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Tote Patientin - OÖG: Keine Fehler von Ärzten und Pflege

Sondersitzung zum Fall der toten Patientin
Sondersitzung zum Fall der toten Patientin ©APA/THEMENBILD
Beim Tod einer Patientin, die im Oktober mit einem Aorteneinriss ins Krankenhaus Rohrbach gekommen war und von einigen Spitälern abgewiesen wurde, gebe es "keinen Anhaltspunkt für einen Fehler auf Ebene der handelnden Ärztinnen und Ärzte oder des Pflegepersonals", teilte die Oberösterreichische Gesundheitsholding (OÖG) nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Montag mit. Zuvor kündigte der Vorsitzende der OÖG-Geschäftsführung, Franz Harnoncourt, an zurückzutreten.

Harnoncourt, der auch Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums (KUK) ist, hat seinen vorzeitigen Rücktritt aus dem Vertrag zu Beginn einer Sondersitzung der Gesundheitsholding zum Fall jener Patientin angekündigt. Sein Vertrag läuft eigentlich noch bis 2029. Er habe Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) "ersucht, meinen Vertrag vorzeitig aufzulösen". "Ich hoffe, dass durch diese Zäsur ein Neuanfang möglich wird", sagte er in einer Pressekonferenz am Nachmittag. Zuständig für die Nachbesetzung - für OÖG und KUK jeweils eine Person - sei die Landesholding, so OÖG-Aufsichtsratsvorsitzender Franz Mittendorfer. Bis Mai 2026 werde Harnoncourt noch zur Verfügung stehen, bis Februar hoffe man auf eine Entscheidung über die Nachfolge. Der Ausschreibungsprozess solle so schnell wie möglich starten.

Mitte Oktober war die Patientin mit einem Aorteneinriss ins OÖG-Krankenhaus Rohrbach gekommen. Sie hätte in eine Spezialklinik überstellt werden müssen, aber nirgends, auch nicht im Kepler Uniklinikum, fand sich die Kapazität, sie rasch genug zu behandeln. Die Frau starb. Ihr Fall zog eine breite Diskussion über die Abläufe und Kapazitäten im Gesundheitssystem nach sich. So hat Haberlander eine Expertenkommission für Klinisches Notfallmanagement und Kommunikation installiert, die die Abläufe rund um den Tod der Frau aufklären soll.

Ungewiss, ob umgehende Operation Leben gerettet hätte

Der Aufsichtsrat der OÖG berichtete am Montag, die Patientin sei nach nur etwas mehr als zwei Stunden nach der Diagnose um 23.18 Uhr an einer "sehr seltenen, schicksalhaften Erkrankung" verstorben. "Wir wissen nicht, ob die umgehende Operation des Aortenrisses ihr Leben hätte retten können. Ohne Zweifel hat der Geschehensablauf aber gezeigt, dass es notwendig ist, Schnittstellen sowie Kommunikationsabläufe - sowohl unternehmensintern als auch träger- und länderübergreifend - kritisch zu hinterfragen und laufend zu verbessern", folgerte die OÖG. "Es gab keine Anhaltspunkte für Fehler, im Gegenteil, es wurde alles versucht, was möglich war, um das Leben der Patientin zu retten", erklärte Mittendorfer.

Das Krankenhausmanagement der OÖG präsentierte folgende Maßnahmen: Die Checkliste mit präzisen Abläufen und Telefonkontakten für die Notaufnahmen der Regionalspitäler soll verbessert werden. Ein 24/7-Notfallhubschrauber soll in Oberösterreich etabliert werden. Die OÖG will mit anderen Bundesländern die bundeslandübergreifende Kapazitätsabstimmung gestalten. Eine multiprofessionelle Arbeitsgruppe der OÖG soll Kommunikationswege und Verlegungsmöglichkeiten evaluieren und Verbesserungen erarbeiten.

Eingeschränkte OP-Kapazitäten

Bezüglich eingeschränkter OP-Kapazitäten, die ebenfalls Gegenstand einer Aufsichtsratssitzung waren, hieß es, dass im KUK 23 Vollzeitstellen in der Anästhesie fehlen würden, bei derzeit 92 Anästhesieärztinnen und -ärzten. Durch ein Projekt zur Stabilisierung der Anästhesie am KUK gebe es 47 Interessierte für die Stellen. In der OP-Pflege fehlen derzeit 30 Personen, um den notwendigen Stand von 286 zu erreichen. 15 Personen am KUK würden ihre Ausbildung im Oktober 2027 abschließen. Im Dezember soll ein Operationssaal wiedereröffnet werden, je ein weiterer im April und Juli 2026.

Im Regionalkrankenhaus Steyr werde jedoch die OP-Kapazität ab Jänner um zehn Prozent oder von 35 auf 31 OP-Tische reduziert, konkretisierte Harnoncourt. Es handle sich um planbare Eingriffe, Alternativen in anderen Krankenhäusern würden nach Möglichkeit angeboten.

"Gedeihliches Handeln kaum mehr möglich"

"Wenn die Organisation und damit ihre Führung nunmehr in so heftiger Kritik stehen, wenn ein gedeihliches und produktives Handeln - auch durch die von mir als überhitzt empfundenen Diskussionen - kaum mehr möglich ist, gilt es, die Verantwortung dafür zu übernehmen - was ich hiermit tue", hatte Harnoncourt zu Sitzungsbeginn gleich erklärt. "Dies umso mehr, als in dieser Atmosphäre die Rückkehr zu einer konstruktiven Arbeit wohl nur durch einen auch personellen Neuanfang möglich ist."

Durchaus selbstkritisch führte er in seiner persönlichen Erklärung noch an: "Es ist mir offensichtlich nicht oder nicht ausreichend gelungen, die Weichen innerhalb der Organisation sowohl bei den Regionalkliniken als auch im Kepler Universitätsklinikum so zu stellen, dass die schwierigen Rahmenbedingungen für unsere Patientinnen und Patienten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst wenig zu spüren sind."

Landeshauptmannstellvertreterin zollte Entscheidung Respekt

Die Entscheidung verdiene Respekt, ein solcher Schritt "ist niemals leicht und erfordert persönliche Stärke ebenso wie großes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Oberösterreichischen Gesundheitsholding", bedankte sich Haberlander bei Harnoncourt für die langjährige, sehr gute Zusammenarbeit und die Bereitschaft, einen geordneten Übergang sicherzustellen. Gleichzeitig stellte sie auch klar, dass "strukturelle Verbesserungen notwendig sind". Dazu zählen die "Weiterentwicklung von Prozessen, die Schärfung interner Abläufe, ein intensiviertes Recruiting in den bekannten Mangelfächern oder die Stärkung der Kommunikation zwischen den Häusern", listete sie auf. JKU-Rektor Stefan Koch dankte Harnoncourt "für die hervorragende Kooperation und für die gemeinsame Erarbeitung des innovativen Konzepts für die nächste Entwicklungsphase der Medizinischen Fakultät" und begrüßte die nun beabsichtigte Trennung der beiden Geschäftsführerfunktionen (von OÖG und KUK, Anm.) "sehr". Auch die Ärztekammer für Oberösterreich unterstrich die "konstruktive und professionelle Zusammenarbeit" mit dem 64-Jährigen.

(APA)

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