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"Tractatus"-Preis für Roberto Simanowski

Kultur- und Medienwissenschaftler Roberto Simanowski (Bild) nahm den Tractatus 2020 im sport.park.lech vor kleinem Publikum entgegen.
Kultur- und Medienwissenschaftler Roberto Simanowski (Bild) nahm den Tractatus 2020 im sport.park.lech vor kleinem Publikum entgegen. ©si!kommunikation
Roberto Simanowski ist der diesjährige Preisträger des "Tractatus"-Preises des Philosophicum Lech.

Er erhielt die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung für sein Essay "Todesalgorithmus. Das Dilemma der künstlichen Intelligenz" (Passagen Verlag), teilten die Verantwortlichen am Samstag mit. In dem Werk werden die "Aporien und Paradoxien der künstlichen Intelligenz" diskutiert, hieß es. Der Preis wurde Simanowski am Freitag vor kleinem Publikum verliehen.

(c) si!kommunikation

Der in Berlin und Rio de Janeiro lebende Publizist gab in seinem Buch vielfältige Denkanstöße, indem er ethische Implikationen und Dimensionen künstlicher Intelligenz behandelt. Seine Ausführungen spitzen sich auf die Frage zu: "Wird die künstliche Intelligenz dem Menschen den freien Willen nehmen, ihn vor sich selbst schützen und zurück ins Paradies der Entscheidungslosigkeit befördern?". Simanowskis Forschungsschwerpunkte sind Postmodernismus und Multikulturalismus sowie die Ästhetik und Kultur digitaler Medien.

"Intelektuelle Provokation"

Für die Jury - bestehend aus Barbara Bleisch, Michael Krüger und Thomas Vasek - bringe der Preisträger "Das Dilemma der künstlichen Intelligenz auf einen kraftvollen, einprägsamen Begriff. 'Todesalgorithmus' regt zum spekulativen Nachdenken über die drohende Selbstentmächtigung des Menschen an, ohne dabei in kritiklose Technikeuphorie oder in apokalyptischen Zukunftspessimismus zu verfallen", begründete Vasek die Entscheidung der Jury. Das Essay stelle "eine intellektuelle Provokation im besten Sinne" dar. Sie sei "getrieben von einer unbändigen Lust an Ambivalenzen und Paradoxien, die vermutlich jede künstliche Intelligenz überfordern würden".

Lob auf von der Presse

Nicht nur von der Jury, sondern auch von der Presse wurde der "Todesalgorithmus" bereits gelobt. Das Werk hebe sich "wohltuend von einer Kritik ab, die Maschinen als Entfremdung des Menschen von seinen wahren Bedürfnissen hinterfragt", hieß es etwa im "Falter". Für den "Deutschlandfunk" denke der Literatur- und Geschichtswissenschafter "den Einsatz von künstlicher Intelligenz radikal zu Ende", damit provoziere er eine "kritische Auseinandersetzung mit Technologie".

Der nunmehrige zwölfte Preisträger des "Tractatus" hat sich gegen die Philosophin Susanne Boshammer für ihr Buch "Die zweite Chance: Warum wir (nicht alles) verzeihen sollten" (Rowohlt Verlag), die beiden Philosophen Michael Hampe für "Die Wildnis. Die Seele. Das Nichts. Über das wirkliche Leben" (Carl Hanser Verlag) und Geert Keil für "Wenn ich mich nicht irre. Ein Versuch über die menschliche Fehlbarkeit" (Reclam Verlag) sowie den Chefredakteur der "Welt", Ulf Poschardt, für sein Buch "Mündig" (Klett-Cotta-Verlag) durchgesetzt.

Symposium auf September 2021 verschoben

Das Symposium selbst wurde heuer corona-bedingt auf kommendes Jahr verschoben. Es wird von 22. bis 26. September 2021 unter dem Thema "Als ob! Die Kraft der Fiktion" stattfinden. Damit wird zum 24. Mal nach Lech am Arlberg geladen. Der privat finanzierte "Tractatus"-Preis - er gehört zu den höchstdotierten im deutschsprachigen Raum - wurde 2009 vom Verein Philosophicum Lech ins Leben gerufen. Es sollen herausragende Publikationen auf dem Feld geistiger Auseinandersetzung und Standortbestimmung ausgezeichnet werden.

(APA)

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