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Tony Ourslers Multimediasystem "Lock 2,4,6" im Kunsthaus Bregenz

Bregenz - Tony Oursler, einer der weltweit bekanntesten Videokünstler, hat für das Kunsthaus Bregenz (KUB) mit "Lock 2,4,6" eine absurd-fantastische Multimediaproduktion entworfen, die sich durch das ganze Gebäude zieht.
Tony Oursler im Kunsthaus

Der Künstler kombiniert dabei Alltagsgegenstände, Bildschirme, Druckgrafiken, Texte, Videos und Töne zu einer Collage und erschafft so für den Besucher ein großes, unmögliches System, in dem dieser zu seinem eigenen Versuchskaninchen bei der Erforschung kognitiver Vorgänge wird. Zu sehen ist die Installation von 24. Oktober 2009 bis 17. Jänner 2010.

Für seine erste große Einzelausstellung in Österreich entwickelte der amerikanische Künstler in langjähriger Arbeit eigens für das KUB neue Werke, die über Achsen alle Stockwerke des Gebäudes durchdringen. Zu diesen Verbindungselementen gehört etwa Wasser, das als Projektion von der Wand rinnt und in der Etage darüber einen Looping vollführt oder ein Stapel aus Konsum- und Alltagsgegenständen, aus Schlüsseln, Getränkedosen und Passfotos, der sich in den oberen Stockwerken an der jeweils selben Stelle fortsetzt. Der Besucher bewegt sich in diesem verwirrenden System von geloopten Abläufen, wird als Teil des Werks angeregt, den Prozess von Ursache und Wirkung nachzuvollziehen und erhält auf diese Weise einen neuen Blickwinkel auf alltägliche Dinge.

Das unheimlich geschminkte Gesicht von Darsteller Tony Conrad, das auf eine angeschnitten runde Platte mit Aussparungen für die Augen projiziert wird, zieht den Besucher in seinen Bann und irritiert. Im Erdgeschoß werden in rascher Folge 6.000 lomografieartige Alltagseindrücke an die Wand geworfen, die der Betrachter unwillkürlich in einen kausalen Zusammenhang zu bringen versucht. Zwang und Antrieb versinnbildlicht Oursler über die Projektion eines Lichtschalters, mit dem der allseits bekannte Impuls verbunden ist, nachsehen zu gehen, ob man das Licht ausgemacht hat. Oursler lädt zur Erkundung kognitiver Prozesse, nicht umsonst bezeichnete der Künstler bei der Presseführung Siegmund Freud als “große Inspiration”. Das inhaltlich sehr komplexe Werk könne aber auch ohne Hintergrundwissen erfahren werden, versicherte er.

Der neue KUB-Direktor Yilmaz Dziewior betonte Ourslers “hervorragenden Umgang mit dem Raum”. Der Ausstellungstitel beziehe sich auf ein kognitives Experiment, bei dem die Probanden die Zahlenfolge “2,4,6” interpretieren sollten. Für Kurator Rudolf Sagmeister ist das Besondere an Oursler, dass er als Videokünstler “den Monitor verlässt und in den Raum geht”. Ihn beeindrucke vor allem die Totalität und die choreographische Perfektion, mit der der Künstler das KUB als Gehäuse nutze. Schon Ourslers KUB-Arbeit “Flucht” von 2001, eine an die Fassade des Hauses geworfene Projektion von Köpfen, sei “magisch” gewesen. Für ihn sei das Werk “wie eine Oper”.

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