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Trumps neuer Schocker - wer ist sein Justizminister-Kandidat Gaetz?

42-Jähriger zählt seit Jahren zu den Ultraradikalen innerhalb der Republikaner-Fraktion
42-Jähriger zählt seit Jahren zu den Ultraradikalen innerhalb der Republikaner-Fraktion ©APA
Der radikale Rechtsaußen-Kongressabgeordnete Matt Gaetz soll Justizminister in der künftigen US-Regierung von Donald Trump werden.
Trump und der Duft des Narziss

Senator Marco Rubio als Außenminister, Fox-News-Moderator Pete Hegseth als Pentagonchef, die frühere demokratische Abgeordnete Tulsi Gabbard als nationale Geheimdienstdirektorin - der künftige US-Präsident Donald Trump hat bei seinen Nominierungen für wichtige Regierungsposten eine Reihe unerwarteter und teils äußerst kontroverser Wahlen getroffen.

Aber sein Kandidat für die Leitung des Justizministeriums, Matt Gaetz, ist der bislang größte Schocker. Denn sogar in der eigenen Partei gilt dieser feurige Trump-Anhänger als ein spalterischer Aufrührer - ganz abgesehen von anderen Problemen.

Hier ein Blick auf Trumps bislang umstrittensten Personalvorschlag:

Vorwürfe und Ermittlungen

Während es Trump zumindest im Vorfeld der Präsidentschaftswahl mit diversen gerichtlichen Verfahren gegen sich selbst zu tun hatte, untersucht der Ethik-Ausschuss des Repräsentantenhauses Vorwürfe gegen Gaetz, die eine mutmaßliche Sexhandel-Intrige mit einem 17-jährigen Mädchen als Opfer betreffen. Im Juni veröffentlichte das Gremium einen Zwischenbericht über seine Ermittlungen, die, so wurde mitgeteilt, auch die Frage einschlossen, ob sich Gaetz selbst sexuellen Fehlverhaltens und illegalen Drogenkonsums schuldig gemacht, vorschriftswidrige Geschenke entgegengenommen und versucht hat, Untersuchungen seines Verhaltens seitens der Regierung zu behindern.

Der Ausschuss gab zugleich bekannt, dass er vier weitere Vorwürfe Gaetz nicht weiter verfolge, darunter Beschuldigungen, er habe Kongresskollegen anstößige Fotos und Videos gezeigt und Wahlkampfgelder für persönlichen Nutzen abgezweigt.

Gaetz selbst hat die Vorwürfe kategorisch zurückgewiesen und seinen langjährigen Erzfeind, den früheren republikanischen Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses, Mike McCarthy, dafür verantwortlich gemacht. Allerdings begannen die Ermittlungen, bevor die Republikaner die Mehrheit in der Kongresskammer erreichten und McCarthy den Topjob übernahm.

2023 stellte das Justizministerium eine Sexhandel-Untersuchung ein,ohne Anklage gegen Gaetz zu erheben.

Ein absoluter Trump-Loyalist

Der 42-jährige Gaetz gewann am 5. November seine fünfte zweijährige Amtszeit im Repräsentantenhaus und zählt zu Trumps leidenschaftlichsten Verteidigern in den Kabelfernsehen-Nachrichten und anderswo. Er war einer der republikanischen Abgeordneten, die in diesem Jahr nach New York reisten, um Trump in dessen Prozess um die Vertuschung von Schweigegeld-Zahlungen an eine Pornoschauspielerin im Gerichtsgebäude den Rücken zu stärken.

Nach der Wahlkampf-Fernsehdebatte zwischen Trump und Präsident Joe Biden war er auf Hochtouren im sogenannten Spin Room aktiv, einem Raum, in dem namhafte Vertreter der jeweiligen Kandidaten ihre - natürlich zumeist positive Einschätzung vom Verlauf des Streitgesprächs zum Besten geben. Als Biden aus dem Präsidentschaftsrennen ausschied, half Gaetz Trump dabei, sich auf die folgende TV-Debatte mit Vizepräsidentin Kamala Harris vorzubereiten, inklusive der falschen Behauptung, dass haitianische Migranten in den USA die Haustiere von Einwohnern verzehrten - eine Unwahrheit, die Gaetz neben anderen online mitverbreitet hat.

