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Tops und Flops der WM in Aare

Die Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2007 in Aare sind seit Sonntag Geschichte, der WM-Tross sagte Schweden "Hej da" ("Auf Wiedersehen"). Die Titelkämpfe brachten neben strahlenden Siegern auch zahlreiche enttäuschte Verlierer.

Die “Tops” der WM
Anja Pärson:
Was für ein Timing. Nach einer völlig verkorksten Weltcup-Saison war Anja Pärson bei “ihrer” WM in Aare punktgenau wieder dick da. Mit Gold in Abfahrt, Super-Kombination und Super G sowie Silber im Teambewerb und Bronze im Slalom wurde die 25-Jährige mit fünf Medaillen zum absoluten Superstar der Titelkämpfe. Pärson hat mittlerweile sieben WM-Goldene zu Hause und zudem in jeder der fünf Disziplinen zumindest eine.
Aksel Lund Svindal: Der Norweger verließ seine halbe Heim-WM nahe der norwegisch-schwedischen Grenze mit zwei Goldenen um den Hals. Unterstützt von hunderten Fans aus der Heimat triumphierte der Modellathlet und Leader im Gesamt-Weltcup in Abfahrt und Riesentorlauf.
Mario Matt: Mit 1,81 Sekunden Vorsprung gewann der völlig entfesselte Flirscher den WM-Slalom – eine Leistung, die zweifellos in die Ski-Geschichte eingehen wird. Für den Tiroler war es sechs Jahre nach St. Anton der zweite Slalom-WM-Titel. Dazwischen lagen eine schwere Schulterverletzung und ein hartnäckiges Formtief.
ÖSV-Damen: WM-Medaillen in allen Disziplinen: einmal Gold (Nicole Hosp), einmal Silber (Marlies Schild) und dreimal Bronze (Hosp, Schild, Renate Götschl), dazu der Beitrag an Teamgold. Die Mannschaft von Cheftrainer Herbert Mandl zählte zu den großen Gewinnern in Aare und bestätigte die starken Saisonleistungen.
Doppelpack: Aus der Not wurde eine Tugend gemacht, die zur Nachahmung empfohlen ist. Wetterbedingt fanden in Aare erst beide Super G und dann beide Abfahrten an einem Tag statt. Und das, obwohl alle WM-Strecken in einem Zielstadion mündeten. Der Ruf nach einer Verkürzung der Ski-Weltmeisterschaften (derzeit 16 Tage) ist schon lange laut und nun noch lauter geworden.
Außenseiter: Es war eine WM, bei der viele Favoriten scheiterten. Die Top-Sensation war gleich die Auftakt-Goldene des Südtirolers Patrick Staudacher im Super G, sehr überraschend kam auch der Kombinations-Titel für den Schweizer Daniel Albrecht. Bei den Damen war das Gold der Tschechin Sarka Zahrobska ob der Vormachtstellung der Salzburgerin Marlies Schild in diesem Winter etwas unerwartet. Außenseiter auf dem Podest waren auch Jan Hudec (CAN), Patrik Järbyn (SWE), Maria Pietilä-Holmner (SWE), Manfred Mölgg (ITA) und Jean-Baptiste Grange (FRA).
Schweiz: Ohne eine einzige Medaille hatten die Eidgenossen die Weltmeisterschaften vor zwei Jahren in Bormio und Santa Caterina verlassen. Die Titelkämpfe in Mittelschweden beendete Swiss Ski an vierter Stelle im Medaillenspiegel mit einer Gold, einer Silber- und vier Bronze-Medaillen. Senkrechtstarter war Daniel Abrecht mit jeweils einmal Gold, Silber und Bronze.
Königshaus: König Carl XVI. Gustaf, Königin Silvia und Kronprinzessin Victoria waren von der Eröffnungsfeier bis zur Schlusszeremonie gern und oft gesehene Gäste und Zuschauer. Sie fieberten im Stadion mit, verteilten Auszeichnungen bei den Siegerehrungen und besuchten sogar das Mediacenter.
Aare: Entzückender Ort, heimeliges Flair, freundliche und hilfsbereite Einwohner. Der mittelschwedische Ort war ein guter Austragungsort der Ski-Weltmeisterschaften. Nach stürmischem, schneereichem Beginn hatte auch der Wettergott ein Einsehen mit den bereits etwas ungeduldigen Athleten und den unermüdlichen Helfern. Und außerdem: Erstens kann niemand in Aare etwas für das Wetter und zweitens hat schließlich die FIS die WM vergeben.
Kälteschutz: Bei Temperaturen von bis zu minus 30 Grad können Finger, Zehen und Wangen schon einmal einfrieren. Wer nach dem milden, schneearmen europäischen Winter nicht genügend Kälteschutz für den Hohen Norden im Gepäck hatte, fand in den Geschäften in Aare alles, was er brauchte. Von dicken Handschuhen über Schweden-Mützen mit Bommeln bis zu Schafwollsocken und Gesichtsmasken, die vor allem unter Journalisten äußert beliebt waren, was wiederum so manchem Athleten die Sprache verschlug.

