefangen zugibt. Doch er hat auch Kollegen, die schaffen zwei Saltos und eine Schraube dazu.

Es sieht leicht und locker aus, wenn sie neben- und hintereinander durch die Halle segeln, mit einem Lächeln wieder aufkommen und sofort zur nächsten Übung ansetzen. Allerdings ist es selbst für Laien nachvollziehbar, dass jede Bewegung das Resultat harter Arbeit darstellt. Sven van Ghendt und seine Turnerfreunde trainieren wöchentlich mindestens vier Stunden, um eine solche akrobatische Vorstellung liefern zu können. Gänzlich unbedarft in diesem Metier ist jedoch keiner von ihnen. Alle waren sie vorher gute Turner. „Irgendwann will man halt ein bisschen mehr“, sagt Sven. Der auch nicht verhehlt, dass dieses Vergnügen mitunter teuer bezahlt werden muss.

Spaß trotz Risiko

Denn die Verletzungsgefahr ist gerade bei der Akrobatik hoch. Dabei geht es weniger um Stürze. Solche gebe es kaum. Vielmehr macht die Überbelastung den Gelenken, Sehnen und Bändern zu schaffen. Was zählt ist jedoch der Spaß. Und den haben sie alle. Trotz Sauwetter. Für Sven van Ghendt ist es übrigens bereits die sechste Gymnaestrada. „Aber noch nie wurden wir so herzlich empfangen wie in Vorarlberg“, spendet er seinerseits dem Gastgeber Applaus.

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