Und nur kurz bevor Trump seine Nominierung bekanntgab, postete Gaetz auf X einen Beitrag, der Trumps häufige Behauptungen wiederholte, nach denen er unfair vom Justizsystem ins Visier genommen worden sei. Er wetterte gegen die derzeitige Regierung, die sich in eine "Waffe gegen unser Volk" verwandelt habe, und wenn der Kampf dagegen bedeute, alle dem Justizministerium unterstellten Behörden wie das FBI abzuschaffen, "bin ich bereit, loszulegen!", schrieb Gaetz.

Verhältnis zu anderen Republikanern

Gaetz war stets ein begeisterter und felsenfester Unterstützer von Trump, aber hat manchmal andere Parteikollegen irritiert, so Anfang 2023. Da zählte er zu einer Gruppe rechter Hardliner, die sich gegen

McCarthys Kandidatur als Vorsitzender des Repräsentantenhauses stellten und ihn zwangen, 15 Abstimmungsrunden zu durchlaufen, bevor er den Posten gewann. Und später war es Gaetz, der das Votum orchestrierte, das letztendlich McCarthys Sturz herbeiführte.

McCarthy hat Gaetz vorgeworfen, seinen Sturz betrieben zu haben, um die Ethik-Ermittlungen gegen den Abgeordneten zu stoppen.

Ausbildung zum Juristen

Gaetz hat 2007 an der Universität William & Mary in Virginia seinen Jura-Abschluss gemacht und danach für eine Anwaltskanzlei in Florida gearbeitet. Die Anwaltskammer des Bundesstaates entzog ihm 2021 wegen unbezahlter Gebühren kurz die Lizenz, aber auf der Webseite der Vereinigung war er am Mittwoch als unbescholtenes Mitglied aufgeführt.

Wie entscheidet der Senat?

Die meisten der angesprochenen Republikaner vermieden am Mittwoch eine direkte Antwort auf die Frage, ob sie Gaetz' Berufung unterstützen. Die Partei wird künftig im 100-köpfigen Senat über 53 Sitze verfügen und könnte in Pattsituationen von 50 zu 50 auf die Stimme von J.D. Vance zählen, der als Vizepräsident auch die Rolle des Senatspräsidenten ausüben wird. Das heißt, die Republikaner könnten im Gaetz-Bestätigungsverfahren ein paar Abtrünnige verkraften.

Ob und wie viele es geben könnte, blieb zunächst völlig unklar. So sagte John Cornyn, der dem Justizausschuss des Senats angehört, dass die Bestätigungsprozedur im Fall von Gaetz genauso gehandhabt würden wie jede andere, und dass er selbst keine vorgefasste Meinung habe, was die Ethik-Ermittlungen im Repräsentantenhaus betreffe. Sein namhafter Ausschuss-Kollege Lindsey Graham nannte Gaetz einen "smarten, cleveren Kerl", aber wies darauf hin, dass er im anstehenden Hearing im Justizausschuss einige "harte Fragen" zu beantworten habe, "und wir werden sehen, wie er abschneidet".

Die Senatorin Susan Collins, eine von Trumps wenigen republikanischen Kritikern im Kongress, sagte, die Nachricht von der Nominierung habe sie schockiert. Gaetz müsse sich auf "viele, viele Fragen" vorbereiten. Ihre Kollegin Lisa Murkowski, eine andere Trump-Kritikerin, erklärte, was sie betreffe, sei Gaetz kein ernsthafter Kandidat für den Posten des Justizministers.

Senator Thom Tillis, der ebenfalls dem Justizausschuss angehört, gab nur eine Prognose ab: dass mit einem spannenden Bestätigungsverfahren zu rechnen sei, bei dem es für Gaetz viel zu knacken geben werde.

Christophe Kohl (ORF) zum Trump-Team:

(APA)

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