Die “Flops” der WM
Bode Miller:
Von der Papierform her hätte der US-Boy in Aare in jeder Disziplin eine Medaille gewinnen können – wie bei Olympia 2006 verließ der Amerikaner aber schlussendlich auch Aare ohne eine einzige Trophäe. In den WM-Nächten in Aare räumte der 29-Jährige dafür aber wieder groß ab, im schwedischen Nightlife gewann Miller das Rennen um den „König der Nacht” ungefährdet und überlegen. Aus Mittelschweden reiste er aber (nur) mit einer im Slalom erlittenen Bänderdehnung im Knie ab.
Hermann Maier: Zum ersten Mal in seiner Karriere verließ der Flachauer ein Großereignis (WM oder Olympia) ohne Medaille. Im Super G schrammte der Salzburger nur um 0,04 Sekunden am Podest vorbei, in Abfahrt und RTL blieb Maier dann weiter hinter den Erwartungen zurück. Hinzu kamen die ungewohnt harten Kritiken von Armin Assinger und Franz Klammer. Unterm Strich eine WM, die dem “Herminator” sehr viel Kraft und Substanz gekostet hat.
Schwedens Slalom-Herren: Die schwedische Slalom-Armada war mit extrem hohen Erwartungen in den letzten Einzelbewerb der Heim-WM gegangen. Kein Wunder, denn Shootingstar Jens Byggmark, Andre Myhrer und Markus Larsson hatten im bisherigen Weltcup für vier Siege gesorgt. Am “Tag X” gingen sie dann jedoch gänzlich leer aus.
ÖSV-RTL-Herren-Team: Hermann Maier (21.), Rainer Schönfelder (25.), Benjamin Raich, Hannes Reichelt und Christoph Gruber (allesamt ausgeschieden) sorgten für das schlimmste ÖSV-RTL-Debakel der WM-Geschichte.
WM-Startschuss: Es war ein WM-Start, wie man ihn als Veranstalter nicht viel schlimmer befürchten kann: Wind, Schneefall und Nebel sorgten dafür, dass erst einmal drei Tage lang nichts ging. Der Herren-Super-G wurde zweimal, der Damen-Super-G einmal abgesagt – Erinnerungen an Morioka 1993 wurden wach. Erst mit dreitägiger Verspätung gingen dann mit dem Super-G-Doppelpack die ersten WM-Rennen in Aare in Szene.
Team USA: Drei Silbermedaillen durch Lindsey Kildow (Abfahrt, Super G) und Julia Mancuso (Kombination) waren die herzeigbare Ausbeute der Damen, im abschließenden Teambewerb am Sonntag waren die Beiden nicht dabei und daher sind die auszunehmen: was aber “Bauchrutscherin” Resi Stiegler und Co. ablieferten, war mehr als peinlich und eines WM-Bewerbs nicht würdig. Sechs der acht Läufer landeten in ihren Serien wegen Ausfalls oder Verspätung an letzter Stelle.

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